Chapter 33

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Der Sonnenaufgang lässt vereinzelte Strahlen durch die Fenster des Schlafzimmers fallen. Jede Schneeflocke, die vom Himmel tänzelt, wirkt durch die Sonne weniger kühl. Jeder Strahl beglückt die Fassaden der Gebäude um dieses herum mit einem goldfarbenen Licht. Ein Gebäude ragt höher als das andere in die Höhe und schenkt vielen Leuten eine Unterkunft. Ein Zuhause. Ich hebe den Kopf von dem mit Seide überzogenen Kopfkissen und streiche mir die zerzausten Haare aus dem Gesicht. Schweigend beobachte ich den schönsten Mann, den ich je kennenlernen durfte. Seine braunen Haare sind ganz verwuschelt, was mich augenblicklich daran erinnert, was wir uns heute Nacht angetan haben. Wie ich ihn an den Haaren griff. Wie ich nach Hilfe griff. Dean gab mir die Hilfe. Für eine Nacht. Es ist nichts Langfristiges. Jedoch spüre ich noch immer die Fesseln, mit denen er mich an sich kettete. Er legte sie locker an, um mich zu nichts zu zwingen. Er möchte mir Möglichkeiten bieten und was er dafür verlangt, werde ich ihm nie bieten können. Vertrauen. Langsam verstärkt sich der Griff um meine Taille und er zieht mich näher an sich. Sanft haucht er mir viele, kleine Küsse auf den Nacken, wodurch sein Verlangen wieder deutlich spürbar wird. Die Wölbung seiner Boxershorts ragt mir gegen meinen Hintern. Du machst mich verrückt, Prinzessin, flüstert er mir zu. Um ihn zu ärgern, drehe ich mich ihm zu und gehe mit den Händen immer weiter nach unten, bis ich seine Männlichkeit fest im Griff habe. Dean wartet keine Sekunde. Er überragt mich und beugt sich vor, um mich zu küssen. Kaum berühren sich unsere Lippen klingelt sein Handy. "Tut mir leid, da muss ich rangehen." Stöhnend lasse ich mich wieder ins Kissen fallen und sehe ihm hinterher, wie er das Schlafzimmer verlässt. Der Anblick seiner trainierten Schultern und seines angespannten Rückens versetzt mir warme Stiche in meinen Körper. Wenige Minuten später steht Dean wieder an der Tür. "Kommst du mit mir unter die Dusche?", fragt er verführerisch mit diesem schiefen Grinsen. Mit nur einer Decke um meinen Körper geschlungen, setze ich mich an die Bettkante und mustere ihn ganz genau. "Wenn du mich weiterhin so ansiehst, werde ich zu spät zu meinem Bewerbungsgespräch kommen, weil ich dich noch einmal zum Kommen bringen will", gesteht er mir lüstern. Lachend schüttele ich meinen Kopf und sage ihm er solle schon mal unter die Dusche. "Ich mache uns Kaffee und komme dann nach." Still nickt er und lächelt wieder, als er im Badezimmer verschwindet. Bevor ich aus dem Schlafzimmer trete, suche ich etwas zum Überziehen. Während ich mir ein graues Shirt von Dean überziehe, fällt mein Blick auf Deans Handy, das andauernd blinkt. Kurz bevor ich auf die Nachrichten gehen will, zögere ich dann doch wieder. Ich habe nicht das Recht herumzuschnüffeln. Auch wenn mich die Nachrichten irritieren. Mit schnellen Schritten tapse ich in die Küche und lasse uns beiden jeweils einen Kaffee heraus. In dem Moment, als ich ins Bad trete, knöpft Dean sein weißes Hemd zu und fängt meinen Blick auf. Natürlich sieht er mir an, dass mich etwas belastet. Die Nummer, die auf Deans Handy stand, ist der Unbekannten, die mich bereits anschrieb, sehr ähnlich. Wenn nicht, ist sie sogar identisch zu der meinen. Dean lässt von den Knöpfen seines Hemdes ab und stellt sich vor mich. "Ist alles okay? Ich .. Ich war dir aber nicht zu schnell mit allem, oder?", fragt er sorgend und nimmt mein Gesicht in seine warmen, großen Hände. Schweigend schüttele ich nur leicht meinen Kopf und versuche mir ein Lächeln aufzusetzen. "Hab ich dir vielleicht weh getan? Sag doch was Kristen." Ich schlinge meine Arme um meinen Körper, um die auftretende Kälte zu kaschieren. Oder ist es einfach nur Angst? Denn ich habe keine Zweifel daran, dass Jayden sein Unheil nicht auch in Deans Leben anrichten könne. Das darf nicht passieren. Allein durch den Gedanken, wie er ihn foltern oder Ähnliches tun könnte, bekomme ich Kopfschmerzen. "Nein. Heute Nacht war perfekt", lächle ich ihm zu. Er zieht eine Augenbraue in die Höhe und blickt in meine Augen. "Kristen? Du vertraust mir doch, oder etwa nicht?" "Natürlich tue ich das!", platzt es mir heraus. Wieder mal eine Lüge. Wann bin ich nur so tief gesunken. Es ist ungewohnt, mir so etwas einzugestehen. Und viel schlimmer noch, jemanden so nah an mich heranzulassen. Doch bei ihm fühlt sich alles leicht und weniger schmerzhaft an. Plötzlich scheint alles völlig erträglich zu sein. "Gut. Also hör zu. Ich habe gleich dieses Gespräch, aber danach bin ich wieder zuhause. Du kannst gerne hierbleiben", bietet er mir an, während er die restlichen Knöpfe des Hemdes zuknöpft. Shelby wird sowieso bei der Arbeit sein. Nur Liam liegt höchstwahrscheinlich noch im Bett. Es würde nicht schaden mal nach ihm zu sehen und dann wieder in Deans Apartment zu verschwinden. "Ich gehe gleich kurz nach Liam schauen. Bis du wieder zurückkommst, bin ich hier", sage ich und blicke mich im Schlafzimmer um. Suchend nach meinen Klamotten. "Okay gut. Ich lege dir einen Schlüssel in die Küche", gibt er knapp von sich. Nachdem er sich seinen Mantel übergezogen und sein Parfüm aufgetragen hat, gibt er mir einen Kuss auf die Stirn und verschwindet zuerst aus dem Schlafzimmer und dann aus dem Apartment. Was zurück bleibt ist nur der geradlinige und männliche Duft seines Parfüms. Es hinterlässt den Duft von Leder. Doch bevor ich raus gehen kann, muss ich meine Klamotten wieder finden. Unter dem Bett finde ich nur meine Jeans und meinen Pullover vom Vortag. Meine Unterwäsche ist nirgends zu finden, also werde ich einfach ohne rüber zu Liam gehen und mir frische holen. Schnell schlüpfe ich in meine Jeanshose, lasse Deans Sweatshirt aber an. Neben meiner Kaffeetasse liegt auch der von ihm versprochene Schlüssel, den ich mit aus dem Apartment nehme und gegenüber klopfe. Es dauert etwas länger, bis die Tür von Nicole geöffnet wird. "Hey Kristen", begrüßt sie mich freundlich und lässt mich daraufhin rein. "Hey. Wie geht es Liam?", frage ich und werfe meinen Pullover, den ich auf dem Arm hatte, in mein Schlafzimmer. Nicole geht geradewegs in die Küche, aus der eine männliche Stimme hervordringt. In der Küche entdecke ich Liam am Esstisch. Jedoch schaut er genervt. "Hey Liam." "Hey", schnell steht er auf und schlingt seine kräftigen Arme um mich. "Ich hab dich gestern vermisst. Wo warst du?" Er hält mich fest an den Armen und durchlöchert mich mit seinem fragenden Blick. "Ich habe heute Nacht bei Dean geschlafen. Ich dachte, Shelby und du, ihr würdet das Ganze gerne unter vier Augen beredet haben." Aufschnaufend lässt er meine Arme los und setzt sich wieder an den Tisch. "Shelby hat kein Wort mehr mit mir geredet, also hättest du auch hierbleiben können", sagt er laut. Nicole sieht uns beide nur kurz an, sagt dann aber, dass sie später wieder kommen würde. Kaum ist sie aus der Tür, lacht Liam auf. "Jeder verlässt mich irgendwann. Und die Frauen sind dabei schneller. Shelby ist andauernd am Arbeiten oder mit dem neuen Typ unterwegs. Nicole will einfach nur nett sein, aber du hast sie verjagt. Und wenn wir schon bei dir sind, du lässt mich im Stich für Dean." Liam lacht über seine gesprochenen Worte, betont Deans Namen jedoch so, als sei es irgendeine Abscheulichkeit. "Ich habe Nicole nicht verjagt! Das warst ganz alleine du!", sage auch ich jetzt lauter. "Das mit Dean ist es ist .." "Sag jetzt nicht kompliziert! Es ist einfach diesen Kerl zu durchschauen. Irgendetwas stimmt nicht mit ihm." Seine Aussage bringt mich zum Lachen. Liam dagegen schüttelt nur verächtlich seinen Kopf und haut eine Faust auf den Tisch. "Kristen du bist für mich wie eine Schwester, die ich dauernd beschützen muss. Ich will nicht, dass jemand deine Gefühle verletzt. Du solltest damit aufhören, dich mit diesem Arschloch zu treffen", rät er mir und stellt sich wieder vor mich. "Naja dafür ist es zu spät, ich werde gleich wieder rüber gehen. Hast du damit ein Problem?", flüstere ich, in der Hoffnung diesen Streit nicht explodieren zu lassen. Unschuldig hält er seine Hände in die Höhe und verdreht seine Augen. "Mach was du willst. Es ist dein Leben, ich will dir nur helfen", erklärt er mir wieder normal, als sei nichts gewesen. Nickend gehe ich wenige Schritte nach hinten, um aus der Küche rauszukommen. Im Schlafzimmer nehme ich mir Unterwäsche, Jeans und eine Bluse aus der Kommode. "Wenn was ist, kannst du mich ja anrufen. Ich bin gegenüber", rufe ich ihm in die Küche und verschließe dann die Türe.

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