Chapter 5

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"Und er ist einfach dagegen gelaufen! Natürlich bin ich da unschuldig!" Lachend sitzen Shelby und Liam vor mir, während ich mich vor ihnen rechtfertige, dass der Vorfall mit Dean ja wohl echt nicht meine Schuld war. "Naja, du schlägst deine Autotür schon immer sehr schwungvoll auf." Danke Shelby. Auf wessen Seite stehst du denn bitte schön? "Wie dem auch sei, ich werde ihm ohnehin nie wieder über den Weg laufen. Es müsste schon ein Riesenzufall sein." Nachdenkend tippt sich Shelby an ihr Kinn. "Was ist, wenn es Schicksal war und ihr dazu bestimmt seid, euch für immer und ewig zu lieben?" Jetzt ist sie diejenige, die ausgelacht wird. "Okay, Shel du brauchst dringend eine Pause von diesen schnulzigen Romanen!" "Und du von deiner taffen Mädels Tour. Gib der Liebe doch eine Chance." Nein danke. Meine erste Liebe hat sich als totale Katastrophe herausgestellt und mir somit gezeigt, dass ich als Single besser dran bin. Ich werde niemanden mehr an mich heranlassen! Freudig springt Shelby von der Couch, auf der wir Drei es uns gemütlich gemacht hatten, und steht nun vor der Eingangstür. Wie ein verrückter Stalker starrt sie durch das Guckloch, um zu sehen, was im Flur passiert. "Showtime, Süße! Die Nachbarn sind da." Wieso macht sie daraus so eine Riesensache? Obwohl es mich schon interessiert, wen wir in Zukunft gegenüber von uns haben. Andererseits ist die Couch gerade so schön kuschelig und warm. Mit meinem Schlabberlook würde ich garantiert keinen guten ersten Eindruck machen. Und der ist bekannterweise am wichtigsten. Somit konnte sie es vergessen, dass ich heute noch von der Couch aufstehe. "Vergiss es." Bevor sie die Türe öffnet, starrt sie mich mit großen Augen an. "Wie bitte? Wir haben eingewilligt ihnen zu helfen!" Stolz erhebe ich meinen Zeigefinger auf sie: "Du hast eingewilligt ihnen zu helfen. Nicht ich." Für eine zweie und zwanzigjährige Frauen benimmt sie sich noch recht kindisch, denn plötzlich stampft sie wütend auf was sie mit einem Schmollmund ergänzt. "Wir haben den Tag damit verbracht, zu tun was Du wolltest. Und wenn ich meinen Spaß haben möchte, dann machen wir es natürlich nicht." Super. Jetzt versucht sie mir Schuldgefühle einzuflößen. Einen Moment – ihren Spaß haben? Seit wann hat sie Spaß daran, Fremden Leuten beim Einzug zu helfen, geschweige denn überhaupt zu helfen. Neue Leute kennenzulernen, steht überhaupt nicht auf dem Plan, den ich mit nach New York brachte. Zeit mit Shelby und Liam zu verbringen, genügt mir vollkommen. Anscheinend war sie jetzt doch dazu entschlossen allein rüberzugehen, denn sie will gerade die Tür öffnen, doch dann klopft es. Während ich mich bis über den Kopf in eine Decke wickle, öffnet Shelby Freude strahlend die Tür. Als zwei junge Männer ihr Apartment betreten verschwindet Liam in der Küche. Ebenfalls ein Danke an dich Liam. In der Hoffnung, sie würden mich hier nicht bemerken, bleibe ich an Ort und Stelle sitzen und höre dem Gespräch außerhalb meiner Kuschelzone zu. Die Männerstimmen klingen ziemlich ähnlich. Höchstwahrscheinlich sind sie Brüder oder vielleicht auch nur Cousins, was aber trotzdem bedeutet, dass sie verwandt wären. "Wenn ihr Hilfe benötigt, gibt uns einfach Bescheid." Dabei versucht Shelby so freundlich und hilfsbereit wie noch nie zu klingen. Kurze Redepause. Womöglich waren beide dabei Shelby mit ihren gierigen Blicken zu vernaschen. "Um ehrlich zu sein, kennen wir uns hier kein bisschen aus und-." Genau da unterbricht Shelby einen der beiden und stimmt einem gemeinsamen Abend zu. Garantiert ohne mich. Ich habe nicht wirklich Lust mich mit zwei Fremden Typen zu verabreden. Allein schon das Wort "Verabredung" lässt mich zittern. "Okay, cool. Wir holen euch dann um acht ab. War nett dich kennenzulernen, Shelby." Mister Unbekannt ist garantiert an ihr interessiert. Aber wer ist das nicht? Sie ist eindeutig die Hübschere von uns. Langes, blondes Haar, strahlend blaue Augen und sie hat atemberaubend lange Beine. Ich freue mich schon. Bis später. Und da fällt die Tür auch wieder ins Schloss. Ohne Vorwarnung wird mir plötzlich meine kuschelige Decke weggezogen. "Du hast echt was verpasst." "Nein, habe ich nicht. Ich habe so gut wie jedes Wort mitgehört." Lächelnd klatscht sie in ihre Hände und sieht kurz zur Uhr. "Na dann hast du es ja mitbekommen. Wir haben um acht eine Verabredung mit den Beiden." Das kann sie sowas von knicken. Ich habe meinen warmen Ort nicht zur Begrüßung verlassen, und ich werde es auch nicht tun, um die beiden kennenzulernen. In etwa zwei Wochen bin ich sowieso weg. Was würde es bringen jetzt noch Freundschaften zu schließen. Ohne mich. Gereizt verschränkt sie ihre Arme vor der Brust. "Sei keine Spaßbremse! Du hast noch über eine Woche, um voll Spaß zu haben. Bitte. Tu es für mich." Und da ist wieder ihr Hundeblick. Keine Chance. Nicht einmal, wenn ich ihr direkt in die Augen sehe - oh Mann, das ist nicht ihr Ernst. "Na schön. Dieser eine Abend!" Ich hasse mich selbst für das nicht vorhandene Rückgrat, um auch mal bei einem Standpunkt zu bleiben. Quietschend springt sie auf und ab und daraufhin rennt sie in ihr Schlafzimmer. Das sollte ich ebenfalls tun. Obwohl – vielleicht ist es sexy, wenn ich in Jogginghose und Schlabberpulli das Haus verlasse – ob erster Eindruck oder nicht. Ohne auch nur daran zu denken, mich umzuziehen oder mir mein Make-up zu machen, kuschele ich mich wieder in eine Couchecke und verfalle in einen leichten Schlaf, der eigentlich nicht sein dürfte.

"Spinnst du? Hallo. Kris steh auf! Die Jungs kommen bald." Ein genervtes Stöhnen entfährt mir. Ich hatte jetzt wohl keine andere Wahl als aufzustehen, sonst würde sie mich genau hier und jetzt umbringen. Noch etwas müde gehe ich in mein Schlafzimmer und stelle mich vor die Kommode, in der nicht gerade viel Auswahl liegt. Da ich nicht weiß, was ich tragen könnte, bitte ich Shelby um Hilfe.

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