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Ziemlich neugierig sehe ich mich hier im Zimmer um und bemerke, dass ich definitiv zu viel getrunken habe, da meine Sicht schon ziemlich verschwommen ist.

Das muss das Zimmer von Jace sein.

Überall sind kleine Details darauf verstreut.

Ein paar Bilder von Jace und den Jungs, einige Dinge, die darauf hinweisen, dass es das Zimmer eines Kampfsportlers ist und natürlich auch ein Bild von Jace, Reggie und ihren Müttern, welches auf dem Schreibtisch steht.

"Du kannst ruhig herumwühlen, wenn du dich dann besser fühlst", sagt er ruhig und gelassen, also lasse ich mir das nicht zweimal sagen.

Ich laufe durch das große Zimmer, ignoriere die ständige Frage in meinem Hinterkopf, wie die Jungs sich dieses Haus leisten können und sehe mich ausgiebig um.

Ich betrachte die Bilder genauer, sehe mir die vielen Schulmaterialien an, die auf dem Schreibtisch liegen und blicke dann zu einer weiteren Tür.

"Ein anliegendes Badezimmer", erklärt Jace, als er wahrscheinlich meinen fragenden Blick sieht.

Ich nicke und gehe dann auf sein Bett zu, ehe ich mich darauf fallen lasse und ihn finster betrachte.

"Jetzt sag schon", befehle ich ernst und sehe ihn ziemlich wütend an.

Nachdem Dylan mit ihm schreiben wollte, kann er mir nicht einfach so sagen, dass ich heute Nacht hier bleiben werde und dann das Detail auslassen, warum das der Fall ist.

Meine Brüder würden mich niemals unbedacht in einem Haus voller Jungs bleiben lassen, also müssen sie definitiv ihre Gründe dafür haben.

"Auch wenn Dylan mir die Details gegeben hat, habe ich kein Recht dazu, sie dir zu erzählen. Du solltest es nicht von mir und auch nicht aus deinem Chatverlauf erfahren", sagt er und verschränkt die Arme vor der Brust.

"Jace, ich meine es ernst. Sag mir endlich, was du mit Dylan besprochen hast", mahne ich ihn, doch er bleibt stur.

Wütend stehe ich auf und laufe auf ihn zu.

"Was wird das?", fragt er, als ich die Klinke der Tür in die Hand nehme.

"Ich gehe nach Hause und finde selbst heraus, was mit meinen Brüdern nicht stimmt", sage ich und ziehe die Tür auf, doch im selben Moment wird die Tür mit einem lauten Knall wieder geschlossen.

Perplex betrachte ich die Tür.

Das ist das erste Mal seit zwei Monaten, dass mich ein lautes Geräusch nicht erschreckt hat.

Macht das der Alkohol, oder ist es die starke Präsenz, die ich hinter mir spüre?

"Deine Mutter wurde wegen deines großen Bruders verhaftet und jetzt ist dein Vater bei euch zu Hause und macht Probleme. Er hat damit gedroht, dich mitzunehmen", raunt er mir ins Ohr und schon überkommt mich eine riesige Gänsehaut.

Es ist nicht der Teil mit meinen Eltern, der mich so fühlen lässt.

Sondern sein Atem an meinem Hinterkopf.

Langsam drehe ich mich um, lehne mich mit dem Rücken an die Tür und sehe ihn an, während er sich nicht von der Stelle rührt.

"Dylan hat mich darum gebeten, dich hier zu behalten, bis deine Brüder das Problem gelöst haben. Er meinte, er würde mir und Reggie vertrauen, weil wir gute Jungs sind."
Mein Blick wandert von seinen Augen zu seinen Lippen und plötzlich kann ich an nichts anderes mehr denken, als an seine Lippen und wie sie wohl schmecken mögen.

"In ein paar Stunden verschwinden alle wieder, also kannst du selber entscheiden, was du gerne tun möchtest", sagt er und sieht mir weiterhin starr in die Augen.

Seine rechte Hand ist links von meinem Kopf und er steht mir generell so nahe, dass mein Herz wieder unglaublich stark gegen meine Brust schlägt.

"Egal was?", frage ich flüsternd und nehme meine eigene Stimme kaum noch wahr.

Er nickt.

"Du kannst wieder da heruntergehen und den Abend genießen, dich in mein Bett legen, einen Film schauen, oder..."
Ich lasse ihn nicht zu Ende sprechen, sondern lehne mich instinktiv nach vorne und presse meine Lippen auf seine.

Sogar für mich war das unglaublich unerwartet.

Immerhin kenne ich ihn doch überhaupt nicht, doch irgendetwas an ihm, zieht mich ständig an.

So war es auch, als wir im Club plötzlich gestolpert sind und er auf mir lag.

Ich war so nervös und gleichzeitig wollte ich nicht, dass der Moment vorbeigeht, doch gerade ist es anders.

Ich möchte mehr von diesem Moment, will ihn aber gleichzeitig auch vollkommen vertiefen.

Verändern und ausreizen.

Sanft legt er seine Hand an mein Schlüsselbein und schiebt mich daran genauso sanft zurück, bis ich wieder vollständig an der Tür lehne und ihn beschämt betrachte.

Noch nie habe ich mich so geschämt, abgewiesen worden zu sein, doch er ist irgendwie eine vollkommen andere Liga.

In seiner Nähe bin ich ständig nervös, denke unsinnige Dinge und weiß nie, wie ich die Dinge deuten soll, die er tut oder sagt.

Genau wie jetzt in diesem Moment.

Er streicht mit seinem Daumen sanft an meinem Hals auf und ab, während er mir tief in die Augen sieht.

"Ich darf dich nicht anrühren", lässt er mich wissen, stoppt jedoch nicht in seiner Bewegung.

Sein Blick ist intensiv und lässt meine Haut fast glühen, während ich mich einfach danach sehne, einen weiteren Versuch zu starten.

"Tust du bereits", sage ich, doch meine Stimme ist eher ein leises Flüstern, als alles andere.

"Wenn du meine Worte falsch deutest, muss ich wohl deutlicher sein", sagt er und lehnt sich etwas weiter zu mir herunter, sodass wir uns wieder unglaublich nahe sind.

Seine Augen strahlen dieses seltsame Feuer aus und seine Berührungen werden dominanter, als er seine Hand sanft um meinen Hals legt.

Es ist eine lockere Berührung und nichts, was mich verletzen oder verängstigen würde.

Im Gegenteil sogar.

Es macht die ganze Sache unheimlich heiß.

Da ist diese Spannung zwischen uns, als er sich noch näher herunter und zu mir lehnt.

"Ich darf dich nicht küssen, dich nicht berühren und schon gar nicht ficken. All deine Brüder waren da sehr deutlich. Jetzt sei ein braves Mädchen und benimm dich, damit wir wieder zu den anderen gehen können", raunt er mir unverblümt ins Ohr, was mir ein unkontrolliertes wimmern entlockt.

Diese Spannung scheint bestehen zu bleiben, als er wieder Abstand von mir nimmt, seine Hand ganz langsam von meiner Haut löst und dann hinter mich zur Tür nickt.

Sein Blick hingegen ist bestimmend und sagt mir, dass ich ihn bloß nicht provozieren soll.

Also drehe ich mich um, schlucke einmal feste und öffne dann die Tür, nur um wieder durch den Flur und die Treppe herunter zu den anderen zu gehen.

Magnificent ConnectionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt