Aurelia
Aurelia wurde wach. Sie kuschelte sich noch tiefer ins Bett, tastete nach dem süßen Stefan. Aber was war das? Das Bett war schmal! Wo war sie denn? Sie machte die Augen auf. Weiße Wände, Einbauschränke, Neonleuchten an der Decke.
Vage kroch eine Erinnerung in ihr hoch.
Arzt?
Krankenhaus?
Stefan, der ihr erklärte, dass sie wegen des Babys hier bleiben musste.
Sein Versprechen, sie zu besuchen und ihr Negligees und heiße Unterwäsche zu schenken?
Wo war er?
Warum lag sie hier alleine?Sie fand den Schalter für die Glocke, drückte sehr energisch darauf. Kurz darauf kam eine Schwester herein.
„Na, Prinzessin? Irgendwelche Wünsche an das Personal?" Caro wusste schon etwas mit dem Namen von Berneck anzufangen. Dass die Kleine eine Säuferin zu sein schien, nahm ihr allerdings einen Großteil des Respektes.„Was mache ich hier? Wo bin ich überhaupt? Wie komme ich her? Wo ist mein Mann?" überfiel Aurelia die Schwester mit Fragen.
Die lächelte nur mild. „Ich schicke Ihnen gleich den Doc vorbei! Ich bin nur das Bodenpersonal! Möchten Sie Frühstück?"Aurelia bebte vor Wut. „Ja! Bitte einen Kaffee latte von Arabica-Bohnen, einen Bagel mit Räucherlachs und Sahnemeerrettich, ein Croissant mit Walderdbeer-Marmelade und Waldhonig. Und natürlich einen frisch gepressten Orangensaft!"
Caro verbeugte sich. „Natürlich, Gnädigste! Kommt sofort!"Kurz darauf brachte sie das Tablett, das sie auf den Beistelltisch knallte. Aurelia schwang sich aus dem Bett, kämpfte gegen einen Schwindelanfall an. Sie musste ein paar Seelentröster auftreiben!
Voller Vorfreude setzte sie sich an den Tisch.
Sie war entsetzt.Eine lauwarme braune Brühe in einer angeschlagenen Kanne, Kondensmilch, zwei trockene Semmeln, eine Scheibe Wurst, eine abgepackte Marmelade.
Da begriff sie zum ersten Mal, dass die Lage ernst war!Sie würgte ein paar Bissen hinunter, spülte mit der Flüssigkeit nach, die wohl hier Kaffee genannt wurde. Ihre Hände zitterten, sie brauchte einen Drink!
Sie würde sich anziehen, hinausgehen, eine Tankstelle oder einen Supermarkt finden und sich einen Vorrat anlegen. Dann würde alles leichter zu ertragen sein.
Den Quatsch, dass ein Schlückchen hin und wieder diesem Kind da in ihr schaden würde, glaubte sie so wieso nicht.Sie ging zu ihrem Schrank, öffnete ihn und erstarrte. Er war leer, gähnend leer! Sie trug ein unbeschreibliches Nachthemd, das hinten offen war.
Verdammt! So konnte sie nicht auf die Straße.
Aber sie brauchte Alkohol!
Jetzt!
Sofort!Da klopfte es kurz, ein gutaussehender Mann in einem weißen Kittel kam herein.
Sofort fiel sie in Flirtstatus, setzte ein, wie sie glaubte, verführerisches Lächeln auf.
„Ah! Guten Morgen, Herr Doktor! Da ist mein Tag ja gerettet!" flötete sie und legte sich aufs Bett.„Guten Tag, Frau von Berneck!" antwortete er distanziert. „Wie geht es Ihnen?"
„Sehr gut! Danke! Ich würde jetzt gerne wieder nach Hause gehen! Ich weiß auch gar nicht, warum ich hier bin!"Sie schenkte ihm einen lasziven Augenaufschlag.
Doch Dr. Mansur war gewappnet gegen derartige Anmachen. Vor allem Anmachen von verantwortungslosen schwangeren Frauen, die zu verwöhnt, zu reich und vor allem zu dumm waren, um zu begreifen, was sie dem ungeborenen Leben antaten.Er zog sich einen Stuhl zu ihrem Bett, sah, wie sie sich räkelte, schüttelte sich innerlich bei dem Bild, das sich ihm bot.
„Frau von Berneck! Ihr Mann hat Sie gestern bei uns einweisen lassen, weil sie 2,3 Promille Alkohol im Blut hatten!" begann er seinen Vortrag und hoffte, sie erreichen zu können. „Sie erwarten ein Kind, das wegen Ihres Alkoholmissbrauchs zu klein ist. Wenn wir nicht gegensteuern, wird das Kind behindert oder unterentwickelt zur Welt kommen oder im schlimmsten Fall sterben. Sie werden bei uns bleiben bis nach der Geburt, wir werden Sie gesund ernähren, werden Ihnen Infusionen geben mit Nährstoffen, die für das Baby wichtig sind. Wir werden einen kalten Entzug machen müssen, können Ihnen nur pflanzliche Beruhigungsmittel geben. Zwei Wochen lang, bis das Schlimmste überstanden ist, werden Sie keinen Besuch empfangen dürfen, auch keine Geschenke oder Kleidungsstücke von außerhalb bekommen. Nach der Geburt können Sie über ihr Leben frei entscheiden. Doch Sie sollten nie wieder Alkohol trinken, denn Sie sind abhängig. Das müssen Sie einsehen."
DU LIEST GERADE
Paulas Plan
RomancePaula hat nach dem Tod ihrer Eltern trotz der Trauer ihr Ding durchgezogen. In Rekordzeit hat sie ihr Studium abgeschlossen, mit einem Doktortitel und vier Diplomen in fünf Sprachen. Nun beschließt sie, dass es an der Zeit ist, ihre Unschuld zu ver...