Chapter 18

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Nachdem Shelby mit Liam und einem leckeren Abendessen nachhause kamen und wir alle aßen, bis wir voll waren, schnappte ich mir meine Kamera, zehn Dollar und ging einfach raus. Und so stehe ich jetzt hier. Allein in der Kälte. Dass ich meine Kamera dabeihabe, bringt so langsam echt gar nichts mehr. Sie bringt mir weder Glück noch gute Bilder. Für eine Stunde bin ich im Central Park herum gegangen und habe versucht mal wieder ein paar schöne Fotos zu schießen. Ich zwinge mich dazu zu fotografieren – es sollte nicht gezwungen sein. Das macht meine früheren Bilder aus – sie zeigen die ungezwungene Liebe der Umgebung. Ein Funken von Hoffnung und Lebenslust sprang immer mit über, doch nicht dieses Mal. Dad sagte mir, ich solle es passieren lassen und mich nicht verrückt machen. Fotografieren ist eine Kunst – doch für uns beide war es eine Leidenschaft. Etwas das unsere Verbindung stärkte. Aus diesem Grund war es schon fast selbstverständlich, die Kamera nahezu immer dabei zu haben und alles zu fotografieren was mich beeindruckte. Somit flossen Liebe zu einem mir naheliegenden Menschen mit in die Neugier ein, die ich der Welt und dem Schicksal gegenüber empfand, ohne dass es mir je bewusst war. Als Dad mich im Stich ließ und von mir ging, verblasste diese Leidenschaft und was zurückbleibt, ist diese verdammte Liste in meiner Hosentasche.

Hier bin ich Dad. Ich habs versucht bekomme es aber verdammt nochmal nicht hin, flüstere ich, während ich den zweiten Punkt auf unserer Liste betrachte.

Gehe in den Central Park und schieße Fotos – aber vergiss nicht: Sei du selbst!

Oh man, ich kann das nicht. Allein diese Sachen zu unternehmen, wobei es seine Idee war, fühlt sich falsch an. Als sei ich eine Heuchlerin. Kurz aufstöhnend lasse ich mich auf eine Parkbank fallen und überlege was ich als nächstes tun kann. Vielleicht war es naiv von mir zu glauben, ich könne die Liste abarbeiten und dann wäre wieder alles gut. Verschwörerisch beginne ich zu lachen. "Das ganze hier bringt nichts! Es war wohl echt die dümmste Idee, die du je hattest. Oh warte, die Idee dich selbst umzubringen war noch viel dümmer." Voller Wut zerreiße ich die Liste, werfe die Schnipsel in meine Handtasche und gehe weiter. Tränen versperren mir die Sicht, doch ich laufe weiter und dränge mich durch einzelne Menschenmengen, bis ich gegen einen Mann laufe. Ich will mich nur kurz entschuldigen und direkt weiter, doch der Mann packt mich sanft am Arm und zieht mich in eine Seitenstraße. "Kristen, was ist passiert?" Fragt mich Dean und bevor ich mir meine noch immer über die Wangen strömenden Tränen wegwischen kann, tut er es. "Mir gehts gut." Mit zusammengekniffenen Augen betrachtet er mich. Er fragt aber nicht weiter nach. "Wo wolltest du hin? Ich kann dich begleiten, wenn du möchtest", bietet er mir an. Ich weiß weder wo ich bin, noch wo ich hin möchte. "Keine Ahnung. Nur nicht nach Hause", antworte ich mit einem auf den Boden gerichteten Blick. Dean scheint kurz zu überlegen, greift dann nach meiner Hand. Mit der freien Hand winkt er einem Taxifahrer zu, welches uns mitnimmt.

Im Taxi will er mir noch immer nicht sagen, wohin wir eigentlich fahren. Nach wenigen Minuten hält der Fahrer vor einem Büchergeschäft in der Madison Avenue. "Hier war ich früher immer, als es mir nicht sonderlich gut ging. Was leider relativ oft geschah", gesteht er mir, während wir in die wohltuende Wärme treten. Bevor ich mich auch nur für einen kurzen Augenblick umsehen konnte, ergreift er meine Hand und zieht mich in eine ruhige Ecke. Er setzt sich auf den Boden und macht ein neugieriges Gesicht – aber meine Hand hält er noch immer fest umschlossen. Er will sie nicht loslassen. Um ehrlich zu sein will ich es auch nicht. Da ich aber die Distanz zwischen uns bewahren sollte, löse ich sie aus seinem Griff.

Trust me - solange du bleibstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt