Paula
Paula erwachte noch vor dem Weckerläuten. Oder hatte sie gar nicht geschlafen?
Doch! Denn sie hatte schwer geträumt. Stefan stand auf einer Straße, hatte etwas zu ihr gesagt, das sie nicht verstanden hatte.Sie hatte nachgefragt, er hatte gelacht, sich umgedreht und war verschwunden. Sie wollte ihm nachlaufen, aber ihre Beine bewegten sich nicht.
Sie schrie ihn an: „Warte auf mich! Rede mit mir!" Aber er antwortete nur mit diesem schrecklichen, hohlen Lachen.Sie war verschwitzt, die Haare klebten an ihrem Gesicht. Sie versuchte den Traum abzuschütteln, taumelte ins Bad.
Sie versuchte zu frühstücken, aber ihre Kehle war vollkommen zugeschnürt. Sie rauchte, trank die braune Brühe, die ihre uralte Maschine ausspuckte, rauchte noch eine Zigarette.Dann machte sie sich auf den Weg zur Arbeit. Stefan war eine Woche weg, sie musste also nicht befürchten, ihm zu begegnen.
Es würde schon so schwer genug für sie werden.Alle würden tuscheln, hinter vorgehaltener Hand über sie lachen!
Aber da musste sie durch!
Sie musste eben hart im Nehmen werden!
Ihr Job war ihr wichtig, sie durfte ihn nicht auch noch verlieren!Ihre alte Karre stotterte ein bisschen, bevor sie ansprang.
„Hast du auch Herzschmerzen?" fragte sie.Irgendwie schaffte sie die Fahrt zur Firma, irgendwie schaffte sie den Weg vom Parkplatz zur Eingangstüre.
Sie dachte daran, wie Stefan sie über der Schulter hier entlang getragen hatte.
Was er ihr danach alles erzählt hatte, was er ihr alles vorgesungen hatte!
Sie hatte all das nicht glauben wollen, aber seine Augen hatten sie so ernsthaft angesehen, seine Worte hatten so ehrlich geklungen!
Wieder stiegen Tränen in ihr hoch. Sie sank in die Hocke, ihre Beine trugen sie nicht mehr.So fand sie Karsten, als er in Gedanken versunken auf das Gebäude zuging.
Er nahm ihre Hand. „Steh auf, Paula! Sei stark! Gib ihnen nicht noch mehr Stoff!" sagte er leise. Ihr Anblick brach beinahe sein Herz.
Was war aus der strahlenden Schönheit geworden?Aus dem intelligenten Mädchen, das die Verhandlungen in Argentinien gerockt hatte?
Ich bringe ihn um! dachte er glühend vor Zorn.
Der Idiot! Er konnte jede Frau haben! Warum musste es ausgerechnet Paula sein?Sie kam wieder zu sich, ließ sich hochziehen, wischte die Augen trocken, versuchte zu lächeln.
Gut! Sie versucht es wenigstens, auch wenn es gründlich daneben geht! dachte er. Sie wird kämpfen! Sie ist stark!Er legte den Arm um ihre Taille, um sie zu stützen.
Er spürte die Blicke der Mitarbeiter, die an den Fenstern hingen, aber es war ihm egal.
Er führte sie zum Aufzug, fuhr mit ihr nach oben.Sie wollte in ihre Abteilung, doch er hielt sie fest, bis sie an seinem Zimmer angekommen waren.
Angela, seine Sekretärin, gehörte nicht zu den Klatschbasen in der Firma. Sie war absolut loyal. Sie liebte ihren Job, sie liebte ihn als Chef, aber nicht als Mann, das wusste er.
Wie er kam sie aus einfachen Verhältnissen, schätzte es, viel zu arbeiten und dafür geachtet zu werden.Ihr Mann hatte seinen Job verloren, kümmerte sich aufopfernd um die beiden Kinder, hatte kein Problem damit, dass seine Frau die Kohle ranschaffte.
Er hatte ihn einmal auf einer Betriebsfeier kennengelernt, er war ein guter Typ, der seine Frau wirklich liebte.Er wusste, Angela würde für ihn, ihren Chef, durchs Feuer gehen.
„Wenn es möglich ist, möchten wir nicht gestört werden!" bat er sie, und sie lächelte mitfühlend und verständnisvoll, was auch Paula dankbar bemerkte.
„Möchten Sie etwas essen?" fragte Angela Paula. Die merkte plötzlich, dass ihr Magen ordentlich knurrte. Die Fürsorge Karstens und Angelas taten ihr Übriges.
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Paulas Plan
RomancePaula hat nach dem Tod ihrer Eltern trotz der Trauer ihr Ding durchgezogen. In Rekordzeit hat sie ihr Studium abgeschlossen, mit einem Doktortitel und vier Diplomen in fünf Sprachen. Nun beschließt sie, dass es an der Zeit ist, ihre Unschuld zu ver...