Kapitel 3

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Aurelia - zwei Jahre zuvor

Aurelia war aufgedreht bis zum letzten Gewinde. Heute war ihr 18. Geburtstag. Sie hatte zwar das Abi vermasselt, ihre Eltern waren ordentlich sauer auf sie, aber wer brauchte schon ein Abi, wenn man wie sie einen dicken Treuhandfonds von der Oma geerbt hatte, der ab heute für sie zugänglich war.

Gut, die Großmutter war davon ausgegangen, dass sie jetzt zum Studium nach Oxford ging, und das Geld dafür brauchen würde, aber was, bitteschön, sollte sie in Oxford?

Ihre ganze Clique war hier, sie konnten rund um die Uhr Party machen, nach Ibiza fliegen und ... und ... und!

Sie drehte sich vor dem Spiegel, war mehr als zufrieden mit dem Bild, das sie darin sah. Das Designerkleid war ein Geschenk ihrer älteren Schwester, die Highheels, die sie beim letzten Christmas-Shopping in New York erstanden hatte, passten perfekt dazu.

Ihr dunkelbrauner Pagenkopf saß perfekt, die Haare glänzten und dufteten frisch. Im Kosmetiksalon hatte ihr Julia Smokey-Eyes geschminkt, der knallrote Lippenstift schimmerte sehr verführerisch.

Ihre beste Freundin Sophia hatte ihr einen extra dicken Joint spendiert, die wusste, wie man an das Zeug rankam.

Sie hatten ihn zusammen auf der Dachterrasse geraucht, damit ihre engstirnigen Eltern nichts mitbekamen.

Und das Beste am ganzen Tag war, dass Sophia ihren gottgleichen Bruder Stefan hatte überreden können, mit auf die Party zu kommen.

Sie war in den heißen Typen verliebt, seit sie denken konnte. Die letzten beiden Jahre war er geschäftlich in Amerika gewesen.
Er würde staunen, was aus ihr geworden war!

Stefan - zwei Jahre zuvor

Stefan hatte sich breitschlagen lassen. Wenn Sophia ihn mit weit aufgerissenen Augen bittend ansah, hatte er ihr noch nie einen Wunsch abschlagen können.

Er wäre zwar lieber mit den Jungs abgehangen, schließlich hatten sie sich zwei Jahre nicht gesehen, weil er in der Niederlassung der Firma in Detroit gearbeitet hatte. Sein Vater hatte ihn dort hin verbannt, weil er etwas zu oft mit wechselnden Damen bei verschiedenen Events abgelichtet worden war.

Dad hatte nicht direkt etwas dagegen, dass er sich vergnügte, er war in seinen jungen Jahren auch kein Mönch gewesen.
War es wahrscheinlich auch heute noch nicht!

Doch er wollte den Sohn und Erben etwas aus der Schusslinie nehmen, schließlich sollte der das Unternehmen in absehbarer Zeit übernehmen, und da durfte sein Ruf nicht zu schlecht sein.

Nun war er also zurück. Die ersten Tage waren den diversen familiären Verpflichtungen vorbehalten gewesen, heute war die Geburtstagsparty von Aurelia, der ihn anschmachtenden Nervensäge.
Mit einer Line Koks und vielleicht später einer zweiten würde er auch diesen Abend überstehen.

Dann konnte er morgen endlich mit den Kumpeln losziehen und sich informieren, was sich in der heimischen Szene so tat.
Welche Damen neu auf dem Markt waren, welche heißen Käfer noch zur Verfügung standen.

Der Chauffeur der Familie brachte ihn und seine Schwester zum Anwesen der Starks, das Mädchen öffnete, nahm ihnen die Mäntel ab.

Da hing auch schon ein quietschendes weibliches Wesen an seinem Hals, küsste ihn ab.
„Stefan!" schrie sie in sein Ohr. „Es ist so wunderbar, dass du wieder da bist, und dass du gekommen bist!"

Lachend befreite er sich aus ihrer Umschlingung. „Herzlichen Glückwunsch, Aurelia!" sagte er und erstarrte.
Donnerwetter! Aus dem ungelenken Fohlen war aber eine verdammt schöne Stute geworden!

Paulas PlanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt