Kapitel 23

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Ich kehrte zurück ins Schlafzimmer, in dem Luzifer saß, die über dem schwarzen Anzug ebenfalls einen Umhang trug, dazu kam die schwarze Krone mit den Feueropalen auf ihrem Kopf. ,,Also, viel Magie hast du über Nacht regeneriert?" fragte ich sie. ,,Genug um zumindest halb volle Magievorräte zu haben." antwortete sie. ,,Da ich schuld bin, werde ich die Leute gerne für dich verhexen. Du solltest deine Magie sparen und ihr Zeit zur Erholung geben." meinte ich. ,,Klar, du wirst sicher deinen Spaß haben. Immerhin bist du jetzt fast gleich stark wie ich." grummelte sie finster. ,,Was denn, ich werde dich zeitnah heiraten, du kannst meine Magie also praktisch als deine zählen. Immerhin gilt dir meine Loyalität und zwar dir allein." winkte ich ab. ,,Das freut mich zu hören, Arcturus." nickte sie, erhob sich und legte eine Hand auf meine Schulter, ehe wir teleportierten. ,,Jetzt wirst du Learning by doing machen, du wirst live bei einem Tag im Leben des Teufels anwesend sein und dabei die Hölle kennenlernen." informierte sie mich, während sie sich auf den Thron setzte. ,,Na komm, setz dich." meinte sie und klopfte auffordend auf ihre Schenkel. ,,Lieber stehe ich den ganzen Tag. Ich will als Mann nicht auf dem Schoß einer Frau sitzen... wann verstehst du das endlich?" seufzte ich. ,,Sterbliche Ansichten sind echt komisch... jeder andere Dämon würde sich geehrt fühlen." meinte sie. ,,Ich würde mich in Grund und Boden schämen weil mich das wie eine Frau aussehen ließe." gab ich zurück. ,,Verstehe, dann eben anders." nickte sie und ließ ihre Flammen auflodern, um im nächsten Moment als Mann auf dem Thron zu sitzen. Sie, beziehungsweise jetzt er, hatte kurze Haare, die leicht gewellt waren, was aber kaum zu sehen war, weil sie scheinbar von Natur aus unzähmbar chaotisch waren, so sahen sie jedenfalls aus... komisch, ich konnte mir das bei mir gar nicht vorstellen, meine Haare lagen eigentlich immer glatt, selbst nach dem abtrocknen benötigte es schon als Mensch nur ein sachtes Kopfschütteln dazu... Und während ich ihn so musterte, hatte ich auch den Eindruck, dass er muskulöser als ich war... wie unfair, wo er doch eigentlich eine sie war! Sogar als Mann war er attraktiver als ich, obwohl er jetzt nicht mehr solche extreme Anziehungskraft auf mich ausübte... Dabei stellte ich fest, dass sie... oder er... gewachsen war und zwar auf meine Größe, vielleicht sogar ein paar Zentimeter mehr... Dies überraschte mich so, dass der nun männliche Teufel mich mühelos auf seinen Schoß ziehen konnte. Seine Arme lagen um meine Schultern und er hatte sich leicht zur Seite geneigt, um an mir vorbei schauen zu können. ,,Da ich jetzt auch ein Mann bin, sollte das das Problem lösen." meinte er. ,,Ich wollte eigentlich auf niemandes Schoß sitzen... weil das als Mann immer komisch ist... aber da geht meine Würde dahin..." murmelte ich. ,,Und ich kann hier nicht auf deinem Schoß sitzen, weil du nicht ungekrönt auf dem Thron sitzen darfst." stellte sie klar. ,,Gut, okay, ich werde mich diesmal fügen." gab ich nach. Auch weil es mich irgendwie beruhigte, dass sie gerade ein er war... ich stand nicht auf Männer also wären sämtliche Annäherungen problemlos ablehnbar für mich. Ich stellte fest, dass der Vormittag praktisch ausschließlich aus Audienzen bestand, die Leute kamen mit ihrem Problemen zu Luzifer und er löste sie bevor es einen neuen Krieg in der Hölle gab. Jetzt meinte man sicherlich, dass Dämonen Krieg liebten, was auch korrekt war, da sie eine streitlustige Spezies waren, aber das Problem war die damit einhergehende Zerstörung der Umgebung. Und sogar mir war klar, dass Luzifer wahrscheinlich wirklich angepisst wäre, wenn er ständig alles neu aufbauen müsste, nur damit ein paar Idioten alles wieder zerstören. Deswegen gab es ja einen großen separaten Bereich für das Foltern von Sündern, wahrscheinlich lagen da einige Ausdehnungszauber drauf, die die Fläche um ein vielfaches größer machten als sie es tatsächlich war... In dem Bereich gab es auch Höllenfeuer und so, wie es erzählt wurde. Aber darum herum gab es Städte und alles, schließlich hatten auch Dämonen ein Leben, sogar ein sehr langes. Und es gab hier nicht nur Feuer und so, sondern auch Wälder und alles, die mehr tierischen Dämonen lebten dort, sprich Wolfs- Katzen- und Schlangendämonen, wobei die Feuerdämonen tatsächlich die Wüste vorzogen. Dort gab es dann auch tatsächlich viele Feuer und Vulkane, sie hatten sogar Lavaflüsse dort, wie ich aus den Audienzen erfuhr. Aber die meisten Rabendämonen lebten tatsächlich in den bergigeren Gegenden, statt im Wald, während es vereinzelte Schlangendämonen in die Wüste zog. Die Schattendämonen lebten größtenteils in Höhlenstädten in den Bergen oder in unterirdischen Städten, da sie die Dunkelheit bevorzugten. Die Gestaltwandler dagegen lebten teilweise im Wald, aber auch nicht selten in den anderen Regionen, sie waren so ziemlich über die ganze Hölle (mit Ausnahme der Felder der Bestrafung) verteilt. Die Folterdämonen lebten nahe den Feldern der Bestrafung, wie man den Teil der Hölle nannte, wo die sterblichen Sünder gefoltert wurden. Rund herum gab es Städte und in denen waren ausschließlich Folterdämonen Zuhause, da sie die ständig hörbaren Schreie der Gequälten tatsächlich schätzten, sogar nachts. Schreie waren für sie das, was für andere Musik war, sie empfanden diese als angenehm. Ich persönlich fand es besonders faszinierend, dass die Kinder der Folterdämonen tatsächlich von den Schreien in den Schlaf gewiegt wurden, was bei ihnen für einen besonders erholsamen Schlaf sorgte. Was es auch in der Hölle gab, waren reine Städte, gerade in den dicht besiedelten Gegenden lebten die Seelen- Vampir- und Lustdämonen. Die zentrale Lage war ideal für sie und sie waren auch diejenigen, die hauptsächlich die Verträge schlossen. Die Erzdämonen lebten meist auf Landsitzen, wie Adlige, zusammen mit ihren Legionen, die um ihre Anwesen herum in Dörfern lebten. In den größeren Ortschaften der Hölle gab es auch die Akademien, wo die Dämonenkinder lernten, da gab es auch verschiedene Arten. Allerdings gab es nicht viele Akademien, da es auch nicht viele Dämonenkinder gab. Was es hier allerdings sehr wohl zuhauf gab, waren Duellarenen, wo Meinungsverschiedenheiten in einem Duell ausgetragen werden konnten. Es gab natürlich verschiedene Duellarten, es gab waffenlose, magische, bewaffente und kombinierte Kämpfe, aber auch die Regeln variierten, manche waren bis zum ersten Blut, andere bis zur Kampfunfähigkeit oder der Aufgabe und wieder andere bis zum Tod. Da Dämonen nunmal zu kämpfen neigten, war das die Alternative zur Streitbeilegung durch Luzifer, welche natürlich auch nicht gerade günstig war, da man ja die Zeit der Dämonenkönigin in Anspruch nahm. Was aber auch der Grund war, warum sie so verdammt reich war. Das und die Tatsache, dass sie auch für nicht verwalterische schriftliche Anliegen Geld nahm, da sie auch darüber Probleme anderer rein bekam, die sie lösen musste, was aber etwas günstiger war als eine persönliche Audienz, jedoch auch länger dauerte. ,,Ein wirklich ausgezeichnetes System, Luzifer. Das erklärt auch deinen Reichtum, du hast Einnahmen durch Steuern und durch die Problemlösungssache, das ist ziemlich brilliant. Und dass die meisten Dinge verstaatlicht sind, ist auch deutlich besser als in der Menschenwelt. Du hast ein Monopol auf die einzige Militärakademie, die beste Magieakademie, die beste Allgemeinakademie, so dass du die besten der besten immer in deinen Dienst bringen kannst, weshalb niemand dich übertreffen kann. Sogar das größte Unternehmen für Landschaftsgestalter ist in deinem Besitz und du besitzt die meisten Arenen in der Hölle, so dass die Gewinne alle wieder in deine Tasche fließen. Die Infrastruktur zu erhalten, kann all die Einnahmen nichtmal zur Hälfte aufbrauchen und als Dämonenkönigin ist das staatliche Vermögen nicht nur dein Besitz, sondern du kannst darüber hinaus über jede Verwendung des Vermögens entscheiden. Es ist zwar monarchisch, aber da das System ohne dich in sich zusammenbrechen würde, gibt es einfach keine Alternative, was dir den Thron sichert. Das ist wirklich genial." lobte ich dieses gesellschaftliche System. Es funktionierte, weil sie eine gerechte wenn auch sehr strenge Herrscherin war und weil sie den Aufbau einer Alternative mit ihrem System ausschloss. Eine dämonische Demokratie wäre schlicht nicht möglich und andere mögliche Anführer gab es nicht, da Anschläge auf den Herrscher sowie die Anmaßung des Titels Dämonenkönig oder Dämonenkönigin mit dem Tode bestraft wurden, da das unter Hochverrat fiel. Natürlich gab es, durch die Existenz der niederen Dämonen, Sklaverei in der Dämonenwelt, aber die niederen Dämonen waren nicht nur die schwächsten, sondern auch willige Diener, die wenigsten überlebten die Dämonisierung mit intaktem Verstand, die meisten waren schon mental gebrochen und wurden daher gehorsame Diener. Dinge wie Sexsklaven gab es hier nicht, eben weil es die Lustdämonen gab, die tatsächlich zum Überleben auf regelmäßigen Verkehr angewiesen waren. Dazu brauchte es nicht umbedingt Menschen, auch wenn diese die Lustdämonen wesentlich mehr stärkten, als andere Dämonen, denn die Lustdämonen brauchten ja die daraus gewonnene sexuelle Energie zum Überleben. Drogen gab es hier auch nicht, wegen des für diese ohnehin zu überlegenen dämonischen Metabolismuses, welcher diese Substanzen in wenigen Minuten verstoffwechselt hatte, außerdem waren da noch die Vampirdämonen. Deren Biss hatte eine psychoaktive Wirkung, sprich man schwelgte in einer Welle von Endorphinen, während die Vampirdämonen mit dem Blut die für sie lebensnotwendige Energie aussaugten. Tatsächlich kamen von den Vampirdämonen auch die Vampirlegenden, da menschliches Blut anscheinend besser schmeckte, auch wenn die Vampirwandlung so tatsächlich nicht existent war, es gab nur die Möglichkeit einer Wandlung in einen Vampirdämonen und die erforderte viel mehr als einen einfachen Biss. Die Seelendämonen waren entweder Händler der Dämonenwelt oder sie schlossen Verträge in der Menschenwelt. Der Grund für letzteres war die Tatsache, dass sie tatsächlich Seelenfresser waren, im weitesten Sinne. Sie verschlangen Seelen der Vertragspartner, wenn deren Energie jedoch fast vollständig aufgezehrt war, kamen diese Seelen automatisch zu den anderen Sündern. Der Energieentzug der Seelen stärkte die Kräfte der Seelendämonen, aber im Gegensatz zu den Lust- und Vampirdämonen brauchten sie diese Energie nicht zum Überleben, es war nur eine Stärkung ihrer Macht, aber ohne sie wurden sie auch nicht schwächer, weshalb nicht alle Seelendämonen tatsächlich Seelen fraßen. Diese ausgezehrten Seelen wurden auch nie dämonisiert, nach einiger Zeit brannten sie unter der Folter einfach aus und wurden wieder in den Kreis des Lebens aufgenommen. Es gab ohnehin nur wenige dämonisierte Seelen, die meisten verblassten und wurden auf die Weise wieder Teil des Kreislaufes des Lebens aufgenommen. Übermenschliche Wesen, zu denen auch die niederen Dämonen zählten, existierten jedoch außerhalb dieses Kreislaufs, für sie gab es keinen Himmel und keine Hölle. Nach ihrem Tod würden sie im Reich des Todes landen. Und ja, den leibhaftigen Tod gab es tatsächlich, es war ja sein Reich, in das die Übermenschlichen nach ihrem Tod kamen. Vielleicht gab es von da aus ebenfalls Wiedergeburten, sehr wahrscheinlich sogar, da das Reich des Todes sonst irgendwann überquellen würde... aber das war im allgemeinen nicht ganz so klar. Aber das musste es ja auch nicht sein, Dämonen waren ja technisch gesehen unsterblich, ich war es jedenfalls.

Sei mein! - Nein! ReverseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt