Kapitel 38 (Weg 1)

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Als unser arbeitsreicher Vormittag gerade die Hälfte erreicht hatte, der vorige Bittsteller war gerade gegangen, als die Türen aufknallten und Belial in den Raum stürmte. ,,Wir werden von Aufständischen angegriffen, sie wollen den neuen Dämonenkönig stürzen und damit Liliths Thron zurück erobern!" rief er und ich sah Luzifer ernst an, die ebenso zurück blickte. ,,Das wird eine Schlammschlacht..." murmelte sie. ,,Nicht umbedingt. Ich kenne einen Fluch, der alle Feinde ausradiert... das Problem ist nur, dass dieser Fluch sich nicht auf Feinde beschränkt... Wenn du also eine Idee hast, wie du diesen Fluch während ich ihn wirke, ausschließlich auf unsere Feinde konzentrieren kannst, könnten wir sie mit einem Fluch vernichten. Es würde auch ein Exempel statuieren." erklärte ich. ,,Was für ein Zauber ist das?" fragte Luzifer. ,,Ein Vernichtungsfluch, den ich erfunden habe. Normalerweise würde er alles im Umkreis auslöschen und es würde auch enorm viel Magie brauchen, aber es wäre schnell und effizient."  erklärte ich ruhig. ,,Wie viel Magie?" fragte sie scharf nach. ,,Genug um den Anwender zu töten, wenn er nicht wirklich mächtig ist. Allerdings kommt es auch auf das zu vernichtende an. Wenn man den Umkreis erweitert, könnte es auch mächtige Dämonen töten oder sogar einen von uns. Und ein weiterer Faktor ist die Masse des zu vernichtenden. Ich brauche dich, um diese Magie zielgerichtet einzusetzen, du visierst die Feinde an, berschränkst den Fluch auf sie, mit dem ich sie alle vernichte. Aber ich bin kein lebensmüder Idiot, daher würde ich vorschlagen, wir holen Belial mit ins Boot, um sicher zu gehen dass die erforderliche Magie nicht mehr ist als wir haben. Ich würde mal vorsichtig davon ausgehen, dass seine Magie mit deiner kompatibel ist. Meine müsste auf jeden Fall mit deiner kompatibel sein, weil du mich verwandelt hast und wir gebunden sind." erklärte ich und sah nachdenklich zu Belial. ,,Sind es viele?" fragte Luzifer ihn. ,,Hunderte wenn nicht tausende... oder noch mehr, wir wissen es nicht sicher." antwortete der Dämon. ,,Gut, dann wird er mitmachen. Sieh nach, ob seine Magie mit deiner kompatibel ist, sonst werde ich den Fluch wirken und du zielst." wies mich Luzifer an und ich nickte, um unmittelbar vor Belial zu erscheinen. ,,Entspann dich, ich werde vorsichtig sein." meinte ich und legte die Hand auf seine Brust, etwas oberhalb der Magengrube, wo der Magiekern war. Ich ließ meine Magie langsam und behutsam in ihn rinnen und als ich seine Magie berührte, war klar, dass sie kompatibel sein würde. Seine Magie war meiner ähnlich genug... Also zog ich meine Magie zurück und ließ von ihm ab, um neben Luzifer zu erscheinen. ,,Damit kann ich arbeiten, unsere Magien sind einander ähnlich genug." bestätigte ich. ,,Gut, dann komm zu uns." meinte sie und zog mich so zu sich, dass ich rittlinks auf ihren Oberschenkeln saß, quasi über ihr kniete. ,,Wenn du an deiner Grenzen kommst, wirst du dich wahrscheinlich verwandeln und du willst keine Lehne im Rücken haben, wenn deine Flügel sich materialisieren." stellte sie klar und ich seufzte. ,,Na gut, ich belasse es dabei. Diesmal." knirschte ich, griff ihre Hände, um ihre Finger mit meinen zu verflechten. ,,Du bist die also sicher, dass du diese allumfassende Zerstörung zielgerichtet verwenden kannst?" fragte ich sie. ,,Das bin ich." bestätigte sie und ich nickte. ,,Gut. Ich zähle auf dich. Belial, du legst deine Hände auf unsere Schultern und wenn uns die Magie ausgeht, fügst du deine hinzu." wies ich den Dämon an, der im nächsten Moment an unserer Seite stand und genau das tat. Ich legte meine Stirn an Luzifers und sah sie an. Sie war bereit, also schloss ich die Augen. ,,Ego omnia deleo ex." sprach ich klar und deutlich und auch Luzifer murmelte lateinische Worte, dann brach die Macht aus mir hervor, doch ich spürte auch Luzifers Macht, die die meine leitete, sie führte und nur die Feinde auslöschen ließ. Sie hielt sie auch zurück, diese gewaltige Magiewelle, weswegen es auch kaum schmerzte, wo normalerweise diese enorm schnell und stark aus einem heraus brechende Macht dem Anwender unsagbare Schmerzen zufügen würde, was ich wohlweißlich verschwiegen hatte. Es ging schließlich nur mich etwas an, da ich den Fluch erfunden hatte und anwendete. Ich konnte es spüren, wie er die Feinde zielsicher fand und meine Macht auf sie entließ. Dann kam die Armee und es waren nicht nur hunderte oder tausende, sondern mehrere zehntausend, wenn nicht hunderttausend. Und als wir es fast geschafft hatten, spürte ich, wie ich immer müder wurde, doch ich hielt die Magie aufrecht. Und dann spürte ich, wie meine Magie wieder stärker wurde... und wärmer... es war Luzifers Magie, die sich meiner hinzufügte... und ich konzentrierte mich wieder auf den Fluch, unterstützte sie und dann hatten wir es auch schon geschafft. Sie waren alle beseitigt. Ich öffnete die Augen wieder und streckte gleichzeitig meine Flügel. Belial ließ und los sein Blick war bewundernd. ,,Ihr habt es geschafft, meine Meister." stellte er ehrfürchtig fest. ,,Natürlich, als dämonisches Königspaar ist Scheitern keine Option. Und es hat mich gar nicht mal so viel Magie gekostet." gab Luzifer selbstbewusst zurück. Ich richtete mich auf und teleportierte mich auf meinen Thron, allerdings wegen der Flügel seitlich sitzend, so dass ich Luzifer zugewandt war. ,,Luce, lass uns das nicht so bald wiederholen, ja?" murmelte ich. ,,Oh nächstes Mal machst du es allein, du solltest dazu fähig sein... Gut, du würdest wahrscheinlich unmittelbar danach wegen des Magieverlusts bewusstlos werden, aber du würdest weder sterben noch scheitern." meinte sie und ich seufzte. ,,Ich für meinen Teil fand das anstrengend genug, aber okay. Da du aber so motiviert bist, kannst du ja gerne hier weiter machen und ich kümmere mich derweil um das Magieprojekt." meinte ich leichtehin. ,,Du gehst nirgendwo hin!" stellte sie klar. ,,Ich kann es auch hier machen. Ich kenne deine Bibliothek gut genug, um die benötigten Bücher herzaubern zu können." bot ich schulterzuckend an. ,,Hm... also bei der Büroarbeit kann ich nicht auf dich zu verzichten... Und deine Freizeit gehört mir, also fällt das auch weg. Jetzt ist wohl die beste Option, hier reicht ja eigentlich auch einer und wenn ich deine Meinung brauche bist du ja immer noch anwesend." meinte sie. ,,Er hilft dir bei der Arbeit? Ich meine, dass er dich vertreten hat, war mir bewusst, aber ich dachte du hättest ihm konkrete Anweisungen hinterlassen, die er mir weitergegeben hat." kam es von Belial erstaunt. ,,Nützlich zu sein war eins der Auswahlkriterien." gab ich preis und ließ Luzifers Feuerball mit einem lässigen dagegen schnippen verpuffen, den diese nachlässig in meine Richtung feuerte. ,,D-das war Höllenfeuer... und er lässt es wie eine Kleinigkeit aussehen..." kam es fassungslos von Belial. ,,Hm? Oh, ja, passiert." meinte ich beiläufig. Mit einem Verschlingefluch war das gar kein Problem. ,,Schau mich nicht an, er hat ohne in die Schutzzauber meines Büros eingebunden zu sein uns beide dorthin teleportieren können... er hat uns dabei an zwei verschiedene Orte und ohne Körperkontakt erscheinen lassen. Seitdem wundere ich mich über gar nichts mehr." meinte Luzifer auf Belials ungläubigen Blick nur. ,,Er hat danach die Schutzzauber verbessern dürfen und mich eingebunden. Ich habe derweil die Arbeit übernommen, wie du ja mitbekommen hast." fügte ich hinzu und mit einem Fingerschnippen ließ ich ein kleines Portal vor mir erscheinen, um mit einem flüchtigen Blick ein Buch heraus zu ziehen und nach kurzen Überlegungen noch ein zweites hinzuzuziehen. Beide legte ich in meinem Schoß ab, dann ersetzte ich das Portal durch ein anderes, zog ein Deutsch-Latein Wörterbuch heraus und schloss dann das Portal. Mit einem weiteren Fingerschnippen erschienen zwei Federkiele und ein Tintenfass mit schwarzer Tinte sowie ein kleiner Papierstapel. Dann ließ ich kleine runde Magiegebilde entstehen, die über kleine Fledermausflügel sowie einen winzigen Teufelsschwanz verfügten. Die runde Mitte bildete ein Auge. Für gewöhnlich waren es nur einzelne Augen, aber diese kleinen Extras waren von mir hinzugefügt worden, weil es amüsant aussah und nicht so langweilig war. Diese drei kleinen Augen, denn ich zauberte drei, ermöglichten es mir, drei verschiedene Dinge zu sehen und damit zu lesen, was ich nicht mit meinen Augen könnte... sicherheitshalber schuf ich ein viertes, auch wenn schreiben ohne ging. Beiläufig wirkte ich den Gedankenerweiterungszauber, der zwar Kopfschmerzen verursachte, mein Multitasking aber verdoppelte, obwohl ich als Dämon eh schon drei Dinge gleichzeitig tun konnte. Und hier würde ich das brauchen. So wirkte ich stumm einen Telekinesezauber auf alles und die Bücher sowie zwei Blätter und auch die Federn erhoben sich die Luft, während ich die Augen schloss, da das meine Sicht voll auf die für mich sehenden Magiegebilde konzentrierte. Die Äuglinge, so nannte man diese Magiegebilde, schwebten von Natur aus und zeigten einem, was man sehen wollte. So schwebten sie vor den drei Büchern, mit einem leichten Fingerzeig blätterte ich um, für jedes Buch einen anderen Zauber nutzend. Während ich mit der einen Feder den Zauberspruch auf deutschen niederschrieb, suchte ich mit dem einen magischen Auge die lateinischen Wörter heraus, während ich mit den anderen beiden die Bücher nach ähnlichen Zaubern oder Ritualen durchsuchte. Die zweite Feder schrieb die lateinischen Worte nieder, so dass ich bald einen Zauberspruch erhalten würde. Während ich an dem Zauberspruch feilte, hörte ich nur beiläufig zu, meine Konzentration war auf den Zauber fokussiert. Brauchte ich überhaupt einen Bannkreis? Hm, eher nicht, der Zauberspruch würde schon genügen, da er automatisch auf die Verbindung aufbauen würde. Die vom Gedankenerweiterungszauber kommenden Kopfschmerzen ignorierte ich konsequent. Es dauerte, wobei ich beiläufig Luzifer mit einer Notiz antwortete, da diese zu schreiben und sie rüber schweben zu lassen weniger ablenkte als sprechen. Es dauerte fast bis zum Mittag, aber ich schaffte es. ,,Ich hab es." verkündete ich also. 

Sei mein! - Nein! ReverseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt