Chapter 10

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Nachdem ich mir eine Schürze umgebunden und alle nötigen Zutaten bereitgestellt hatte, drehe ich das Radio voll auf und beginne damit Eier in eine Schale zu schlagen. Als der Teig fertig ist, verteile ich kleine Teighäufchen auf dem Blech, schiebe es in den Ofen und stelle den Timer. Jetzt habe ich etwa dreißig Minuten Zeit, um die Küche aufzuräumen. Auf dem Weg ins Schlafzimmer gehe ich am Spiegel vorbei und was ich sehe, ist echt Angst einflößend. Was Mehl in den Haaren alles anstellen kann, ist erschauernd. Nachdem ich mir meine Haare gewaschen und zusammengebunden habe, was aber wie ein kleiner Pinsel aussieht, drehe ich die Musik lauter und singe mit. Als ich am Refrain ankomme, klopft jemand an der Türe. Ich bezweifle sehr, dass es Liam ist, denn der sitzt gerade im Unterricht. Vielleicht ist es ja endlich Shelby. Schnell gehe ich zur Türe, um nachzuschauen wer tatsächlich davorsteht. Es überrascht mich, dass es Dean ist. Sollte ich die Tür öffnen? Ich meine, ich kenne ihn nicht mal. Vielleicht ist er ein Verrückter. Oh, das ist er sicherlich. Innerlich kämpfen Neugierde und Köpfchen mit dem Gedanken die Türe zu öffnen, oder geschlossen zu lassen. Letztendlich gewinnt die Neugierde und ich mach die Tür auf. "Was suchst du hier?", begrüße ich ihn. "Wow – auch nett dich wieder zu sehen." Lächelnd fährt er sich durch seine hellbraunen Haare, die er ungestylt trägt. Lange versuche ich ihn mit meinem Blick zu erstechen, er erwidert darauf nur ein charmantes Lächeln, bis auch ein kleiner Lacher seine Kehle verlässt. "Eigentlich wäre das genau der Moment, in dem du mich bittest, hereinzukommen", sagt er. "Und eigentlich dachte ich du hättest noch etwas zu tun?! Was ist daraus geworden?" Schweigend reibt er sich seinen Nacken und betrachtet mich schließlich wieder mit einem Lächeln. "Tja, ich arbeite daran. Wie steht es bei dir?" Er arbeitet daran? Was ist das bitte für eine schwammige Antwort? Dieses Mal frage ich aber nicht nach. Ich verschränke meine Arme vor der Brust und sehe ihn nur gereizt an. Mit diesem Blick fallen mir wieder seine Augen mit der schwer identifizierbaren Farbe auf. Stark sehe ich ihm weiterhin in die Augen, etwas anderes wäre schwach. Okay du hast gewonnen. "Dein Blick macht mir langsam Angst." Lachend erhebt er seine Arme und lässt einen lustvollen Blick einmal über meinen kompletten Körper wandern. Bevor ich ihm die Türe direkt vor der Nase zu knalle, erwidere ich noch etwas zu seiner Aussage. "Ich gewinne immer." Und schon konnte ich ihn nicht mehr sehen. Was ich sehe, ist das Eichenholz aus dem die Haustüre geschliffen wurde. "Das werden wir ja noch sehen", höre ich aus dem Flur. Wieso benimmt er sich so? Es scheint so, als würde er jede freie Sekunde sehen wollen, was ich gerade so treibe. Er kennt mich nicht einmal. Und aus dem Grund ist es noch beängstigender, was er mit mir anstellt. Um ehrlich zu sein finde ich allein seine Anwesenheit auf eine merkwürdige Art und Weise angenehm, das würde ich aber niemals irgendjemandem sagen. Dieses Geständnis würde mich nur schwach wirken lassen. Angreifbar. Aber vielleicht hatte Shelby ja recht – vielleicht meint man es dieses Mal einfach gut mit mir. Nur eins weiß ich sicher, soweit darf es nicht kommen, sonst ist es mein Ende.

Wie aufs Sprichwort klingelt der Timer als Shelby nach Hause kommt. "Oh mein Gott, du bist meine Rettung, Süße. Ich habe riesigen Hunger. Den ganzen Morgen Kaffee und Kuchen zu verteilen und dabei nichts abzubekommen ist echt anstrengend." Froh darüber, sie wieder zu sehen, nehme ich lachend das Blech aus dem Backofen und stelle es zum Abkühlen auf die Küchentheke. Begrüßend umarmt sie mich von hinten und schnappt sich gleich einen Keks. "Stimmt, Liam hat mir erzählt, dass du einen neuen Job hast. Glückwunsch." "Glückwunsch? Ach Kristen, das muss gefeiert werden! Ich bin so froh endlich nicht mehr von dem Boss der Bar angegafft zu werden." Schon wieder etwas, das wir feiern sollten? Nein, danke. Das letzte Mal bin ich mit einem blauen Fuß auf der Couch eines mir fremden Mannes aufgewacht. Demonstrativ hebe ich den Fuß an, sodass sie den blau- lila gefärbten Knöchel entdeckt. "Scheiße! Was ist denn passiert?" Und so erzähle ich ihr, wie der gestrige Abend für mich lief. "Und genau das ist der Grund, weshalb ich niemals wieder Highheels tragen möchte. Und am besten Logan nie wieder unter die Augen treten möchte." In dem Moment als sie von ihrem bereits siebten Keks abbeißt, beginnt sie zu lachen. "Welche Rolle spielt aber Logan dabei? Ich dachte du warst bei Dean?!" "War ich ja auch. Hast du mir nicht zugehört? Ich bin mit zerzausten Haaren und einem ziemlich freizügigen Outfit bei ihnen auf der Couch aufgewacht, als Logan zurückkam. Keine Ahnung, was er jetzt wohl über mich denkt." Kurz gibt sie mir einen Klapser auf den Oberarm und greift wieder nach ein paar Keksen. "Mach dir keine Sorgen. Er ist cool, der denkt jetzt nichts Schlechtes über dich. Und übrigens, die Kekse sind der Hammer! Danke Schätzchen." Nachdem sie mir einen Luftkuss zugeworfen hatte, verschwindet sie kurz, um sich umzuziehen und mir daraufhin wieder Gesellschaft zu leisten. Viele Kekse und zwei Gläser Milch später beschließen Shelby und ich shoppen zu gehen. "Und danach misten wir deine Klamotten aus!" Als ich sie frage wieso, antwortet sie nur, dass ich ja anscheinend weiß, wieso das nötig wäre. Also gut, heute entscheidet sie, was wir beide Unternehmen werden.

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