38.Kapitel

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Der Morgen brach nur allzu schnell an und scheinbar teilte ich mir das Zimmer mit einer Frühaufsteherin. Durch das Fenster fiel kühles Licht herein, welches von dichten Nebel noch abgedunkelt wurde. Ich hörte, wie Jasi vorsichtig aufstand und ins Bad ging. Ich hielt meine Augen geschlossen, weil ich weiterdämmern wollte. Schlafen war vermutlich vorbei aber etwas ruhen konnte ich bestimmt noch.
Kurz darauf ertönte eine zweite Tür auf unserer Etage, doch diese klang gedämpft, als wäre mindestens ein Raum dazwischen. Irritiert schlug ich die Augen auf als ein leises, kehliges Lachen aus dem Bad ertönte. Mit einem Schlag wurde ich hellwach, als mir klar wurde, dass es die Verbindungstür im Bad zum Schlafzimmer auf der anderen Seite war. Sie würden doch wohl nicht ...
Ein leises Klopfen riss mich aus der Starre und Ryan lunste vorsichtig durch durch die offene Tür zum Flur herein.
Er wirkte leicht belustigt aber auch irgendwie genervt, als er zur geschlossenen Badtür sah.
Mit einem Kopfnicken deutete er mir ihm zu folgen.
In meinem Schlafanzug ging ich ihm hinterher, runter in die Küche wo er belustigt in den Kühlschrank sah und darin herumkramte.
"Guten Morgen."
"Morgen", brummte ich zurück und trat neben ihn, um ihm helfen zu können.
"Ich hätte damit rechnen müssen, als ich uns vier hier untergebracht habe." Er grinste und fand im Kühlschrank schließlich, wonach er suchte. Bevor ich allerdings meine Hilfe anbieten konnte, deutete er auf die Kücheninsel an welcher einige Hocker standen. Offenbar wurde ich geparkt. Stumm setzte ich mich und beobachtete Ryan, der nun etwas in den Küchenschränken suchte.
Er holte ein Waffeleisen heraus und mit einem Mal hatte er meine volle Aufmerksamkeit.
Er rührte den Teig an und während dieser Zeit sprach keiner von uns.
Ich wollte ihn eigentlich auf Cilia ansprechen und was gestern zwischen den beiden vorgefallen war, doch wahrscheinlich war das keine gute Idee, so wütend wie er gestern war.
Ryan holte gerade die ersten himmlisch riechenden Waffeln aus dem Eisen, als er erstarrte und seine Schultern sich anspannten.
Ich nahm an, dass er ein Geräusch gehört hatte, was seine genauere Aufmerksamkeit forderte, doch das war es nicht. Es blieb alles still, bis er sich zu mir umdrehte.
"Frag ruhig."
Verwirrt sah ich ihn an. Seine grünen Augen ruhten auf meinen.
"Ich spüre, wie unruhig du bist. Irgendetwas ist, sonst würdest du nicht auf deinem Hocker so hin und her rutschten. Hat es was mit gestern Abend zu tun?"
Okay nun war doch nichts mehr mit schweigen. Ich richtete mich auf.
"Was ist da gestern mit Cilia vorgefallen?"
Trotz des Widerwillens in seinen Augen, mit mir darüber zu sprechen, musste er lächeln.
"Ich hatte es gestern Abend noch mit Nolan darüber, dass du damit nicht locker lassen wirst."
"Weil es mich betrifft", schnaubte ich.
"Sagen wir einfach, dass sie dich nicht akzeptiert. In jeder Hinsicht."
In jeder Hinsicht? Was sollte das denn nun bedeuten?
"Das kann doch nicht alles sein, so wütend wie du warst", bohrte ich nach.
Ein Eckzahn zierte seinen Mundwinkel, als er mir die ersten Waffeln vorsetzte und die Tube Honig dazu stellte.
"Ich werde nicht weiter darauf eingehen." Und damit war das Thema beendet. Frustriert knurrte ich leise und machte mich über meine Waffeln her.

Nach etwa zwanzig Minuten hörte ich, wie oben Türen geschlossen wurden und dass kurz darauf jemand die Treppe hinunterkam.
"Oh das riecht aber gut."
Jasmina kam strahlend in die Küche, ihre Haare noch nass von der Dusche. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen aber immerhin einen Kommentar. Im Gegensatz zu Ryan.
"Ich habe euch gehört."
Jasi begann provozierend zu grinsen.
"Eifersüchtig?"
"Wohl eher nicht", erklärte Ryan.
Jasi lachte auf und setzte sich neben mich.
Sie nahm sich einen Teller und legte sich Waffeln drauf, bevor sie sie in Honig ertränkte.
"So angespannt, wie du klingst, möchte ich wetten, dass es langsam nötig wird." Jasmina riss erschrocken den Kopf herum, als Nolan in der Tür stand und grinste.
Ich hielt meinen Blick auf Ryan gerichtet, um seine Reaktion abzuwarten.
Ruhig, viel zu ruhig holte Ryan die letzten Waffeln heraus, zog das Kabel vom Waffeleisen aus der Steckdose und drehte sich zur Tür um. Doch sein Blick blieb kurz auf Jasmina hängen und begann plötzlich laut zu grollen.
"Ist das dein Ernst?"

Jasmina verfolgte das Ganze, wie ich mucksmäuschenstill.
Nolan grinste ihm furchtlos entgegen, als Ryan seinen Blick auf ihn richtete. Kalt lief es mir über den Rücken.

Plötzlich drehte sich Nolan zur Haustür um und rannte nach draußen. Ryan dicht auf den Fersen.
Jasi und ich folgten den beiden bis auf die Veranda. Im Flur lagen bereits Kleidungsstücke herum und auf dem Platz vor der Hütte hatten nun beide Wolfsgestallt angenommen und rollten über den Boden. Was war bitte vorgefallen, was ich nicht wahrgenommen hatte. Ich sah zu Jasi, doch etwas riss meinen Blick zu sich. Ein kleiner roter Fleck war an ihrer Schulter zu sehen. "Jasi, du blutest!"
Sie nickte wissend.
"Das ist der Grund, warum sich die beiden prügeln. Nolan hat mich zu seiner Gefährtin gemacht."
Nolan war nur geringfügig schwächer als Ryan, konnte es aber durch Ausweichmanöver ausgleichen.
Jasi beobachtete es mit schreckensgeweiteten Augen als andere Rudelmitglieder dazukamen, um das Schauspiel zu verfolgen. Manche waren in Wolfsgestalt, andere wieder nur in Schlafsachen. Wie früh war es?
"Sollten wir nicht etwas tun, bevor sich gleich am ersten Tag jemand ernsthaft verletzt?", fragte sie leise. Ich begriff die Herausforderung, die in ihrer Stimme lag. Sie hätte die beiden problemlos trennen können, überließ es aber mir, um dem Rudel zu beweisen, dass ich es konnte.

Ich musterte die anwesenden Rudelmitglieder. Wenn mich nicht alles täuschte, waren alle anwesend. Sogar die beiden, die gestern Abend nicht dabei gewesen waren. Mein Blick wanderte wieder zu den raufenden Kerlen. Wegen Jasi prügelten sie sich? Als ob irgendeiner von ihnen Besitzansprüche hätte.

Ich riss mich zusammen, schluckte meine Nervosität und die aufsteigende Wut herunter und stieg hinunter zu den beiden Wölfen.
Ich wusste nicht so richtig, wie ich es anstellen sollte, doch ich erinnerte mich an die Zeit, als sich der Schäferhund meiner Grandma mit anderen Hunden gebissen hatte. Sie hatte es relativ leicht hinbekommen, ihn von einem andern Hund zu trennen.
Blitzschnell griff ich mit beiden Händen in das Knäuel aus Fell, Krallen und Zähnen und schaffte es, beide Wölfe an jeweils einem Ohr zu packen.
Mein Griff war nicht sanft und ermahnend. Dazu hatten die beiden zu viel Kraft und waren zu sehr ihrem Kampfesrausch verfallen.
Ich riss die beiden auseinander. Ryan hielt sofort inne und schielte zu mir hinüber. Aus seinem Maul triefte Geifer.
Nolan hingegen fietschte und versuchte sich meinem Griff zu entziehen. Ich ließ nicht locker, bis er es auch zu begreifen schien und still hielt.
"Es reicht! Ihr zwei reißt euch jetzt zusammen, geht rein und frühstückt, wie es jeder normale Mensch tun würde! Und dann klären wir das ohne Prügelei!"
Nolan nickte sofort, während Ryan sich misstrauisch umblickte. Ich stieß ein warnendes Knurren aus. Ich hatte jetzt bereits die Nase voll.
Schließlich nickte er auch. Dann ließ ich los.
Stumm sammelten die beiden ihre Kleidung auf und verschwanden im Haus. Ich folgte ihnen, doch Jasi stand noch auf der Treppe und starrte hinter mich. Ich folgte ihrem Blick.
Das ganze Rudel sah zu uns, starrte uns quasi an. Nicht uns ... mich.
Wortlos ging ich ins Haus, ohne ein weiteres Wort zu sagen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 17, 2023 ⏰

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