Kapitel 9

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Paula

Paula konnte ihr Glück kaum fassen. In der Fremdsprachen-Abteilung führte sie der Leiter in ein riesiges Büro mit der modernsten Technik ausgestattet.
Das war ihres!
Unfassbar!
Am Schreibtisch waren Ballons befestigt, auf denen „Herzlich willkommen" stand.

Die anderen Mitarbeiter standen Spalier, klatschten, als sie das Zimmer betrat. Sie hatte Tränen in den Augen.
Dr. Regener hielt eine kleine Ansprache, hob ihre Qualifikationen hervor, erklärte, wie sehr er sich freute, dass sie bei ihnen anfangen würde, bot seine Hilfe an für alle Probleme, die sie hatte oder haben würde.
„Ich bin einer der Chefs mit den offenen Ohren und dem großen Herzen!" scherzte er, und Paula glaubte ihm jedes Wort, auch weil ihre neuen Kollegen zustimmend applaudierten.

Dann gab es noch Champagner und Schnittchen für alle, es wurde viel gelacht, das schien eine tolle Truppe zu sein.
Paula fühlte sich einfach nur wohl, sie war angekommen.
Später stieß dann noch Karsten Bühler dazu, der Vertreter des Juniorchefs.

Auch er begrüßte sie ausgesprochen herzlich. „Wir werden viel miteinander zu tun haben!" erklärte er. „Ich führe meistens die Geschäfte in Südamerika, und Spanisch war bisher nicht besetzt. Wir mussten uns immer mit Englisch behelfen!"
Er sah sie offen an, sein Blick gefiel ihr. „Ich werde auch Portugiesisch lernen!" informierte sie ihn. „Also nicht studieren, aber ich kann das mit einem Fernkurs machen!"

„Das wäre natürlich fantastisch!" freute sich ihr neuer Vorgesetzter. „Sie können das gerne auch hier während Ihrer Arbeitszeit machen, wir sehen das nicht so eng. Mal gibt es nichts zu tun, dann müssen Sie zwei Wochen rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Die Kosten für den Lehrgang zahlen natürlich wir!"

Paula fasste gar nicht alles, was mit ihr geschah. „Danke! Aber ich werde ja sehr großzügig bezahlt!"
„Pst!" sagte er lachend. „Lassen Sie das nicht die Buchhaltung hören!"

Karsten ging lächelnd wieder zurück an seinen Arbeitsplatz.
Na! Da hatten sie ja einen Fang gemacht!
Und hübsch war sie auch noch!
Das war doch gut, wenn man bei der Arbeit auch etwas fürs Auge hatte.


Stefan

Karsten traf Stefan beim Mittagessen im Kasino für leitende Angestellte.
„Die neue Dolmetscherin hat heute angefangen!" berichtete er aufgekratzt. „Ein kluges Mädchen! Und ein schönes dazu! Da habe ich ja Glück, dass sie mir zugeteilt worden ist!" zog er den Juniorchef auf. Und dann kam natürlich die Frage, die all jenen auf der Zunge lag, die Ilona unterrichtet hatte, dass die Neue auf Fürsprache des Juniors zu ihnen gekommen war.

„Kennst du sie?"

Stefan blieb bei seiner Version. „Flüchtig! Sie war mit einem Freund von mir unterwegs!"
„Und läuft da noch was zwischen dem Freund und ihr?" Karsten war wirklich interessiert an dem Mädchen.
„Was weiß denn ich? Frag sie halt!" fertigte ihn Stefan ab und verließ die Kantine.
Karsten sah ihm verblüfft nach.
Was war das jetzt gewesen?

Stefan ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen. Der Aktenstapel wurde immer größer, er sollte dringend die Angebote durchsehen, die Bestellungen absegnen, Briefe diktieren, mit Paris telefonieren.

Warum konnte er sich denn nicht aufraffen?
Dreimal war er am Vormittag aufgestanden, um zum Empfang für Paula zu gehen, um sie zu begrüßen, wie er es sonst mit neuen Mitarbeitern machte.
Dreimal hatte er sich gezwungen, sich wieder hinzusetzen.

Sie hatte natürlich nicht angerufen, wie er es gehofft hatte.
Blöder Weise gehofft hatte!
Was hatte er erwartet?
Ein verliebtes Säuseln?
Dass sie ihn nicht vergessen konnte?
Dass sie ihn wiedersehen wollte?

Paulas PlanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt