Johnny
Johnny tobte durch die Zelle. Das konnte doch nicht wahr sein! Waren alle verrückt?
Der Beamte hatte ihn in den Wagen gepackt und zum Präsidium zurückgebracht. Der Portier hatte erklärt, dass der Bungalow ab dem nächsten Tag wieder vermietet würde, die Sachen der Deutschen würden zwischengelagert.
Somit hatte Johnny kein Dach über dem Kopf, keinen festen nachweisbaren Wohnsitz und keine Kohle, außer ein paar Scheinen in der Hosentasche. Deshalb „bot" ihm der Polizist mehr oder weniger eindringlich an, eine der Zellen zu beziehen.
Der unmotivierte Anwalt wurde wieder geholt, er versprach, die deutsche Botschaft zu benachrichtigen.
Und nun hockte Johnny schon eine Woche hier im Knast. Um sich herum finstere Gestalten, die ihn um sein Leben fürchten ließen.
Er wurde weder zu einem Verhör gerufen noch sah sein Rechtsvertreter nach ihm. Sie ließen ihn vollkommen in der Luft hängen.
Manuel und Aurelia
Während seines Studiums in Berlin hatte sich Manuel mit einem Jurastudenten im letzten Semester angefreundet, der mittlerweile in der Kanzlei seines Vaters angestellt war. Am Tag nach Aurelias letztem Geständnis rief er Leo an.
Nach ein wenig Smalltalk rückte er mit der Sprache heraus, schilderte den Fall, berichtete, was der Krankenpfleger Aurelia angetan hatte, wie er sie manipuliert hatte, ihre Alkoholabhängigkeit unterstützt hatte, sie zur Einnahme der Pillen genötigt hatte.
Leo hörte aufmerksam zu, machte sich Notizen, fragte nach Einzelheiten.
„Schick mir eine Vollmacht von Frau Rebers. Ich maile dir den Vordruck. Sobald ich ihre Unterschrift vorliegen habe, kann ich tätig werden!"Manuel hatte Leos pragmatische Denkart schon immer gefallen. „Du kennst seinen Aufenthaltsort?" fragte der Jurist.
„Ja, der Portier des Hotels, in dem ich gejobbt habe, hat mir gesteckt, dass er wohl hier im Gefängnis sitzt!"
Dann plauderten die Beiden noch eine Weile, mittlerweile war die Mail eingetroffen.
Manuel druckte sie aus, legte sie Aurelia zu Unterschrift hin.
Die sah ihn unsicher an. Sollte sie das wirklich tun?
Er war einmal ihr süßer Johnny gewesen, war ihr als Retter in der Not vorgekommen!Doch Manuel machte ihr klar, dass der Typ ein schwerwiegendes Verbrechen begangen hatte.
Wenn sie ihn nicht stoppten, könnte Ähnliches wieder passieren – jetzt, da er nicht mehr an ihr Geld kam.„Gib mir einen Tag Bedenkzeit!" bat sie. Sie grübelte die halbe Nacht. Dachte an die Vergangenheit, die noch gar nicht so lange vergangen war.
Hatte er wirklich die alleinige Schuld?
Hatte sie es ihm in ihrer Gier nach Alkohol nicht zu leicht gemacht?
Auch durch ihre Sehnsucht nach Liebe, nach Zärtlichkeit, nach seinen schönen Worten?Aber sie war Alkoholikerin gewesen, nein sie war es immer noch, diese Krankheit verging nicht.
Manuel hatte ihr das genau erklärt. Ein Glas Alkohol – und sie würde ernsthaft Gefahr laufen, wieder abzurutschen.Und Johnny hatte das voll bewusst ausgenutzt, hatte sie nie geliebt, nur als Goldesel angesehen. Sie würde diese Vollmacht unterschreiben. Nicht um sich an ihm zu rächen, sondern, um anderen Frauen ihr Schicksal zu ersparen.
Manuel nahm sie in die Arme, als er ihren Namen auf der Vollmacht las. „Tapferes Mädchen!" flüsterte er, und seine Worte trieben ihr die Tränen in die Augen.
Und seine Nähe machte sie etwas unsicher.
Und sein Duft ließ ihr Herz ein wenig schneller schlagen.
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Paulas Plan
RomancePaula hat nach dem Tod ihrer Eltern trotz der Trauer ihr Ding durchgezogen. In Rekordzeit hat sie ihr Studium abgeschlossen, mit einem Doktortitel und vier Diplomen in fünf Sprachen. Nun beschließt sie, dass es an der Zeit ist, ihre Unschuld zu ver...