Kapitel 15

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Stefan

Stefan ging langsam zu seinem Wagen, er schlich durch die Stadt. Vor Paulas Haus blieb er lange in seinem Auto sitzen. Was sollte er ihr sagen?
„Hey, Baby! Du bist deinen geliebten Job los, weil ich mich heute im Betrieb wie ein unreifer Junge aufgeführt habe!? Und wenn ich mich jetzt von dir trenne und ein paar Jahre bei meiner Frau bleibe, hast du die Chance auf einen neuen Job, bei dem du nicht Regale im Supermarkt einräumen musst? Und wenn ich mich nicht von dir trenne, kommt mein Kind als Baby einer Alkoholikerin zur Welt, ist untergewichtig und vielleicht behindert, und wir haben beide keinen Job mehr?"

Er konnte das nicht!
Er konnte nicht aussteigen!
Er brauchte noch eine andere Meinung.
Ohne lange nachzudenken, drückte er die Schnellwahltaste von Mick. Der Freund war sofort bereit, sich mit ihm in Stefans Wohnung zu treffen. Stefan setzte zurück, fuhr wieder weg.

Bei sich schenkte er sich erst einmal einen Whiskey ein, kippte ihn auf EX. Er wusste, dass das ein Fehler war, er brauchte einen klaren Kopf. Aber er brauchte auch etwas, um runterzukommen.
Kurz darauf läutete Mick, nahm ihn in die Arme. Am Telefon hatte Stefan ziemlich gebrochen geklungen.

Er ließ ihn erst einmal reden.
Reden, wüten, heulen, fluchen!
Mick war fassungslos. Er stammte auch aus einer Unternehmerdynastie, er war auch als Kronprinz erzogen worden. Aber sein Vater war ein weltoffener Mann, dem nichts Menschliches fremd war.

Seine drei Söhne konnten in die Firma eintreten, wenn sie es wollten, aber sie mussten keine Heiligen sein.
Andreas, der Jüngste hatte sich dann auch für ein Kunststudium entschieden, erhielt die gleiche finanzielle und persönliche Unterstützung wie die beiden Älteren.

„Ich weiß jetzt gerade nicht, was ich sagen soll!" gab er dann auch zu. „So ein Benehmen ist in der heutigen Zeit vollkommen irrational. Ich meine, Job ist Job, und Sex ist Sex!"
Der altbekannte Spruch der Clique brachte Stefan zum Lächeln. Er schenkte sich noch einen kleinen Schluck ein.

„Bereust du es, dass du sie damals nach Hause gebracht hast?" fragte Mick.
Stefan dachte eine Weile nach, dann glitt ein Lächeln über sein Gesicht.
„Nein! Nein, ganz und gar nicht! Ich bereue aus tiefstem Herzen, dass ich Aurelia geheiratet habe, dass ich sie geschwängert habe, vielleicht auch, dass ich Paula in die Firma geholt habe, ohne dass sie wusste, wer ich war. Das war ziemlich kurzsichtig von mir. Ich habe irgendwie das Pferd von hinten aufgezäumt. Aber ein verliebter Mann handelt eben nicht immer rational!"

Er grinste den Kumpel an. „Und dass ich mich heute so kindisch verhalten habe, bereue ich auch! Aber – siehe vorne!"

„Also, noch eine andere Frage: Könntest du dir vorstellen, ohne Paula zu leben?" bohrte Mick weiter.
„Nein! Auf keinen Fall! Ich könnte vielleicht existieren, aber leben nicht. Ich hab's nach der einen Nacht, die ja etwas seltsam war, nicht geschafft, und jetzt ginge es auf keinen Fall!" versicherte Stefan.

„Dann hast du nicht viele Möglichkeiten. Eins noch, weil ich mich ja ein wenig in der Finanzwelt auskenne: Sichere dein Vermögen ab! Stoß deine Anteile so schnell wie möglich ab, schau, dass deine Konten vor Zugriffen von Big Daddy geschützt sind!" warnte Mick.

Stefan sah ihn bewundernd an. Daran hätte er jetzt als letztes gedacht. Sein Vater hatte Zugriff zu allen seinen Depots und Konten, falls es mal Probleme gab, während er selbst im Ausland war. Dahingehend hatte er ihm voll vertraut.
Aber heute wäre er da nicht mehr so sicher.

„Kannst du da was online machen?" fragte Mick, als er Stefans erschrockenen Blick sah.
„Muss ich versuchen!" Hektisch fuhr er das Laptop hoch, gab seine Depotzugangsdaten ein, ging die verschiedenen Menüpunkte durch.
„Da! Zugangsberechtigungen!" Schnell scrollte er durch. Er rief den Namen des Vaters auf. „Zugang löschen" klickte er an.

Paulas PlanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt