Kapitel 29

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Stefan

Aurelias Verschwinden wurde erst von der Nachtschwester entdeckt. Alle anderen hatten gedacht, sie wäre noch im Aufwachraum, bei ihrem Mann oder bei ihrem Kind.
Schwester Gabi war dann doch etwas verwundert, rief auf der Säuglingsstation an, doch dort hatte sie niemand gesehen.

Auch im Aufwachraum wusste niemand etwas von ihr.
Der Schwester wurde kalt und heiß. Sie ließ sich Stefan geben, fragte, ob er etwas wüsste.
Dem war es eigentlich herzlich egal, was mit seiner verrückten Frau los war. Da drinnen lag ein winzig kleines Baby, das um sein Leben kämpfte.
Er bekam gar nicht richtig mit, was die Schwester von ihm wollte.

Gabi wunderte sich über sein Verhalten. So reagierte doch kein Ehemann, dessen Frau gerade ein Kind bekommen hatte.

Sie wusste wenig über die beiden, da sie immer nur Nachtdienst machte und kaum mit den Kolleginnen und Kollegen zusammenkam.
Sie rief Dr. Masur an, der zum Glück Bereitschaft hatte und innerhalb von 15 Minuten auf der Station eintraf.

Er alarmierte den Sicherheitsdienst, der das ganze Krankenhaus absuchte. Das Personal versicherte ihm, dass Aurelia nach der Geburt in ihr Zimmer gebracht und versorgt worden war. Die zuständige Hebamme erklärte, dass Aurelia nicht in der Lage gewesen wäre, selbstständig die Klinik zu verlassen.

Dr. Masur kam die ganze Sache sehr verdächtig vor. Er rief sicherheitshalber die Polizei an.

Als Stefan von zwei Beamten gebeten wurde, sie in ein Zimmer zu begleiten, war er höchst ungehalten.
Er konnte seinen Sohn doch nicht alleine lassen.

Die beiden Herren, die sich als Kommissar Berger und Inspektor Weiß vorstellten, begannen gleich mit der Befragung.
„Wann haben Sie Ihre Frau zum letzten Mal gesehen?"
Stefan überlegte. „Gestern Abend! Von sechs bis sieben, also von 18 bis 19 Uhr antwortete er. „Warum fragen Sie das?"

„Sie waren also nicht bei der Geburt dabei?"
„Nein! Adrian war schon auf der Welt, als ich angekommen bin!"

„Und danach haben Sie sie nicht besucht, gefragt, wie es ihr geht?"
„Nein! Ich bin zu meinem Sohn, seitdem sitze ich an seinem Bettchen. Aurelia hat ja auch geschlafen! Was ist denn los?" Er raufte sich die Haare.

„Ihre Frau ist verschwunden! Wir fragen uns nun eben, wie sie das Krankenhaus verlassen konnte! Ob sie Helfer hatte!"
Stefan sah sie verständnislos an. „Wie? Verschwunden? Ist sie nicht auf ihrem Zimmer?"

„Wenn sie auf ihrem Zimmer wäre, würden wir Sie ja nicht befragen müssen!"
„Sie glauben, ich hätte etwas mit ihrem Verschwinden zu tun?" Er begriff langsam. „Aber ich war die ganze Zeit auf der Frühchenstation!" Verteidige ich mich jetzt wirklich? dachte er. Waren jetzt alle durchgedreht?

„Sie könnten ja auch Helfer haben!" gab der Kommissar zu bedenken.
„Helfer? Sie meinen, ich habe jemanden beauftragt, meine Frau verschwinden zu lassen?" Er sprang auf, war jetzt vollkommen außer sich. „Aber das ist ja auch ein Ding, dass eine Frau verschwindet, kurz nach der Geburt! Bin ich jetzt in einem schlechten Film, oder war?" Ihm wurde das ganze Ausmaß dessen, was die beiden ihm da erzählten, jetzt erst bewusst.

„Eben! Deswegen sind wir ja hier!"
„Aber was wollen Sie von mir? Suchen Sie sie lieber!" rief Stefan außer sich.
Er wählte die Nummer seiner Schwiegereltern, fragte nach Aurelia, berichtete kurz, was geschehen war. „Ja! Adrian ist auf die Welt gekommen! Aber er ist so winzig! Viel zu früh!" Die Tränen strömten wieder über sein Gesicht.
„Nein! Nicht vorbeikommen! Sie lassen niemanden außer mir zu ihm! Aber telefoniert doch mal mit allen, die euch einfallen! Vielleicht weiß jemand was!" bat er. In seinem Kopf drehte sich alles. Langsam wurde es auch für ihn zu viel, obwohl er doch sehr belastbar war.

Paulas PlanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt