Paulas Plan

Kapitel 42

Paula und Stefan

Als der Inspektor gegangen war, rief Stefan sofort seinen Sicherheitsdienst in der Firma an. „Ralf, ich brauche zwei Mann rund um die Uhr vor der Wohnung von Frau Dr. Becker und vor meiner." Er gab die Adressen durch. „Und Frau Becker muss auch bewacht werden, wenn sie unterwegs ist. Ich bespreche das mit ihr, dass sie die Männer über ihre Pläne unterrichtet. Sie ist ja sehr intelligent!"

Dann grübelte er weiter. Sollte er sein Elternhaus auch miteinbeziehen? Aber so verrückt würden die beiden ja nicht sein und seine Familie bedrohen!
Er hoffte, dass er richtig lag mit seiner Einschätzung.

Danach telefonierte er mit dem Vorstand seiner Rechtsabteilung. „Wie sieht es eigentlich mit der Scheidung aus?" fuhr er Dr. Paulus an.
Der andere schwieg eine Weile. „Es lief ganz gut, so lange Ihre Frau verschwunden war. Heute hat mich die Familienrichterin angerufen, dass die Sorgerechtsfrage neu geklärt werden müsste, weil Aurelia angeblich Ansprüche auf das Kind angemeldet hat!"

Stefan war kurz vor dem Durchdrehen. „Kann es sein, dass ihr da was verpennt habt? Das könnte doch schon lange durch sein, Himmeldonnerwetter!"
Dr. Paulus zog hörbar die Luft ein. Der Chef hatte leider Recht! Aber sie hatten das Ganze nicht als so dringlich angesehen, hatten alles einem jungen Anwalt übertragen, der etwas gebummelt hatte, weil ihn Familienrecht jetzt nicht so sehr interessierte.

„Wende dich an den besten Familienanwalt, den du für Geld bekommen kannst! Zahle, was er verlangt, und das Doppelte, wenn er die Scheidung innerhalb einer Woche durchbringt! Dazu alle Verzichtserklärungen, die man Aurelia unterschreiben lassen kann. Fünf Millionen Abfindung, wenn es zehn werden müssen, auch egal. Und von mir aus auch noch Unterhalt. Hauptsache, ich bin sie los." Er versuchte, seinen tobenden Kopf zu beruhigen. „Und, Gernot? Ihr Kopf wird als erster rollen, wenn etwas schiefläuft!" Er unterbrach das Gespräch sehr abrupt.

Danach ließ er sich in die Kissen fallen. Eine Schwester und ein aufgeregter junger Arzt stürzten ins Zimmer. Sein Monitor blinkte und piepste ununterbrochen, er hatte es gar nicht mitbekommen. Doch er war mit dem Stationszimmer verbunden, ein Alarm war ausgelöst worden.

„Herr Dr. Becker! Sie müssen sich beruhigen!" Der Arzt spritzte etwas in den Infusionsbeutel. „Wir nehmen jetzt Ihr Handy mit, Anrufer werden von uns aussortiert. Sie riskieren wirklich schlimme Spätfolgen! Hirnblutung, dauernde Kopfschmerzen, Migräneanfälle, Sehstörungen, Konzentrationsstörungen!"

Die Schwester sah den Arzt bewundernd an. Der traute sich vielleicht etwas! Aber er hatte ja recht.
Stefan musste auch grinsen. Solche Leute waren ihm um Längen lieber als die, die vor ihm katzbuckelten, ihm wegen seines Geldes und seiner Macht nach dem Mund redeten.
„Alles klar?" fragte Dr. Schneider nach.

Stefan nickte kleinlaut. „Und Besuch? Meine Freundin kommt gleich für eine Stunde. Ich muss viel mit ihr besprechen, auch wegen ihrer Sicherheit und der meines Sohnes!"

Dr. Schneider verdrehte die Augen. „Also gut, heute nochmal! Dafür setzen Sie morgen aus. Dann jeden zweiten Tag eine halbe Stunde, bis Ihre Werte besser werden! Wir sind Ärzte. Uns liegt die Gesundheit unserer Patienten am Herzen, egal wie reich oder arm, wie einflussreich oder unwichtig sie sind."

Stefan zog seinen nicht vorhandenen Hut vor dem jungen Mann, notierte im Geist seinen Namen. Vielleicht konnte er einmal etwas für ihn tun?
„In Ordnung!" sagte er. „Ich danke Ihnen!"
Dr. Schneider schmunzelte. Da hätte er jetzt eine andere Reaktion erwartet von dem Firmen-Boss.
„Und Sie werden sich nicht über mich beschweren?" fragte er launig.
„Nein, im Gegenteil!" erwiderte Stefan und erwiderte das Grinsen.

In diesem Augenblick stürmte Paula herein. Sie stoppte, als sie sah, dass der Hübsche nicht alleine war.
Dr. Schneider ließ seine Blicke über die Besucherin gleiten. O la la! Was für eine Augenweide.
Er blinzelte Stefan zu. „Okay! Eine halbe Stunde täglich!" meinte er und verließ mit der Krankenschwester das Zimmer.