Kapitel 59

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Stefan und Paula

Aurelias Eltern setzten Paulas Vorschlag zur Vermietung der Villa an eine Familie in Not sehr schnell in die Tat um.
Der Vater bat die Personalabteilung seines eigenen Betriebes darum, zu eruieren, ob es in der Belegschaft Härtefälle gab.

Die Vielzahl der Vorschläge erschütterte ihn. Zusammen mit seiner Frau entschied er sich für eine Familie mit drei Kindern. Der Mann hatte bei einem unverschuldeten Verkehrsunfall beide Beine verloren. Er stritt vor Gericht noch immer um eine Entschädigungszahlung, der Unfallverursacher saß finanziell an einem sehr langen Hebel, konnte das Verfahren von Instanz zu Instanz durchziehen.

Als die Familie Gruber Besuch von Ludwig Hartwig bekam, standen sie kurz davor, obdachlos zu werden.
Susanne Gruber liefen die Tränen übers Gesicht, während der Chef ihres Mannes seine Pläne darlegte.
„Das Haus steht leer. Ich hatte gehofft, dass das Glück für meine Tochter dort einziehen würde, aber sie hat dieses Glück mit Füßen getreten!" erklärte er den Grund für sein Engagement. „Aber für das Glück einer anderen Familie ist es vielleicht nicht zu spät!"
Dann kam ihm noch ein weiterer Gedanke. „Sie waren doch ITler bei uns? Sie könnten doch im Home-Office weiter machen?"

Sie besprachen noch weitere Details. Als Ludwig nach Hause fuhr, fühlte er eine Zufriedenheit in sich, wie schon lange nicht mehr.
Doch die lange Liste, die die Personalabteilung ihm in die Hand gedrückt hatte, gab ihm auch immer mehr zu denken.

Zwei Tage später saß er mit Georg von Berneck bei einem Glas Wein in seinem Arbeitszimmer.
„Eure Paula hat mich ganz schön zum Nachdenken gebracht!" erklärte er dem Geschäftsfreund und berichtete, was ihm seit Tagen durch den Kopf ging.
Eine Stunde später stand der Plan, eine Stiftung zu gründen, die sich um Wohnraum für unverschuldet in Not geratene Mitarbeiter kümmern sollte.

Sie holten ihre besseren Hälften dazu, die begeistert zustimmten. Die beiden Ladys erklärten sich spontan bereit, sich um Gründung und Leitung der Stiftung zu kümmern.

Als Stefan erfuhr, was der Vorschlag Paulas angestoßen hatte, wurde er noch stolzer auf sein Mädchen.

Paula wunderte sich an diesem Abend über den festlich gedeckten Tisch, auch darüber, dass Berta noch mit hochrotem Gesicht in der Küche herumwerkelte.
Nach ein paar Küssen fragte sie den gutaussehenden Typen da neben ihr.
„Haben wir etwas zu feiern?"

„Klar! Dich und mich und unseren Sohn!" erklärte Stefan.
„Na! Wenn das kein Grund ist!" antwortete sie lachend. „Mehr geht ja gar nicht!"
„Eben!" kam die lakonische Antwort.
Das Dinner, das Berta servierte, war vom Feinsten.
Beim Nachtisch rückte Stefan mit dem Anlass für die kleine Feier heraus, berichtete von der Stiftungsgründung, für die sie verantwortlich war.

Und zum ersten Mal in ihrem Leben war Dr. Paula Becker sehr stolz auf sich. Sie ging auf die Dachterrasse, sah zum Stern ihrer Eltern hinauf. „Und ihr wärt es auch!" flüsterte sie.

Stefan war leise hinter sie getreten, nahm sie in die Arme und küsste ihren Scheitel. „Das sind sie doch schon lange, Baby!"

Ein paar Wochen später meldete die Tagezeitung die Stiftungsgründung. Die Boulevardpresse stürzte sich vor allem wieder einmal auf das Privatleben des Juniorchefs.
Vom „heißbegehrten Junggesellen" war die Rede, von der kurzen Ehe, von einer Verlobung mit einem „No-Name-Girl", von einer zweiten Ehe, auf die die Stadt wartete.

Die beiden lachten sich kaputt, als sie die Zeilen lasen. „Komm her, mein No-Name-Girl!" prustete er und küsste das Lachen, das er so sehr liebte, von ihren Lippen, die er auch sehr liebte.
Doch dann wurde er plötzlich nachdenklich.

Paulas PlanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt