Kapitel 27

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Johnny

Johnny trat seine neue Arbeitsstelle an. Aus der Privatklinik, wo er zuletzt gearbeitet hatte, war er geflogen, weil er sich zu intensiv um eine einsame Patientin mit einer schweren Neurose gekümmert hatte.
Er hatte das als Teil einer Therapie gesehen, die Mitvierzigerin hatte es sehr genossen, einen jungen kräftigen Kerl hin und wieder im Bett zu haben, und sie hatte sich sehr erkenntlich gezeigt.

Bis ihr Mann sich gewundert hatte, wofür sie das ganze Geld ausgab, das von seinem Konto per EC-Karte abgebucht worden war.
Sie gestand ihm unter Tränen, was sie getan hatte, er reichte die Scheidung ein und Johnny wurde gekündigt.

Er nahm es nicht weiter tragisch, sein Zeugnis war trotz der Vorkommnisse gut - die Klinik hatte einen Ruf zu verlieren - und Pflegekräfte waren immer gefragt.

In der ersten Stationsbesprechung berichtete sein Chef Dr. Masur von Aurelia.
Kurz fasste er die letzten Wochen zusammen. „Wir hatten gehofft, schon mehr geschafft zu haben, doch beim ersten Besuch ihres Mannes ging sie auf ihn los, um an Alkohol zu kommen.

Ihre Leber zeigt erste Schädigungen, was bei einer 20jährigen darauf schließen lässt, dass der Missbrauch schon länger stattfand. Wir müssen also von einer Abhängigkeit ausgehen. Mit Herrn Dr. Berneck habe ich eine weitere Woche Besuchsverbot besprochen, wenn nötig, müssen wir das auch noch ausdehnen."

Johnny bekam große Ohren.
Von Berneck?
20 Jahre?
Alkoholsüchtig?
Besuchsverbot?
Sollten sich da für ihn ungeahnte Möglichkeiten ergeben?

In seinem Kopf entstand ein Plan, ein perfider Plan! Seinesgleichen musste schließlich sehen, wo er blieb!
Wie er ein Stück vom Kuchen der Superreichen abbekäme.

Bei seinem nächsten Dienst auf ihrer Station lächelte er Aurelia hingerissen an. „Ja, was haben wir denn hier für einen Schönheit?" schmalzte er ihr hin und erntete einen dankbaren Blick.

„Was haben sie dir denn angetan?" Er setzte sich auf den Rand ihres Bettes, fasste nach ihrer Hand.

Aurelias Herz schlug schneller. Eine verwandte Seele! Er würde ihr helfen!
„Sie behaupten, dass ich zu viel trinke! Dass ich das Leben dieses Babys gefährde! Jetzt geben sie mir gar nichts mehr, und ich kann das nicht aushalten!" brach es aus ihr hervor.
Er streichelte ihre Hand. „O du Arme! Du tust mir so leid! Wenn ich etwas für dich tun kann, sag mir Bescheid, ja?"

Sie sah ihn mit großen Augen an. „Könntest du mir ab und zu einen Schluck vorbei bringen?" fragte sie hoffnungsvoll.
„Aber natürlich! Das schadet doch wirklich nicht! Da lassen sie dich da alleine liegen und reden schlau daher! Ich besorge dir natürlich was, meine Schöne!" Johnny merkte, wie empfänglich sie in ihrem Zustand für seine Schmeicheleien war.

Nach seinem Dienst kaufte er eine Reihe von Mini-Schnapsfläschchen, schlich sich noch einmal zu ihr.
Sie strahlte ihn an. Schnell schob er ihr einen der kleinen Glücksbringer unter die Decke, berührte wie unbeabsichtigt ihre Taille.
Gierig leerte sie das Fläschchen. Der Schnaps brannte ihre Kehle hinunter, verbreitete wohlige Wärme in ihr.

„Aber du darfst immer nur wenig bekommen, gerade so viel, dass es in deinem Blut nicht nachzuweisen ist. Und du darfst mich auf keinen Fall verraten, ist das klar? Sonst schmeißen die mich raus, und du bist wieder ganz alleine!" warnte er sie.

Aurelia grinste ihn verschwörerisch an, hielt ihm die Hand zum Abschlagen hin.
So ging es ein paar Tage lang. Dreimal am Tag brachte Johnny ihr einen Schluck vorbei. Sie waren immer sehr vorsichtig. Meistens führte er sie auf die Toilette, versorgte sie dort schnell mit dem, wonach sie gierte.
Er streichelte ihr Haar, nannte sie schön, süß und lieb, was ihrer einsamen Seele gut tat.

Paulas PlanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt