Chapter 41

2 1 0
                                    

Schweigend kaue ich auf meiner Unterlippe und beobachte Dean, wie er mit jeder Bewegung der Nadel immer wieder aufs Neue seine Augen zusammenkneift und seinen Kiefer anspannt. Es ist offensichtlich, dass es ihn eine Riesenüberwindung gekostet hat, das ganze hier geschehen zu lassen. Jedoch wollte er es so sehr. Dean hatte nur wenige Sekunden, nachdem wir das Studio betraten, ein ehrliches Lächeln auf den Lippen. Nun ist das Lächeln fort und es mag komisch klingen, doch ich habe Angst, dass die Schmerzen, die er gerade erleiden muss, furchtbar schlimm sein könnten. Und so zwinge ich mich auf den Boden zu starren, um mir dessen Gesichtsausdruck zu ersparen. Kristen, winselt er, woraufhin mein Kopf nach oben schnellt und seinen Blick sucht. Rede mit mir, damit diese verdammten Schmerzen etwas nachlassen, knurrt er. Der Tätowierer lacht kurz auf und spricht mich mit seinen Worten an. Dein Freund hier hat noch viele qualvolle Minuten vor sich. Ich schätze du solltest ihn irgendwie ablenken, zwinkert er mir zu. Bevor ich nach einer passenden Antwort suchen kann, sehe ich ihn mir etwas genauer an und bin über jedes einzelne Tattoo, das zu sehen ist, erstaunt. Jedes kleine, oder auch große Kunstwerk erzählt seine eigene Geschichte. Sie zieren seinen Körper über den Hals bis zu seinen Händen. Mit einer hält er die Nadel fest, um Deans Tattoo zu stechen und mit der anderen strafft er seine Haut am Schulterblatt, oder streicht sich eine seiner gefärbten Haarsträhnen aus dem Gesicht. Im Licht des Studios wirken sie pechschwarz. Nur vereinzelte lila Strähnchen erhellen seinen verwuschelten Haarschopf. Als mein Blick wieder zu Dean fällt überlege ich, über was ich mit ihm reden könnte. Meine Gedanken überschlagen sich ganz, weshalb ich meine Arme vor der Brust kreuze. Ehe ich mir weiter Gedanken drüber machen kann, welches Thema ich ansprechen sollte, greift Deans Arm nach meinem Jeansbund und zieht mich zu sich. Völlig überrumpelt sitze ich nun rittlings auf seinem Schoß. Nur habe ich keine Ahnung, wo meine Hände hinmüssen. Fuck! Ich lasse sie einfach auf meinem Schoß. Ja, gute Idee. Du solltest es dir etwas gemütlicher machen, Süße. Ich lasse dich nämlich erst wieder los, sobald ich fertig bin, raunt mir Dean in mein Ohr. Grinsend spreize ich meine Beine weiter, um ihn bis ins Weiteste zu provozieren. Du spielst unfair, Mitchells, wimmert er. Seine Hände umfassen meinen Hintern noch fester, was ihm ein breites Grinsen auf zaubert. Ich finde sie macht das großartig, lacht der Tätowierer in meine Richtung. Ich bin übrigens Six. Vor Peinlichkeit errötet, lächele ich in seine Richtung. Was dachten sich deine Eltern denn, als sie dich Six nannten, lacht Dean. Daraufhin erklärt dieser uns, dass Six nur die Abkürzung für seinen eigentlichen Namen sei. Sebastian klingt nicht so cool, Mann, grinst uns Six entgegen. Die Peinlichkeit überhäuft mich von Sekunde zu Sekunde, da ich noch immer auf Deans Schoß hocke. Und so langsam fühlt sich dieser unter mir nicht mehr so weich an wie zuvor. Seine harte Erektion ist deutlich zu spüren. Es ist so ungewohnt mit Dean dieses intime Terrain zu erforschen. Und dann noch vor einer anderen Person. Wobei rummachen ein wenig übertrieben ist, oder? Kommt ihr hier aus der Gegend?, fragt Six hoch konzentriert, während er weiterhin das Motiv auf Deans Körper zeichnet. Was es wohl wird? Mir wollte er es nicht verraten. Nein, eigentlich wohnen wir in New York, antworte ich ihm, während meine Finger Deans wohlgeformten Bauchmuskeln auf und ab streicheln. Nach kurzem Auflachen wendet sich Dean, so gut es eben geht, an Six. Ich wohne in New York. Sie ist nur auf der Durchreise. Die Tatsache schmerzt, aber ist wahr. In spätestens fünf Tagen ist mein Abreisetag. Aber genau das ist es, was ich will. Was ich brauche. Ich kann nicht wegen ein paar bescheuerten Gefühlen oder der Lust nach Sex meinen Plan umkrempeln. Das klingt ziemlich cool. Mehr als ein kurzes Schulterzucken bringe ich im Moment nicht über mich. Augenblicklich höre ich auf über Deans Bauch zu streichen und lasse seine Berührungen über mich ergehen. Sein Kopf liegt an meiner Halsbeuge geschmiegt. Alleine dein Duft lenkt mich ab Süße. Noch immer bedrückt von seinen Worten, schaue ich an ihm vorbei und beobachte Six. Ist alles okay?, haucht mir Dean zu. Mehr als ein Nicken bekommt er nicht. Nach wenigen Minuten wird Deans Tattoo mit einer Folie abgedeckt, so dass ich rein gar nichts erkennen konnte. Schnell erhob ich mich von seinem Schoß und verzog mich zurück an den Türrahmen, solange Dean sich sein Shirt wieder überzieht. Zwar betrachtet er mich fragend, geht dann aber doch an mir vorbei, damit er zahlen kann. Ich weiß nicht genau, was in mich gefahren ist, doch plötzlich fällt mir alles nicht mehr so leicht. Sogar Dean hatte meine derzeitige Situation angesprochen. Ich bin nur auf der Durchreise. Verdammt! Nachdenkend sehe ich zu Dean hinüber, der sich mit einer wunderschönen Blondine unterhält. Er hätte sie verdient. So jemand wie ich bedeute nur Ballast. Allein erspar ich mir so einiges. Als ich den Blick wieder abgewandt halte, fahre ich vor Schreck zusammen als Six vor mir steht. Überlegst du dir gerade, ob du dir auch eins stechen lassen möchtest?, lächelt er. Auf gar keinen Fall! Lachend schüttele ich meinen Kopf. Während er seine Farben und die Nadeln in die Schubladen räumt, redet er weiter. Solltest du es dir doch noch anders überlegen, weißt du ja, wo du mich findest. Oder auch nur wenn du jemanden zum Reden brauchst, kannst du dich gerne bei mir melden Grinsend sehe ich zu ihm und warte bis auch er sich mir zuwendet. Dafür brauche ich aber deine Nummer Naja du könntest mir auch deine geben und als Dank bekommst du einen Kaffee. Wie klingt das? Wenn dabei noch ein Kuchen rausspringt, dann bin ich dabei, versuche ich ernst zu sagen. Na schön. Deal Nach einem kräftigen Händeschütteln tippe ich meine Nummer in sein Handy und begebe mich in den Eingangsbereich, wo Dean noch immer mit der Frau spricht. Sobald ich in seiner Nähe stehe, schlingt er einen Arm um meine Taille und verabschiedet sich von so ziemlich allen, außer Six. Dem winke ich nur kurz zu und sehe, wie er stumm mit seinen Lippen die Worte Ich ruf dich an formt. Kaum treten wir beide zurück in die Kälte, verlässt ein Gähnen meine Kehle. Worüber habt ihr beide gesprochen? Verwirrt sehe ich zu Dean auf, der stur nach vorne sieht und etwas schneller als ich läuft. Er hat mich nur nach einem Tattoo gefragt, aber wie du siehst, habe ich dankend abgelehnt. Nickend geht er weiter und sieht mich kein einziges Mal mehr an. Nicht einmal im Taxi, auf der Fahrt zurück ins Hotel.

Trust me - solange du bleibstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt