Kapitel 7

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Stefan

Auch nach der Hochzeitsreise war Stefan ein vorbildlicher Ehemann.
Er hatte Aurelia heute zu ihrem Lieblingsitaliener eingeladen.
Hauptgrund war, dass sie vor ein paar Tagen beschlossen hatte, für sie beide zu kochen.

Warum auch immer!
„Ich kann das! Du wirst Augen machen!" hatte sie ihn bestürmt.
Er hatte Emma, der Haushälterin zwei Wochen frei gegeben, er hoffte, dass der Anfall seiner Ehefrau nicht länger anhalten würde.

Doch nach einigen entweder verkochten oder versalzenen Mahlzeiten, einem Schuhsohlensteak und einem verbrannten Schnitzel, hatte er ihr vorgeschlagen, einen Tag Pause bei ihrer schweren Arbeit einzulegen, um sich von ihm ausführen zu lassen.

Er hatte den Abend lang stoisch ihr aufgedrehtes Gequatsche und ihr Kichern ertragen, denn es war der Preis für endlich wieder einmal etwas Genießbares zum Essen.

Als er von der Toilette zurückkam, fiel sein Blick auf die junge Frau, die alleine in einer Nische saß. Sie sah aus wie Paula, wie die Bitch, wie sein Blaustrumpf.
Aber sie war es nicht wirklich.
Oder?

Ihr Haar war nach hinten gegelt, was ihre Wangenknochen betonte. Die großen, grünen Augen waren leicht geschminkt, ihre Lippen glänzten durch rosafarbenes Lipgloss.
Sie trug eine weichfallende Seidenbluse im Grün ihrer Augen.
Sie war wunderschön, sie war die attraktivste Frau, die er je gesehen hatte.

Und sofort stieg wieder diese irrationale Wut in ihm hoch.
Wieso kam sie ausgerechnet hierher?
Verfolgte sie ihn?
Er wusste, wie idiotisch dieser Gedanke war.
Sie wohnte praktisch um die Ecke.

Er konnte den Blick nicht von ihr lösen, stand wie festgewachsen zwei Meter hinter Aurelia.
Er sah ihren Blick, wusste, dass auch sie ihn erkannt hatte.
Er sollte sie ignorieren.
Er sollte sich gelassen auf seinen Platz setzen.

Er sollte mit seiner Frau turteln.
Wollte er sie eifersüchtig machen?
Wie billig war das denn?
War er 15 oder 30?

Er wollte doch gar nichts von ihr!
Rein gar nichts!
Nicht das Geringste!
Im Gegenteil!
Er hatte eine Stinkwut auf sie!

Warum atmete er dann nicht einfach weiter?
Warum zum Teufel setzte er sich nicht?
Warum starrte er sie so an?
Warum raste sein Herz so?
Und warum um alles auf der Welt war er bei ihrem Anblick so hart geworden?

Paula

Warum starrte er sie so an?
Erkannte er sie?
Sicher!
Warum setzte er sich nicht zu seinem kichernden Frauchen?

Die sah Paula seltsam an, lächelte, dachte wohl, sie sehe sie so erstarrt an!
Hatte wohl keine Ahnung, dass ihr Ehemann hinter ihr stand und Paula nicht aus den Augen ließ.
Hatte er womöglich Angst, dass sie ihn ansprechen würde, dass sein Ehebruch auffliegen würde?

Das war die Lösung!
Fast unmerklich schüttelte sie den Kopf, wollte ihn beruhigen.
Keine Angst! Ich verrate dich nicht! sollte diese Geste bedeuten.
Er schien aus seiner Starre aufzuwachen, setzte sich in Bewegung, ließ sich auf seinen Stuhl fallen.
Er rief quer durch das Lokal: „Salvatore! Die Rechnung bitte!"

Das Püppchen maulte mit ihrer Kleinmädchenstimme: „Aber Süßer! Ich hatte noch gar kein Dessert!"
Er flüsterte ihr etwas zu, sie kicherte. „Ja! Das ist allerdings ein Ersatz!" gab sie nach.

Er unterzeichnete die Rechnung, schien hier wohl Stammgast zu sein. Dann fiel ihm noch etwas ein, er lief dem Ober nach, sprach leise mit ihm, schob ihm einen Zettel zu, den er vorher beschrieben hatte.
Ohne sie noch eines Blickes zu würdigen, verließ er mit der Kleinen das Lokal.

Paula sah ihm versonnen nach.
Na! Scheinbar bekam jeder die Ehefrau, die er verdiente!
Aber warum raste ihr Herz noch immer?

Warum prickelte ihr ganzer Körper, als würde sie in Champagner baden?
Warum spürte sie diese wahnsinnige Erregung in sich aufsteigen, die er in ihr erweckt hatte, und die er auch höchst begabt befriedigt hatte?
Würde er jetzt seine Hände über den Körper dieses jungen Mädchens gleiten lassen?
Würde er sie küssen wie sie in dieser einen Nacht?

Paulas PlanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt