Kapitel 43 (Weg 4)

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So verging die Zeit, ich hatte das Ritual nach dem ersten Mal nur noch in Hotelzimmern durchgeführt, mein Bargeld reichte dafür, denn als Herr der Hölle war man nicht gerade arm. Jedes Mal mietete ich mich in einem anderen Hotelzimmer ein, holte nur vorher noch kurz das Linoleum. Aber scheinbar folgte mir Luzifer tatsächlich nicht, also würde es wohl doch nicht erforderlich sein. Also kehrte ich für dieses letzte Mal in meine Wohnung zurück, wo ich Mors beschwor. ,,Du hast mich also erneut gerufen?" fragte Mors. ,,Ja, für das letzte Mal." bestätigte ich. ,,Und für was hast du dich entschieden?" erkundigte er sich. ,,Ich werde zu deiner Kreatur." begann ich, doch in dem Moment spürte ich es... ich hatte mich gewaltig geirrt... Luzifer war hier, ich spürte ihre Präsenz und dieses seltsamerweise sehr plötzlich auftretende Phänomen ließ mich abbrechen. ,,Das wirst du nicht!" stellte sie entschlossen von hinter mir klar, doch ich machte mir nicht die Mühe des Umdrehens, sondern sah sie nur über meine Schulter hinweg an. Sie sollte schließlich gar nicht hier sein. ,,Das hast du nicht zu bestimmen, Luzifer. Es ist meine Entscheidung und ich habe meine Wahl getroffen, wie du belauschen konntest." hielt ich ruhig dagegen und wandte mich wieder Mors zu. Doch dann traf mich plötzlich etwas von hinten, was mich leicht ins taumeln machte, doch ich konnte mich fangen und das etwas als Luzifer identifizieren. Sie hatte die Arme von hinten um mich geschlungen und drückte sich fest an an meinen Rücken... so fest, dass ich es fast schon verzweifelt nennen würde. Da sich die Emotionslosigkeit legte, konnte ich dabei Verwunderung aufbringen... ,,Tu es nicht, bitte! Was es auch ist, ich werde dir helfen, nur bitte gib nicht alles auf!" bat sie mich und das überraschte mich nun wirklich, denn der Teufel bat nicht, nie! ,,Wenn du das nur könntest... nur Mors kann das tun, keiner außer ihm hat die Macht dazu, auch du nicht. Also lass mich bitte los, ich verspreche, ich werde zu dir zurückkehren und wir werden wie gewohnt weitermachen können." gab ich leise zurück und ihr Griff um mich wurde fester, sie vergrub ihr Gesicht an meinem Nacken. ,,Ich kann bestimmt eine Lösung finden, wenn du mir nur sagst, was das Problem ist... nur bitte..." murmelte sie leise. ,,Wenn sie nicht so begriffsstutzig wäre, würde sie das Problem bereits kennen! So unauffällig kannst du nicht gewesen sein!" merkte Mors trocken an. ,,Sie ist nicht begriffsstutzig, es ist nur diese eine Sache für die ihr das Verständnis fehlt. Ich schätze es nicht, wenn man auf diese Weise über meine Ehefrau spricht, das solltest du eigentlich wissen." gab ich ruhig zurück, Mors mit einem durchdringenden Blick taxierend. ,,Dass du sie noch immer verteidigst, verstehe ich nicht! Ehrlich, an deiner Stelle würde ich sie hassen für all das und das wäre verdammt nochmal mehr als angebracht!" gab er finster zurück. ,,Ich könnte sie nie hassen, mein Freund. Und sie wird immer meine Frau und Freundin sein, wie auch du immer mein Freund sein wirst. Nichts und niemand kann mich davon abhalten, für meine Freunde einzustehen." gab ich ruhig zurück. ,,Wenn du es doch auch weißt, kannst du es mir auch einfach sagen, Mors! Mein Ehemann weigert sich diesbezüglich Auskunft zu geben und ich als seine Frau sollte es eigentlich als Erste erfahren!" forderte Luzifer nun Mors auf, ihn über meine Schulter hinweg anblickend. ,,Oh nein ich werde ihn nicht verraten, unter keinen Umständen. Wenn er es dir nicht sagt und du es nicht herausfindest, erfährst du es eben nicht!" weigerte er sich rund heraus. ,,Ich bin die Herrscherin der Hölle..." begann sie. ,,Und ich der Tod persönlich." fiel ihr Mors kühl ins Wort und sie schwieg, an der Front kam sie nicht weiter. ,,Sag es mir einfach, ich will ihm wirklich nur helfen. Bitte!" bat sie ihn. ,,Nein, das ist seine Angelegenheit! Ich weiß nur davon, weil er dem ohne mich nicht beikommen kann! Es ist sein Geheimnis und ich verrate die Geheimnisse meiner Freunde nicht, komme was wolle!" gab Mors entschlossen zurück. ,,Danke, mein Freund." lächelte ich und er nickte mir zu. ,,Das ist selbstverständlich." fügte er hinzu. ,,Okay, also da du dich in die Gefühlslosigkeit gestürzt hast und ich einfach nicht glaube, dass du das nur wegen der Macht getan hast und dann auch noch mit so einer Gegenleistung, nehme ich an, dass die Gegenleistung zu erbringen dein eigentliches Ziel war." deduzierte sie und ich seufzte, ich wollte sie nicht anlügen. ,,Das ist es also, du wolltest deine Gefühle loswerden! Aber warum wolltest du das? Kannst du mir das nicht einfach sagen?" bohrte sie nach dieser indirektem Bestätigung meinerseits nach und ich seufzte erneut. ,,Es war emotionaler Schmerz, den ich loswerden wollte, okay?! Und da das Ritual kein weiteres Mal durchführbar ist und ich damit nicht mehr auf das erbringen der Gegenleistung zurückgreifen kann, wollte ich seine Kreatur werden. Denn er bei seinen Kreaturen und nur bei diesen, in die Emotionen eingreifen und ihnen auch spezifische Emotionen nehmen. Er tut es nur auf Wunsch, aber genau das will ich und deswegen will ich das. Ich habe aber eine Plan, wie ich trotzdem König der Hölle und Dämon bleiben kann, auch wenn ich dann auch Kreatur des Todes bin. Bei Nekromanten funktioniert es nicht, sonst hätten ich das Problem nicht mehr, also muss ich seine Kreatur werden oder weiter leiden. Und du verstehst sicher, dass zweiteres keine Option für mich ist. Also frag bitte nicht weiter nach und lass mich tun, was nötig ist." antwortete ich. ,,Emotionaler Schmerz?" fragte sie. ,,Ja und mehr sage ich dazu nicht." bestätigte ich äußerlich ruhig. Die vorige Emotionslosigkeit machte es mir leicht, jetzt genau wie damals aufzutreten, egal wie es in mir aussah... es war eigentlich nur Schauspielerei... ,,Warum nicht?" fragte sie mich leise. ,,Sage ich nicht und jetzt lass mich los. Du weißt eh schon mehr als ich dich wissen lassen wollte." gab ich knapp zurück griff ihre um meinen Oberkörper geschlungenen Handgelenke. Doch sie klammerte sich fest an mich, wollte mich nicht gehen lassen. ,,Geh nicht, lass mich nicht allein." flüsterte sie und ich konnte den Schmerz nicht mehr aus meinem Gesicht halten, weshalb ich starr geradeaus starrte. ,,Du merkst doch nichtmal was du ihm mit deinem Egoismus antust!" herrschte Mors sie an. ,,Mors!" versetzte ich und funkelte ihn wütend an, woraufhin er genauso finster zurück starrte, aber zumindest schwieg. ,,Ich tue dir das an? Du leidest wegen mir? Es ist alles meine Schuld?" rief sie entgeistert und ließ mich entsetzt los, taumelte wie geschlagen zurück... ,,Es ist nicht deine Schuld, Luzifer." seufzte ich und sie schüttelte den Kopf, sah mich voller Entsetzen an. ,,Aber dass ich diesen emotionalen Schmerz auslöse dementierst du nicht!" beharrte sie. ,,Weil ich dich nicht belügen will. Aber ich weiß, dass du das nicht bewusst tust, du kannst nichts dafür. Und ich löse das Problem ohnehin jetzt, mit Mors Hilfe, also mach dir darüber keine Gedanken." beruhigte ich sie. ,,Das tue ich aber und deswegen wirst du jetzt sofort mit der Sprache herausrücken! Ich will zumindest wissen, warum ich dir unwissentlich Schmerz zufüge und das in einer unerträglichen Intensität! Ich flehe dich an, sag es mir!" forderte sie mich auf und ich sah hilfesuchend an meine Zimmerdecke... Das nutzte sie, um mich erneut an sich zu ziehen und ihren Kopf mit der Wange an meinen Rücken zu legen. Das ließ mich erneut seufzen, der Schmerz wurde stärker, so nah und doch so fern... ,,Ich liebe dich, Luzifer." gestand ich dann und ihr Griff wurde mit einem Mal schraubstockartig fest. ,,Du hast dich in mich verliebt und weil ich... das quält dich so?" fragte sie leise. ,,Ja. Nun lass mich bitte los, ich nehme mich der Sache an, Mors wird mir dabei behilflich sein." antwortete ich äußerlich ruhig. Ich wollte nichts mehr als ihr für immer so nah und noch näher zu sein... aber das würde ich nie können und das versetzte mir erneut einen schmerzhaften Stich... es tat so weh. ,,Nein, das kannst du nicht machen!" beharrte sie. Das war der Moment, in dem ich die Geduld verlor, ich drehte mich in ihren Armen um, ich war ihr körperlich überlegen und könnte das auch tun, wenn es zu verhindern versuchen würde, was sie gerade aber nicht tat. Dann hob ich ihr Kinn, so dass sie mir in die Augen sehen musste, während wir uns nun in einer lockeren Umarmung befanden. Ich verbarg meinen Schmerz erst gar nicht, so dass sie es mit eigenen Augen sehen konnte. Denn das war offensichtlich notwendig, auch wenn sich alles in mir dagegen sträubte. ,,Bitte, ich will doch nur diesen Schmerz loswerden... ich kann das wirklich nicht mehr ertragen... es ist einfach zu viel... selbst für mich." bat ich sie verzweifelt, ich sah wirklich keinen anderen Ausweg mehr. ,,Du darfst dich nicht von mir abwenden und du musst nicht weiter leiden!" behauptete sie stur und ich seufzte, langsam fragte ich mich, ob sie mir überhaupt zuhörte... ,,Das geht nicht, nur mit Mors Hilfe kann ich..." begann ich. ,,Nein, das ist nicht wahr! Die offensichtlichste Lösung übersiehst du!" schrie sie mir nun entgegen und ich blinzelte, ehe ich die Augenbraue hochzog. ,,Dann erhelle mich dich doch bitte. Sag mir was für dich die offensichtlichste Lösung bei der Beseitigung des Schmerzes einseitiger Liebe ist. Mir fällt beim besten Willen keine anderen Möglichkeiten als das töten dieser Emotion oder das ertragen des Schmerzes ein." gab ich trocken zurück und sie sah weg. ,,Das dachte ich mir." nickte ich und löste mich von ihr, obwohl alles in mir nach ihr und ihrer Nähe verlangte, wandte mich zum gehen. Doch ehe ich zu Mors treten konnte, um den Deal unter Dach und Fach zu bringen, packte sie mein Handgelenk und hielt mich zurück. ,,Was denn noch?" fragte ich sie bemüht ruhig. ,,Es ist nicht einseitig." sagte sie dann leise, den Blick fest auf mich gerichtet. Ich blickte sie überrascht an, dann schüttelte ich den Kopf, unmöglich hatte sie das gesagt was ich dachte dass sie sagte oder sie meinte es zumindest anders... ,,Was soll das heißen?" fragte ich also ruhig. ,,Na dass ich dich auch liebe, du Idiot! Deswegen versuche ich dich immerzu zu verführen... ich will dich..." rief sie und wurde dann immer leiser, ihre Wangen röteten sich sogar während sie den Blick abwandte. Ich konnte nicht anders und zog sie fest in meine Arme, wissend dass das die Wahrheit war, eine Lüge hätte ich sofort bemerkt. Sie klammerte sich fast wie eine Ertrinkende an mich. ,,Wenn du mich doch liebst, warum lehnst du mich dann so ab?" fragte sie leise. ,,Das habe ich dir schon bei unserer ersten Begegnung erzählt. Ich werde nicht mit jemandem schlafen, der mich betrügt." gab ich zurück. ,,Jetzt wo du es sagst... richtig, deswegen deine Bedingung... Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor und damals schien mir die Begründung nicht wirklich wichtig, deswegen ist es mir entfallen..." gestand sie und ich seufzte, strich ihr über die Haare, während sie ihr Gesicht an meiner Halsbeuge vergraben hielt. ,,Ja, das als nicht so wichtig zu erachten klingt nach dir." schmunzelte ich unwillkürlich. ,,Ich war echt ein Idiot." seufzte sie. ,,Da hat sich meiner Meinung nach nicht viel geändert." grummelte Mors und ich drehte mich mit Luzifer im Arm zu ihm, hielt sie fest an mich gedrückt und mein finsterer Blick sagte alles. ,,Ist ja gut, ich habe nichts gesagt." ruderte er zurück und verdrehte genervt die Augen. ,,Also, deine Entscheidung?" fragte er dann ruhig. ,,Ich werde dich entlassen und danke dir für deine Hilfe." gab ich ruhig zurück. ,,Gut, wenn sie aber nochmal mit deinen Gefühlen spielt, dann komme ich sie holen!" kündigte er an. ,,Dann musst du erst an mir vorbei." gab ich ungerührt zurück und er seufzte. ,,Du weißt, dass ich dir nicht schaden würde, mein Kind. Ich will dich nur vor Unglück bewahren, aber wenn du darauf bestehst, dann beschütze ich dich eben nicht vor ihren Machenschaften. Hoffentlich findest du trotzdem dein Glück, mein Freund." gab er ruhig zurück, leichte Missbilligung ob meiner Verteidigung Luzifers schwang darin mit, doch er meinte es nur gut, daher lächelte ich. ,,Lebe wohl, mein Freund, ich werde stehts stolz auf meine Fähigkeiten und deren Ursprung sein. Ich wünsche dir alles Glück aller Welten, du verdienst es, treuer Freund. Hoffentlich sehen wir uns eines Tages außerhalb meines Todes wieder." verabschiedete ich ihn und nach seinem Nicken löste ich die Beschwörung auf. Der leibhaftige Tod verschwand.

Sei mein! - Nein! ReverseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt