Chapter 21

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Es ist eindeutig zu früh, um aufzustehen. Draußen ist es noch dunkel und als ich auf meinen Handydisplay schaue, habe ich die Versicherung dafür. 5.17 Uhr leuchtet es mir entgegen. Ich weiß nicht mal genau, weshalb ich so schnell aufgewacht bin. Normalerweise habe ich einen so tiefen Schlaf, da bekommt man mich selbst mit lautem Rock nicht wach. Höchstwahrscheinlich liegt es daran, dass ich gestern Abend schon ziemlich früh ins Bett gegangen bin. Dem zufolge sollte ich eigentlich voller Energie sein, fühle mich aber wie ein riesiger Matschhaufen. Kaffee! Das ist mein erster Gedanke als ich versuche mich und meine schweren Gliedmaßen aus dem Bett zu bekommen. In die Küche schleichend entdecke ich eine Gestalt, die anscheinend dieselbe Idee wie ich hatte. Wieso schleichst du dich so an mich ran?, kichert Liam schon beinahe würdigt mich aber keines Blickes. Ich wollte niemanden aufwecken, rechtfertige ich mich und gähne daraufhin. Du kannst Shelby nicht aufwecken, wenn sie aus war, schon vergessen?, erinnert er mich. Und da höre ich es – ein leises Schnarchen aus ihrem Schlafzimmer. Liam betrachtet mich, während er sich ein Lachen unterdrücken muss und eine Tasse aus dem hängenden Küchenschrank hinter ihm herausholt. Auch ich muss mir ein Lachen, aber gleichzeitig auch den Drang ein weiteres Mal zu gähnen, unterdrücken. Diese Versuchung endet scheinbar damit, dass ich eine verstörende Grimasse ziehe, worüber sich Liam erstmal lustig macht. Ohne zu fragen, nimmt er noch eine Tasse aus dem Küchenschrank und macht mir einen wohlduftenden, starken Kaffee. Lässig schiebt er mir noch eine Schüssel mit Würfelzuckerstückchen zu und zwinkert mir zu. Du kennst mich zu gut, lächle ich ihm hinterher, als er wieder in seinem Zimmer verschwindet. Mit müden Schritten gehe ich wieder zurück ins Bett und wickle mich in einer Kuscheldecke ein. Mit Ausblick auf die Straßen New Yorks genieße ich genüsslich die heiße schwarze Brühe. Als meine Augenlider dann doch wieder schwer werden, stelle ich die Tasse auf der Kommode ab und schlafe wieder ein. Womöglich wollte mein Unterbewusstsein nur die Lage checken und nachsehen, ob ich eine weitere Nachricht von Dean erhalten habe. Das habe ich auch um 9.40 Uhr noch nicht.

Schließlich sitzen Liam, Shelby und ich am Küchentisch und schmieren Brötchen, um unsere leeren Mägen zu füllen. Kaum hatte ich von meinem Brötchen einen Bissen genommen, fängt Shelby an sich bei mir für den gestrigen Abend zu entschuldigen. Ich war einfach schlecht drauf und du warst gerade da, also musste ich es an dir auslassen. Ich weiß, dass das nicht fair von mir war. Ich hoffe du kannst mir verzeihen. Gott, wie konnte ich solch schreckliche Sachen nur zu meiner besten Freundin sagen? Für einen kurzen Moment bilde ich mir ein, Tränen in ihren Augenwinkeln zu sehen. Was bringt es schon sich weiter über ihre Worte aufzuregen? Wohl eher müsste ich sauer auf Logan sein, denn er hat sie nach dem Sex einfach sitzen gelassen, was sie heute ziemlich mitnimmt. Natürlich nehme ich deine Entschuldigung an. Schließlich bist du meine allerbeste Freundin auf der ganzen weiten Welt. Den zweiten Teil sage ich in einem höheren Ton und verdrehe dabei meine Augen. Sie teilt dauernd unserer Umgebung mit, wie eng wir doch miteinander sind. Als sie über ihr ganzes Gesicht strahlt, lächele auch ich, während ich von meinem Nutella beschmierten Brötchen abbeiße.

Nach dem ich eine lange Weile unter der Dusche stand und bemerkt hatte, dass ich meine Tage habe, wickelte ich mir nur ein Handtuch um und ging ins Schlafzimmer. Jetzt gehe ich schon mindestens zehn Minuten im Zimmer umher und suche nach meinen Tampons. Selbst in meiner Tasche finde ich kein einziges mehr. Die Papierschnipsel. Sie sind nicht mehr da. Verschwunden. Einfach so. Nein! Das ist nicht möglich. Nachdem ich sie zerrissen und in die Tasche geworfen hatte, habe ich sie nicht angerührt. Vielleicht hat Shelby sie weggeworfen. Oder sie sind ach keine Ahnung. Aber irgendwo müssen sie sein. Die Liste ist bis auf die Halskette, die ich seit meiner Ankunft an einem sicheren Ort bewahre, das Einzige, was mir von meinem Dad übrigbleibt. Natürlich war ich wütend, und habe sie deshalb zerrissen, doch wegwerfen würde ich sie nicht. Das würde ich niemals übers Herz bringen. Scheiße, flüstere ich und lasse mich auf mein Bett plumpsen. Shelby geht gerade am Zimmer vorbei und kurz hoffe ich sie würde mich nicht sehen, geht dann aber wieder ein paar Schritte zurück und schielt zu mir rüber. Alles okay?, fragt sie mit einem vorsichtigen Abstand. Ja, ich finde nur keine Tampons mehr. Lachend geht sie ins Bad und wirft mir dann einen zu. Hier süße. Na immerhin.

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