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|Taehyung|

Jungkook stand am Waldrand und schaute zu mir, als ich in den Tiefen des Waldes verschwand. Auf dem Weg nach Hause ließ ich mir Zeit; vielleicht war es die Angst, die mich daran hinderte, schnell zu Hause anzukommen.

Als ich mein Dorf erreicht hatte, war es bereits nachts. Die Laternen an den Häusern erhellten meinen Weg. Eine kühle Brise streifte meinen Körper, als ich vor dem Haus stand, in dem ich mit meiner Großmutter lebte.

Ich öffnete die Tür und trat herein. Alle Lichter waren erloschen, bis auf das Licht im Flur. Das Feuer ließ den Boden und die Wände in einem orangen Licht erscheinen.

Nachdem ich mein Zimmer betreten hatte, legte ich mich in mein Bett. Ich unhüllte meinen Körper mit meiner Bettdecke und stellte mir vor, dass es Jungkook war, der mich umarmte. Wenn du doch nur bei mir sein könntest, Jungkook.

Ich schloss meine Augen und verbrachte die Nacht in einem traumlosen Schlaf. Am nächsten Morgen zögerte ich, als ich in die Küche ging, um mit meiner Oma zu frühstücken. Ich setzte mich zu ihr an den Tisch und wünschte ihr einen guten Morgen.

,,Iss genug, Taehyung, du musst mir heute im Garten helfen", sagte sie und deutete dann zu einer Schüssel mit Beeren, ,,unsere Nachbarin hat uns einen großen Korb Beeren gebracht, weil du sie so magst. Ich werde aus dem Rest Marmelade machen."

Hatte Jimin mein Geheimnis bewahrt? Hatte er wirklich niemandem von Jungkook erzählt? Wieso blieb meine Oma so ruhig? Ich traute mich nicht, zu fragen, ob Jimin gestern Abend hier gewesen war... ob meine Großmutter von Jungkook erfahren hatte.

Nach dem Frühstück half ich meiner Großmutter im Garten. Ich pflückte das Obst von den Bäumen, während sie sich um das Unkraut kümmerte. Sie zündete es an und bevor sich das Feuer verbreiten konnte, ließ sie es erschlöschen. So würde sie in Kürze das ganze Unkraut entfernt haben und der nächsten Tätigkeit nachgehen können.

Nicht nur ihre Gabe nahm uns viel Arbeit ab, auch meine Gabe tat es. Ich konnte mehrere Pflanzen aufeinmal bewässern und wenn sie von zu viel Wasser umgeben waren, konnte ich es ihnen einfach entziehen.

Ich legte das Obst in Körbe und brachte sie in die Küche. Meine Großmutter würde einen Teil des Obsts in der Sonne trocknen lassen; so wäre das Obst länger haltbar und wir hätten Vorräte für den Winter.

Nachdem ich fertig war und nichts mehr zu tun hatte, verließ ich unser Haus, um mich auf den Weg zu Jungkook zu machen. Ich ging durch das Dorf und als ich an Jimins Haus vorbei kam, sah ich ihn mit Yoongi in seinem Garten. Ich blieb für einen Moment stehen und betrachtete sie.

Yoongi ließ eine Kletterpflanze an Jimins Hauswand entlang wachsen - er konnte Pflanzen wachsen lassen, das war seine Gabe.

Als Jimin mich bemerkte, dauerte es nicht lange, bis auch Yoongi in meine Richtung schaute. Jimins Lächeln fiel und auch Yoongi wirkte nicht begeistert. Ich senkte meinen Blick und ging in den Wald.

Als ich dem Waldrand immer näher kam, waren die Sonnenstrahlen, die am Nachmittag ihren Weg durch die am Waldrand stehenden Bäume fanden und den Wald erhellten, nicht da.

Stattdessen traf ich auf eine riesige Wand aus dicken Wurzeln, die fest an die dort stehen Bäume gewachsen waren und sie wie Lianen umschlangen. Es waren so viele, dass das Sonnenlicht nicht zwischen den Baumstämmen hindurch in den Wald dringen konnte und ich von Dunkelheit umhüllt wurde.

Sie hatten eine riesige Mauer um den Wald errichtet, um mich von Jungkook fernzuhalten. Sie hatten eine Mauer zwischen uns gebaut, die ich nicht einreißen konnte.

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Just one Touch || ᵛᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt