Kapitel 46

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Paula

Paula war sehr still bei der Fahrt zu ihrer Wohnung. Ihre Gedanken fuhren Achterbahn.
Sie ging wieder hart mit Stefan ins Gericht.
Sie gab ihm zum Teil Schuld daran, was aus Aurelia geworden war.
Würde er sie auch so fallen lassen?
Sie so behandeln?

Tränen traten in ihre Augen.
Gut, sie würde nicht so enden wie seine Frau.
Sie hatte schon zwei Trennungen von ihm überlebt, war stark geblieben.

Aber wenn sie eine Zeit mit ihm zusammenwäre, wenn sie sich ein Leben an seiner Seite aufgebaut hätte, wenn er ihrer dann überdrüssig würde, könnte sie das auch so überstehen?
Panik erfasste ihre Seele, sie bekam kaum noch Luft.

Bill sah sie voll Sorge an, ahnte ihre Gedanken.
Er kannte Stefan ziemlich gut, hatte ihn auf vielen Auslandsreisen begleitet.
Gut, der Chef war kein Kind von Traurigkeit gewesen, auch nicht, als er verheiratet war.
Aber seit er Paula getroffen hatte, war er ein anderer geworden, das wusste nicht nur er.

„Er ist einer von den Guten!" wagte er schließlich zu sagen. „Aber sie war die Falsche für ihn!"
Paula sah ihn überrascht an. „Und ich bin es nicht? Werde es auch nie sein?" fragte sie leise.
„Nein!" antwortete er, und die Bestimmtheit, mit der er dieses eine Wort aussprach, gab ihr ein wenig von ihrer Sicherheit zurück.
Dankbar lächelte sie ihn an, aufmunternd lächelte er zurück.

Zu Hause ging sie zu Sebastian, um Adrian zu holen. Sie fühlte sich vollkommen ausgelaugt.
Der Freund sah sie aufmerksam an. „Was ist passiert? Du siehst zum Kotzen aus!"
„Danke, dass du mich so aufbaust!" antwortete sie und versuchte ein Grinsen, das ziemlich daneben ging.

Sophia kam aus dem Bad mit Adrian auf dem Arm. Auch ihr fiel Paulas Niedergeschlagenheit auf.
Sebastian kochte Kaffee.
„Raus damit!" kommandierte er, als er die braune Brühe vor sie hinstellte.
„Aurelia! Sie ist so kaputt, so zerstört! Und ich frage mich, warum Stefan sie geheiratet hat! Ob das sein musste, ob sie eine Chance im Leben gehabt hätte, wenn sie sich nicht in ihn verliebt hätte!" stieß sie hervor.

Ihr Handy meldete sich, sie sah Stefans Namen auf dem Display. Aber im Augenblick hatte sie nicht die Kraft, mit ihm zu sprechen.
Die Mailbox sprang an, sie hörte seine aufgedrehte Stimme. „Hallo, Süße! Ist alles gut gelaufen? Bin ich sie endlich los?"

Sie reagierte nicht darauf, schaltete das Handy aus.
Sophia sah sie fragend an. „Du gibst meinem Bruder die Schuld an Aurelias Absturz? Du machst ihn verantwortlich, dass sie diesen süßen Kerl da beinahe umgebracht hat?" Sie redete sich direkt in Rage. „Das ist aber jetzt nicht dein Ernst, oder?"

Paula hielt ihrem Blick stand. „Er hat sie geheiratet, hat ihr verschiedenes geschworen, vor Gott und den Menschen, und er hat kein einziges Wort davon ernst genommen! Er hat sie weder geliebt noch geehrt, noch war er ihr treu. Er hat sein Leben weiter gelebt, hat sie einfach alleine gelassen!"

Sophia verstand, wie es auf sie wirken musste. Natürlich hatten Stefan einen Menge Scheiße gebaut in Bezug auf Aurelia, aber die dumme Pute war ja selber schuld daran gewesen!
Sie hatte das Abitur nicht wiederholt, hatte nichts aus ihrem Leben gemacht. Am Ende hatte sie nur noch gesoffen!

„Ganz so war es nicht, Paula! Das mag für dich jetzt so aussehen, aber du kennst ihn nicht gut genug. Sie war ein aufgewecktes Mädchen. Hübsch, einigermaßen gebildet, aus gutem Haus. Er hat wirklich versucht, ein guter Ehemann zu sein. Aber sie hat sich gehen lassen, vom ersten Tag an, nachdem sie verheiratet waren.

Dann bist du in sein Leben gekommen, aber trotzdem ist er bei ihr geblieben, so sehr er auch gelitten hat. Und seitdem gab es keine Frau mehr für ihn! Als er gerade so weit war, sich ganz von ihr zu lösen, obwohl sie schwanger war, weil er einfach nicht mehr konnte, auch wegen dir natürlich, musste er sie in die Klinik einweisen lassen.

Paulas PlanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt