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In der Küche angekommen, öffnet er eine magische Schublade voller Bestellzettel.

Jeder Haushalt sollte solch eine Schublade haben.

Wir haben sie, doch wir benutzen sie nur, wenn Dylan mal nicht da ist und wir anderen keine Lust haben, selber zu kochen.

Für einen Koch scheint es eine Art Beleidigung zu sein, wenn man in seiner Gegenwart Fastfood bestellt.

Bei dem Gedanken schlingt sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen, bis ich zu Jace aufsehe und seine neutrale Miene betrachte.

Reggies Frage war schon irgendwie berechtigt, also trete ich näher an Jace heran.

"Kannst du mir Reggies Frage beantworten?", frage ich vorsichtig.

Normalerweise würde mich sowas niemals interessieren, nachdem ich erst einmal mit der entsprechenden Person geschlafen habe.

Doch bei Jace löst der Gedanke daran, bloß ein einmaliges Ding gewesen zu sein, ein erdrückendes Gefühl in mir aus.

Er hebt den Kopf und betrachtet mich neutral, so wie er es immer tut, um nicht zu viele Emotionen zu zeigen.

Dann hebt er sanft eine Braue und betrachtet mich etwas nachdenklich.

"Willst du es denn?"
Die Frage wirkt unsicher und irgendwie wirkt es so, als wolle er mich fragen, ob er das ganze bestimmen soll.

Ich schlucke und dann nicke ich.

Sofort legt er die vielen Zettel auf die Arbeitsfläche und dreht sich vollständig zu mir um, ehe er mein Kinn in zwei Finger nimmt.

"Ich habe mich eine verflucht lange Zeit zurückgehalten, Delilah. Jetzt, wo ich dich habe, werde ich dich nicht einfach wieder abgeben", versichert er mir.

Verwirrt ziehe ich meinen Brauen zusammen.

Da wir uns doch erst seit einigen Wochen kennen, geht die Verwirrung tiefer als sonst.

Natürlich abgesehen von unserer Rivalität in der Schule, doch das zähle ich schon gar nicht mehr mit.

Mit dem Daumen seiner freien Hand streicht er über das Tal zwischen meinen Brauen und schnalzt mit der Zunge, als wolle er mir sagen, ich solle nicht so drein schauen.

Also entspanne ich die Anspannung zwischen meinen Brauen langsam, bis ich ihn wieder normal betrachte.

"Ich klebe dir gerne ein Label in den Nacken, wenn du unbedingt eines haben willst", sagt er dann und schon öffnen sich meine Lippen, ehe ich schockiert Luft in meine Lungen sauge.

"Hast du gerade einen Witz gemacht?", frage ich schockiert und deute damit auf seine Worte an.

Natürlich hat er mit dem Label den alten Spruch gemeint, eine Beziehung mit einem Label offiziell zu machen, doch einen Witz habe ich niemals von ihm erwartet.

"Nicht, wenn es ernst gemeint war", sagt er und sieht mir direkt in die Augen.

Gerade wirkt es so, als hätte er das nie wirklich getan.

Jedenfalls in keiner Situation, die nicht von einer sexuellen Spannung geleitet war.

"Du hast es aber nicht ausgesprochen", sage ich und zucke mit den Schultern.

Mit den zwei Fingern, welche noch immer um mein Kinn gelegt sind, zieht er mich zu sich und legt seine Lippen sanft auf meine.

Instinktiv schließe ich die Augen und genieße den Kuss, während ich ihn sanft erwidere.

Langsam löst er sich wieder von mir, weshalb ich sofort meine Augen öffne und ihn gespannt betrachte.

"Wenn dich irgendein anderer Kerl berührt", beginnt er und sieht mir mit diesem mahnenden Blick in die Augen.

"...verliert er seine Hände, damit er niemals wieder etwas berühren kann."
Mein Herz setzt einen Moment aus, doch ich kann mein Lächeln definitiv nicht unterdrücken.

"Du bist brutal", lache ich auf, doch sofort, als ich seinen Blick sehe, der etwas dunkler wird, reiße ich die Augen auf, da mich die Einsicht trifft, wie ein Schlag ins Gesicht.

"Nein, so meinte ich das nicht. Es war bloß ein Witz, wirklich", versichere ich ihm, doch er schüttelt den Kopf.

"War es nicht. Es ist die Wahrheit. Vor allem, wenn es um die Leute geht, die mir etwas bedeuten. Du bist jetzt mein, Delilah."
Wieder setzt mein Herz einige Schläge aus.

Ich bedeute ihm etwas.

Ich bin jetzt sein.

Vielleicht sollte ich mich bei seinen Worten unwohl und beängstigt fühlen, wie jeder normale Mensch es tun würde, da es schon fast besessen klingt.

Dennoch kann ich mein Herz nicht davon abbringen, bei diesen Worten zu schmelzen.

Ich bedeute Jace Jackson etwas.

Und ich bin jetzt seins.

Wieso macht mich das so unglaublich glücklich?

"Wir sind das, was immer du sein möchtest."
Ich denke nach, doch ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, was ihm wahrscheinlich auf auffällt.

"Willst du einen festen Freund haben, kannst du mich deinen festen Freund nennen", beginnt er und streicht sanft mit den Daumen über meine Unterlippe.

Alleine bei dem Gedanken daran, ich könnte einen festen Freund haben, werde ich nervös, doch wenn ich daran denke, dass es Jace sein könnte, überkommt mich ein wohliges Gefühl.

"Willst du einen einfachen Freund haben, werde ich ein einfacher Freund sein."
Nach all dem, was Jace und ich inzwischen schon miteinander gefühlt haben— und ich bin mir sicher, dass er diese Spannung zwischen uns auch bemerkt— könnte ich ihn niemals wieder als einen einfachen Freund betrachten.

Also fällt diese Option schon einmal weg.

"Willst du bloß hin und wieder mal Sex haben, bin ich dein Freund mit gewissen Vorzügen."
Jetzt hält er inne, so, als wären das die einzigen Optionen, die er kennen würde, doch auch mir fällt gerade nichts Weiteres ein.

Der Gedanke an die erste Option lässt mein inneres warm werden und plötzlich stelle ich mir zum ersten Mal eine richtige Beziehung vor.

Immerhin hatte ich zuvor noch nie eine.

Doch die Tatsache, hier in dieser Küche zu stehen, die leisen Gespräche der vier Jungs aus dem Wohnzimmer zu hören und zu wissen, dass ich hier willkommen bin, hat meine Entscheidung bereits beeinflusst.

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