Chapter 29

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Ihr habt nicht gevögelt?, befragt mich Shelby, während ich den Inhalt meiner Reisetasche auf mein Bett leere. Nein, Shelby. Wir haben nicht gevögelt. Das ist wahr. Edwards hat es auf anderen Weisen geschafft mich ihm völlig auszuliefern, aber das muss Shelby nicht wissen. Allein der Gedanke an seine Berührungen lässt mich grinsen und was er daraufhin mit mir angestellt hat, lässt mich sofort wieder diese Wärme spüren. Wieso grinst du dann so?, lacht Shelby, während sie sich auf das freie Stückchen Platz auf das Bett setzt. Die Zeit mit ihm war eben sehr schön. Auch wenn die Zeit mit ihm schön war und diese kleinen Sticheleien mir jetzt schon fehlen, werde ich die restlichen Tage damit füllen, die Stadt zu erkundigen und versuchen, dafür zu sorgen, dass Shelby auch wirklich mit ihrer Vergangenheit abschließen kann. Kein Dean. Keine Gefühle mehr. Das muss alles aufhören, da ich genau weiß, wo so etwas hinführen kann. Irgendwann verschwindet Shelby dann aus dem Zimmer, da sie mein Gähnen wohl bemerkt hat. So verstaue ich nur noch die Kleinigkeiten wieder in die Kommode und kuschele mich in eine Decke, um meinen Schlaf nachzuholen – bis ich an einem lauten Tür Knall wieder aufwache. Bevor ich auch nur ein Fuß aus dem Bett setze, schaue ich auf mein Handy. Es ist beinahe Mitternacht. Um zu schauen, ob es Shelby und Liam gut geht, gehe ich durch das gesamte Apartment. Shelby liegt schlafend in ihrem Bett und Liam – ist nicht da. Kaum erreiche ich wieder mein Schlafzimmer ist ein gequälter und tiefer Schrei aus dem Flur draußen zu hören. Um die Aufmerksamkeit nicht auf mich zu ziehen, öffne ich die Türe nur einen Spalt weit und sehe, dass es Dean ist. Bitte lass das nur ein Traum sein. Ich hatte mir ausdrücklich vorgeschrieben ihm nicht mehr zu nahe zu kommen. Mein Kopf versteht das, nur der Rest meines Körpers scheint damit nicht klarzukommen. Ich weiß nicht, wie lange ich hier an der Tür stehe und überlege. Es fühlt sich an, als seien mehrere Minuten vergangen. Bis ich mich dann, doch dazu entschließe ihm zu helfen. Dean geht immer wieder auf und ab und greift sich fest in seine Haare. Sein Gesichtsausdruck wirkt gequält und ebenso beängstigt. Ohne zu überlegen, gehe ich mit schnellen Schritten auf ihn zu und umarme ihn. Er zögert zuerst, bis er dann ganz fest seine Arme um mich schlingt und nicht mehr loslassen möchte. Als er mir einen Kuss auf die Wange schenkt, nehme ich den Geruch von Whiskey wahr. Ist Logan nicht zuhause?, frage ich sanft. Diese Situation ist das reinste Déjà-vu. Langsam schüttelt er den Kopf und drückt mir daraufhin Küsse auf meine Schläfe. Hast du deinen Wohnungsschlüssel dabei? Wieder schüttelt er langsam und schweigend seinen Kopf. Ohne weiter nachzudenken, lege ich einen Arm um seinen muskulösen Oberkörper und versuche ihm damit zu zeigen, dass er mit in Shelbyˋs Apartment kommen soll. Leise schließe ich wieder die Tür und lasse Dean in mein Schlafzimmer. Schweigend helfe ich ihm aus seinen Schuhen woraufhin er es sich sofort gemütlich macht. Das Bett ist ein wenig zu schmal, also werde ich heute Nacht wohl auf der Couch schlafen müssen. In dem Moment als ich aus dem Zimmer gehen möchte, hält er mich sanft an meiner Hand. Bitte schlaf bei mir, flüstert er mir mit geschlossenen Augenlidern zu. Findest du nicht, dass das Bett ein wenig zu klein für uns beide ist? Grinsend zieht er mich näher an sich und ich bin so kurz davor wieder meine Selbstbeherrschung zu verlieren. Du könntest auf mir schlafen. Ich hätte kein Problem damit. Ich auch nicht. Mein Körper will es so sehr. Doch ich darf nicht. Es war nur eine Nacht und sie war schön, aber das war es dann auch wieder. Gute Nacht, Edwards. Somit verschwinde ich aus dem Schlafzimmer und lege mich auf die Couch. Zwar ist es hier nicht so gemütlich, wie in meinem vorübergehenden Bett – doch ich nehme, was ich kriegen kann. So schaffe ich es wenigstens für ein paar Stunden weiter zu schlafen.

Als ich aufwache, ist Shelby wieder mal bereits bei der Arbeit. Also nur ich. Und ein sicherlich verkaterter Dean in meinem Bett. Aus reiner Höflichkeit mache ich uns Kaffee und tapse mit zwei Tassen in das Schlafzimmer. Dean scheint noch zu schlafen also stelle ich ihm die Tasse neben das Bett auf ein kleines Nachttischchen. Somit setze ich mich wieder auf die Couch und scrolle durch alle Nachrichten meines Smartphones. Plötzlich verharrt mein Blick an einer Unbekannten Nummer. Sofort macht sich Panik in mir breit. Sie lässt auch nicht nach, als ich die Nachricht lese.

Unbekannt: Was dein Feind nicht wissen soll, Das sage deinem Freunde nicht. Du kannst mit so vielen Männern schlafen, wie du willst, Kleines. Du gehörst für immer nur mir.

Mit jeder weiteren Sekunde schießen mir mehr Fragen durch den Kopf als je zuvor. Jedoch ist eine Sache klar. Es ist Jayden. Er muss es sein. Kein anderer würde mir je solch eine mysteriöse Nachricht schreiben, und mal davon abgesehen habe ich mir erst vor ein paar Monaten eine neue Handynummer zugelegt. Völlig entgeistert stehe ich auf und gehe auf und ab, bis mich Deans Stimme erschrecken lässt. "Guten Morgen, Kleine."

Aufschreiend drehe ich mich um und lasse mein Handy fallen. Aufseufzend verschränke ich die Arme vor der Brust. "Du hast mich erschreckt", gebe ich gefühlslos von mir und bücke mich, um nach meinem Handy zu greifen. "Tut mir leid", antwortet er grinsend und kommt mir immer näher. Bevor es dazu kommen kann, dass ich in seinen Armen hänge, wende ich mich ab, nehme mein Handy und gehe in die Küche. Kleine. Das darf doch nicht wahr sein, verdammte Scheiße. Diesen Kosenamen verabscheue ich über Alles. Er folgt mir und erst als er mich vor dem Kühlschrank einengt, bemerke ich, dass er den Pullover von gestern nicht mehr trägt. Stattdessen steht er mit seinem nackten und traumhaft schönen Oberkörper vor mir. Sein lustvoller Blick gleitet über meinen gesamten Körper und macht es mir beinahe unmöglich ihn nicht sofort in mir spüren zu wollen. Mit nur einer Hand fahre ich über jeden einzelnen Muskel, der aus seinem Oberkörper heraustritt. Sie sind hart erarbeitet und sehen wunderschön aus. Allerdings kann ich Jaydens Nachricht einfach nicht vergessen. Ich kann hier nicht länger bleiben – zumindest nicht mehr so lange, wie es geplant war. Wie soll ich das ganze Shelby erklären? Oder Dean? Spurlos zu verschwinden wäre die einzig unkomplizierte Möglichkeit vor meiner Vergangenheit zu flüchten. Ich wollte einen Neustart. Neue Chancen. Und jetzt hat Jayden wieder einen Zugang in mein Leben gefunden. In meinen Gedanken verloren, bekomme ich nicht mit, wie Dean mir einen Kuss auf die Stirn drückt und aus dem Apartment verschwindet.

Er schwafelte etwas von sich frisch machen und mir etwas Ruhe gönnen. Wie in Trance stehe ich an der Küchentheke und jetzt fällt mir auf, dass egal für was ich mich entscheide, nichts perfekt laufen wird. Doch bevor Jayden mich je wieder in die Finger bekommt, muss ich Dakota sehen. Sie soll erfahren, dass ich nichts mit All der Scheiße zu tun habe und ich keine andere Wahl hatte, als zu flüchten. Ich muss wissen, wie es meiner Mom geht. Ich muss wissen, ob sie auch gut mit meiner kleinen Schwester umgeht. Sobald ich sie wieder gesehen habe, muss ich mir was anderes überlegen. Die Liste ist weg, weshalb ich keinen Grund mehr habe, noch lange hier zu bleiben. Dean ist großartig, doch ich muss mich entscheiden.

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