Eine leichte Gänsehaut überzog meine Arme, als der Alpha sich lässig an den Tresen lehnte.
"Ich dachte, du musst eine Rudelangelegenheit klären?", harkte ich verwundert nach.
Er wandte sich mir zu und lächelte. Seine Augen glitzerten immernoch.
"Diese Angelegenheit habt ihr beide gerade eben geklärt." Sein Lächeln war verschmitzt und ließ wieder auf die Person hinter der arroganten Maske hoffen.
Jasmina verdrehte die Augen, während ich Ryan und Nolan fragend ansah.
"Das Alles war ein Test, um herauszufinden, inwieweit du dich unter Kontrolle hast und, um zu sehen, welche Rangfolge du ab jetzt innehaben wirst.", erklärte Ryan und lehnte sich neben mir an den Tresen. Meine Vermutung wurde bestätigt. Also standen alle drei hinter diesem Angriff.
"Und das ist nicht gerade die Schlechteste. ", fügte Nolan hinzu.Ich ahnte, dass ich seit wenigen Momenten offiziell einem Rudel angehörte. Der Gedanke fasste so langsam in meinem Kopf Fuß.
"Und welche wäre das?"
"Sagen wir es so ... Du bist im Rang unter Nolan und die Ranghöchste unter den Frauen." Ryan grinste und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Mach dich aber trotzdem darauf gefasst, dass du herausgefordert wirst. Nicht alle werden dich sofort akzeptieren. Das war bei mir auch der Fall.", erklärte Jasmina im eisigen Tonfall.
"Och Jasi! Nun mal aber nicht den Teufel an die Wand."
Sie ignorierte Nolan jedoch und wandte sich zur Tür.
"Bringt ihr das Kämpfen richtig bei, bevor sie die Anderen kennen lernt. Sie hat jetzt nur mit ihren Instinkten gekämpft, bringt ihr noch den Rest bei! Sie wird es brauchen.", erklärte sie als sie fast draußen war.
"So wie du es scheinbar brauchst?"
Schockiert ruckte mein Blick zu Nolan, bevor Jasmina wieder herein gestürmt kam, ihn am Kragen packte und seinem Hals gefährlich nahe mit ihren ausgefahrenen Reißzähnen kam. Also ging eine kleinere Teilverwandlung auch? Ich musste Ryan später danach fragen.
"Ich kann dir zeigen, wie gut ich kämpfen kann, Nolan!" Sie fauchte ihm das ins Gesicht, doch er verzog keine Mine.
"Gerne. Du weisst doch, dass ich immer für einen guten Kampf zu haben bin."
Sein Lächeln war sinnlich und siegessicher, als wüsste er genau, wie er seine Worte einsetzen musste, um sein Ziel zu erreichen.
Jasmina knurrte laut und genervt auf, bevor sie von ihm abließ, sich erneut umdrehte und hinaus stürmte.
Nolan folgte ihr lachend und ließ mich mit Ryan allein.
"So sind die beiden immer.", lachte er kopfschüttelnd.
Ich war jedoch mit etwas anderen beschäftigt.
"Ich wollte Jasmina nicht wütend machen."
Ryan winkte ab.
"Mach dir keine Gedanken. In ein paar Tagen wird sie sich wieder eingekriegt und an die neue Situation gewöhnt haben. Komm! Ich begleite dich nach Hause." Er nahm vorsichtig meine Hand und führte mich aus dem Haus.
"Sollten wir nicht auf Nolan warten? Schließlich sollte er mich doch heute unterrichten."
"Wenn du noch Stunden auf ihn warten möchtest, kannst du das tun, wenn du nicht mit mir Vorlieb nehmen willst. Ich würde zu gerne sehen, wie du dir die Zeit vertreibst." Er zog die Haustür hinter uns zu.
Er grinste mich an und plötzlich ahnte ich, welche Beziehung Nolan und Jasmina zueinander hatten.
"Oh." , brachte ich heraus, bevor ich rot anlief.
"Nein, ich übe lieber mit dir."
Wir gingen zum Auto und bevor ich um meinen Wagen herumlaufen konnte, hielt er mir die Tür zur Beifahrerseite auf. Verwirrt sah ich ihn an bevor ich einstieg. Er grinste nur verschwörerisch, bevor er die Tür schloss und auf der Fahrerseite einstieg. Zögernd schnallte ich mich an und beobachtete, wie er meinen Autoschlüssel ins Zündschloss steckte.
Moment, wo hatte er den her?
"Wie bist du an meinen Schlüssel gekommen?"
Er begann wieder zu grinsen.
"Tja Neve. Du musst aufmerksamer werden." Fassungslos betrachtete ich ihn von der Seite, während er langsam anfuhr.
Ich schüttelte den Kopf und sah zum Haus zurück.
"Also ist Jasmina deine Schwester. Sie sieht dir so gut wie gar nicht ähnlich." Er atmete tief durch, bevor er antwortete. Es schien kein Thema zu sein, das er gerne anschnitt.
"Das liegt daran, dass wir unterschiedliche Väter haben. Mein Vater starb als ich klein war. Einige Monate darauf suchte sich unsere Mutter einen neuen Gefährten und wurde kurz darauf wieder schwanger."
Er räusperte sich.
"Was ist mit dir? Hast du Geschwister?", lenkte er das Thema auf mich.
Ich schüttelte den Kopf.
"Nein. Als ich klein war, wurde meine Mutter zwar noch einmal schwanger, aber sie verlor es früh. Danach gab es keine weiteren Versuche meiner Eltern."
Er fuhr schweigend auf die Hauptstraße.
"Was ist das eigentlich zwischen Nolan und Jasmina? Warum gehen sie sich so an?"
Er lachte kurz auf.
"Das solltest du sie einmal selbst fragen. Da ist etwas, aber beide streiten es ab und gehen sich lieber vor anderen an die Kehle, als zuzugeben, dass sie irgendwelche Gefühle für einander hegen. Ich habe Jasmina mal in einem ruhigen Moment danach gefragt und hätte beinahe ihre Bratpfanne abbekommen. Bei Nolan lief es ähnlich. Er knurrte mich an und erklärte mir, dass ich mich nicht in diese Angelegenheit einmischen sollte."
"Okay?" Ich wusste nicht, ob ich mir die Beiden so vorstellen konnte, doch nachdem ich sie vorhin ähnlich erlebt hatte, klang das alles gar nicht so abwegig.
"Wir sind schon ein kleines verrücktes Völkchen. Den ersten Eindruck hattest du ja schon. Der dürfte nicht anders ausgefallen sein."Er bog in meine Straße ein und schon von hier aus, konnte ich erkennen, dass jemand auf meiner Veranda stand und auf mich zu warten schien.
Er trug wieder diese dünne Trainingsjacke, welche die Kälte kaum abhielt. Die Hände hatte er in die Hosentaschen gesteckt. Scheinbar war ihm doch nicht so warm. Ryan hielt vor dem Haus. Er wirkte plötzlich verspannt.
"Dein Freund?", fragte er tonlos.
"Nein.", antwortete ich ihm verwundert und stieg aus.
Jack wandte sich zu mir und lächelte, als ich den Kiesweg entlang lief.
"Ich dachte, du wärst schon seit langem daheim."
"Nein. Ich hatte noch zu tun. Was tust du hier?" Er nickte verstehend.
"Naja, ich wollte nach dir sehen, aber offenbar hast du Besuch." , er lunste an mir vorbei zum Wagen, in dem noch immer Ryan saß und uns unauffällig beobachtete. Mich überraschte, dass er plötzlich nach mir sehen wollte. Er hatte sich, seit der Aktion mit dem Hirsch nicht mehr gerührt, obwohl wir in derselben Straße wohnten. Ich kramte in meiner Tasche, um nach meinem Schlüssel zu suchen, dann fiel mir wieder ein, dass Ryan ihn noch hatte. Als hätte er gewusst, wonach ich suchte, stieg er aus und kam auf uns zu.Auf halbem Wege erstarrte er jedoch. Sein Blick glitt zu Jack und fixierte ihn. Seine Nasenflügel waren geweitet, als er einen Geruch wahrnahm, den ich noch nicht herauskristallisieren konnte. Unsicher sah ich zu Jack. Meine Nackenhaare stellten sich auf, als ich seine Reaktion sah. Er versteifte sich ebenfalls und stieß einen Laut aus, den ich noch nie gehört hatte und mir das Blut in den Adern gefrieren ließ, bevor er sich auf Ryan stürzte.
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Secret of the Timberwolves
WerewolfNie hätte ich einen Fuß in diesen Wald gesetzt, wenn ich damals das gewusst hätte, was ich heute weiß. Nie hätte ich vermutet, dass sie mich als Beute auswählen. Doch heute, am dritten Tag, nach meinem Krankenhausaufenthalt, bemerkte ich es erneut...