Kapitel 10

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Paula

Paula verließ das Betriebsgebäude zusammen mit Karsten Bühler, dem Stellvertreter des Juniorchefs und Dr. Matthias Regener, ihrem direkten Vorgesetzten.

Dr. Regener verabschiedete sich am Parkplatz.
Karsten startete einen ersten Angriff. „Wollen wir noch etwas zusammen trinken gehen? Damit wir uns etwas näher kennen lernen? Nächste Woche fliegen wir nach Argentinien!"

„Echt? So schnell?" Paula war begeistert. „Wow!"

„Sie reisen gern?" fragte Karsten nach.
„Sehr gerne, ja! Die vielen Reisen mit meinen Eltern haben mich ja auf die Idee mit den Sprachen gebracht. Wir waren immer ein paar Wochen in einem Land, und ich habe mich geärgert, dass ich die anderen Kinder nicht verstanden habe!" erzählte sie.
„Also, was ist? Fahren wir noch in die Stadt?"
„Sorry! Ein andermal gerne! Aber heute bin ich nur noch platt!" Sie lächelte ihn an, was die Abfuhr erträglich machte.
„Okay! Also dann, bis morgen!"

Zu Hause wartete schon Sebastian auf sie. Er wollte unbedingt wissen, wie ihr erster Arbeitstag verlaufen war.

Das war für Paula eine ganz neue Situation: Dass jemand sich für ihr Leben interessierte!

Er holte eine Flasche Weißwein nach oben, sie erzählte und erzählte. Kaum konnte sie dabei glauben, dass das alles wirklich so passiert war.
„Ich schneide aber nicht auf!" versicherte sie. „Die waren wirklich alle so nett!"

Sebastian grinste. „ Vor allem der Karsten, oder?"
Sie war schon ein wenig angesäuselt, grinste zurück. „Hey! Das ist BigBoss Nummer drei! Der wird sich gerade für mich interessieren!"

Er sah sie lange an. „Du weißt aber schon, Mädchen, dass du verdammt schön bist? Dass du verdammt sexy bist, wenn du so aufgedreht und locker bist? Dass du keinem Mann dankbar sein musst, wenn er dich wahrnimmt? Und ich sage das vollkommen wertfrei! Denn ich habe eine Freundin, in die ich schwer verliebt bin!"
Paula war etwas von den Socken. „Okay? Danke! Das hast du schön gesagt!"

„Mädchen! Du hast keinen Vater, keinen Bruder und wohl auch keine männlichen Freunde, die dir das sagen könnten! Aber mir darfst du schon glauben!" versicherte er lächelnd. Er hatte nicht übertrieben. Er hatte ihr nur die Wahrheit gesagt. Die Wahrheit, die sie endlich einmal akzeptieren musste.

Als sie im Bett lag, gingen ihr Sebastians Worte durch den Kopf. Er hatte keinen Grund, sie anzuschwindeln.
Sollte es also wahr sein, dass sie schön und sexy war? Mit diesen Gedanken in ihrem leicht benebelten Gehirn schlief sie ein.
Ihr letzter Gedanke galt dem Hübschen. Wie an jedem Abend seit Wochen.

Die nächste Woche verging wie im Flug. Paula wurde am Morgen lange vor dem Wecksignal wach, tanzte ins Bad, tanzte zurück, zog sich an, fand sich hübsch, tanzte zum Auto, fuhr trällernd zur Firma.
Ihre gute Laune steckte alle Kollegen an, sie war wie ein Sonnenstrahl an einem Nebeltag.

Sie lud sich die Lernprogramme für Portugiesisch und Mandarin herunter, übte jeden Tag in beiden Sprachen ein wenig, merkte, dass es ihr leicht wie immer fiel.
Sie übersetzte ein paar Schriftstücke ins Spanische, wurde dreimal zu einer Videoschaltung mit Argentinien zu Karsten gerufen.

Nach drei Tagen fragte er sie wieder, ob sie mit ihm zum Essen gehen wollte, und sie sagte zu.

Sie verstanden sich prächtig, lachten viel. Sie sah immer wieder auf seinen Ringfinger, bemerkte aber keine Einkerbung.
„Bist du eigentlich in festen Händen?" fragte sie schließlich offen.
Er lächelte sie an. „Nein! Bisher nicht!"
Er fasste nach ihrer Hand.

Sie entzog sie ihm, wusste nicht warum. Er sah verdammt gut aus, war charmant, nett, intelligent, humorvoll.
Sie sollte seinem Werben nachgeben!
Vielleicht konnte sie dann den Hübschen, der mit der kichernden Biene verheiratet war, vergessen.

Paulas PlanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt