Kapitel 28

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Stefan

Stefan kam gerade aus einem anstrengenden Meeting. Er unterhielt sich mit Karsten noch über die Ergebnisse, als sein Handy sich bemerkbar machte.

Dr. Masur begann, seine Anschuldigungen sehr streng vorzubringen: „Herr Dr. von Berneck, haben Sie Ihrer Frau Alkohol mitgebracht?"
„Was?" rief Stefan entsetzt. „Wie kommen Sie denn auf diese Idee?"

„Sie hatte heute wieder einen Pegel von 0,5 Promille! Das ist jetzt zwar nicht wirklich gefährlich, aber ich habe keine Ahnung, wie sie an den Stoff gekommen sein sollte!" versuchte der Arzt ihn wieder runterzubekommen.

„Haben Sie das Personal befragt? Besucher anderer Patienten? Sie kann ja sehr überzeugend sein, wenn sie etwas will!" schlug Stefan vor.
„Nein, bisher noch nicht! Wir werden sie noch stärker beobachten! Das Personal darf dann nur noch zu zweit zu ihr, aber ich kann jetzt nicht alle unter Generalverdacht stellen!"

Stefan war sauer. „Eigentlich hatte ich sie ja in Sicherheit bei Ihnen gesehen!"
Dr. Masur ging sofort in Verteidigungsmodus. „ Wir haben wirklich alles Notwendige getan, Herr Dr. von Berneck, das kann ich Ihnen versichern! Wir haben einmal pro Woche ihr Blut kontrolliert. Aber ich hatte einen Verdacht, weil sie so friedlich war. Darum habe ich eine Zwischenkontrolle angeordnet, und mein Verdacht hat sich leider bestätigt. Ich denke, dass sie immer ein paar Tage lang Alkohol bekommen hat, und kurz vor der Kontrolle nicht mehr. Aber das Kind hat sich sehr gut entwickelt, das kann ich Ihnen versichern!"

„Okay! Ich komme vorbei, sobald ich wegkann!" versprach Stefan und beendete das Gespräch.

„Fuck! Fuck! Fuck! Ich könnte sie erwürgen!" stieß er hervor. Dann bemerkte er erst, dass Karsten wohl alles mitbekommen hatte. Er ließ sich in die Hocke sinken, wischte über sein Gesicht.

„Sie säuft weiter! Sie ist irre! Sie kapiert gar nichts!" Er wischte sich die Tränen der Wut aus den Augen. „Da hätte ich sie nicht da oben einsperren müssen! Saufen hätte sie zu Hause auch gekonnt! Und ich zerfleische mich vor schlechtem Gewissen!" Er rappelte sich wieder hoch. „Zwei Monate noch! Ich hatte gehofft, sie schafft die zwei Monate noch!"

Karsten wusste nicht, was er dem Vorgesetzten sagen sollte. Es ging um sein Kind! Wie sollte er ihn da trösten?
Aber Stefan erwartete keine große Ansprache von Karsten. Er war froh, dass der andere einfach zugehört hatte, ihn nicht mit guten Ratschlägen zugetextet hatte.
Er klopfte ihm auf die Schulter. „Ich muss los! Paris erwartet meinen Rückruf!"

Mit hängenden Schultern schlurfte er weiter.


Paula

Paula wollte schnell die Türe wieder schließen, als sie Stefans Stimme hörte. Aber als sie mitbekam, wie er fluchte, musste sie einfach lauschen. Es ging scheinbar um seine Frau. Ihre Knie begannen zu zittern.
Sie trank!

Er hatte sie irgendwo eingesperrt!
Zwei Monate, dann würde das Kind kommen!
In ihrem Kopf drehte sich alles.
Eingesperrt?
Er konnte sie doch nicht einsperren und Karsten dann offen alles erzählen!

Hatte er sie weggebracht?
Oben? Wo oben?
Im Bezirksklinikum? Das lag ziemlich oben in der Stadt!

Hatte er sich deshalb von ihr getrennt?
Hatte er sie deshalb in die Wüste geschickt?
Sie war kurz davor, hinaus zu stürmen, ihn zu fragen.

Doch dann verließ sie der Mut.
Karsten!
Karsten wusste Bescheid!
Deshalb hatte er Stefan immer mehr oder weniger verteidigt!

Aber warum hatte er ihr nichts erklärt?
Sie hatte gedacht, er wäre ihr Freund!
Doch sie kannte die Antwort.
Er war loyal!

Paulas PlanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt