Kapitel 2

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Paula und Stefan

Paula taumelte etwas, als sie zur Garderobe gingen.
Sie hatte zu Hause schon zwei Gläser Sekt getrunken, um sich Mut zu machen, dann die drei Gläser Whiskey ziemlich schnell gekippt.

Doch es hatte sich gelohnt!
Sie hatte den hübschesten Kerl rumgekriegt!

Er redete zwar nicht viel, vielleicht war er ein wenig doof, aber das war ja egal!
Für das, wofür sie ihn brauchte, taugte er schon.

Sie schlang ihren Arm um seine Taille, fühlte ziemlich ausgeprägte Muskeln.
Die frische Luft tat ihr gut, sie merkte, dass sie langsam nüchtern wurde, als sie weiter gingen.

Doch der Mut hatte sie noch nicht verlassen.
„Was machst du so?" fragte sie.
Er räusperte sich. „Ach, ein Bürojob! Nichts Besonderes!" antwortete er. „Und du?" Es würde nicht schaden, wenn sie ein wenig Smalltalk machten, bis er sie abliefern konnte.

„Ich bin heute mit dem Studium fertig geworden.", erklärte sie ernsthaft. Noch immer hielt sie sich an ihm  fest, er wusste nicht, wohin mit seinem Arm, legte ihn um sie.

„Was hast du studiert?" fragte er.
Irgendwann würden sie schon bei ihrer Wohnung ankommen, bevor er sich ihre ganze Lebensgeschichte anhören musste.

„Anglistik, Germanistik, Französisch, Spanisch und Italienisch!" antwortete sie, nicht ganz ohne Stolz.
Er bremste unerwartet ab. „Was? Fünf Fächer? Wie alt bist du denn?"
„23!" antwortete sie.
„Bist du ein Sprachgenie?" So etwas hatte er ja noch nie gehört!

„Nein! Aber ich lerne gern, und ich lerne leicht!" gab sie zurück.
„Und was hast du jetzt vor? Mit all den Sprachen?" Er hatte keine Ahnung, warum er das gefragt hatte.

„Ich arbeite in einem Verlag, einem großen, wichtigen Verlag!" Sie grinste ihn an, war noch immer ein wenig beschwipst, fühlte sich unglaublich wohl.
„Und da übersetzt du dann Bücher?" Sehr intelligent war seine Frage ja nicht, wie er sich eingestand.

„Anzunehmen, ja!" konterte sie dann auch etwas ironisch.
„Und warum gehst du nicht in ein großes Unternehmen? Die suchen immer gute Dolmetscher!"

Er wusste das nun wirklich aus Erfahrung.
„Ist nicht so einfach, da reinzukommen! In meinem Alter, als Frau noch dazu! Ich habe mich schon bei ein paar beworben, aber nur Absagen bekommen!"

„Auch bei der von-Berneck -AG?" Verdammt! Das hätte er jetzt nicht fragen sollen!

„Ja, als erstes! Wie kommst du jetzt auf die?" Sie sah ihn verwundert an.
„Nur so! Ist ja ein ziemlich großes Unternehmen!" versuchte er sich aus der Bredouille zu ziehen.

„Das wäre natürlich meine erste Wahl gewesen! Niederlassungen in der ganzen Welt! Da hätte ich meiner zweiten Leidenschaft, dem Reisen, frönen können! Vielleicht hätte ich auch noch Portugiesisch und Mandarin gelernt!"

Stefan sah sie an, konnte nicht verhindern, dass in seinem Blick Bewunderung lag.

„Du solltest dich noch einmal bewerben! Wenn das dein Traum ist, solltest du ihn nicht so schnell aufgeben!"

Hatte er das jetzt wirklich gesagt? Was interessierte ihn denn dieser Blaustrumpf in den hässlichsten Klamotten, die er je an einer Frau gesehen hatte?

Zum Glück hatten sie endlich ihre Wohnung erreicht. Er wollte sich verabschieden, als sie die Haustüre aufgeschlossen hatte.

Vielleicht war es noch Zeit, einen heißen Käfer aufzureißen, wenn er ganz schnell zum Club zurück ging.

Vielleicht konnte er auch seinen Ruf noch retten, wenn er eine Story von einer alten Freundin, die zu viel getrunken hatte, erzählte.

„Möchtest du noch einen Kaffee?" fragte sie und ihre Augen, die im Licht der Laterne knallgrün leuchteten, lagen auf ihm und hielten seinen Blick fest.
„Ja, gerne!" antwortete eine Stimme, und er merkte zu spät, dass es seine gewesen war.
Sie lächelte ihn an, und er dachte seltsamer Weise: „Nein! Hässlich ist sie ganz und gar nicht!"

Paulas PlanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt