Ein nervtötendes Geräusch riss mich am nächsten Morgen unsanft aus dem Schlaf, was mich innerlich stark zusammenzucken ließ. Aggressiv, wie ich am Morgen nun einmal war, nahm ich meinen Wecker mit weiterhin geschlossenen Augen in die Hand und warf ihn mit aller Kraft gegen die nächstbeste Wand, die sich mir bot. Mit einem lautem Krachen verstummte dieser und zerbrach in einige Einzelteile, was mich nicht weiter zu interessieren schien.
Ich brauchte dringend einen dieser Fußball-Wecker, die man zum Ausschalten sogar gegen die Wand werfen MUSS, damit sie verstummen. Meiner Meinung nach gab es keine praktischere Erfindung auf der Welt.Langsam öffnete ich immer noch verschlafen meine Augen und blinzelte ein paar Mal gegen das grelle Licht an, das durch die Gardinen kam und mich langsam aus der Schlaftrunkenheit herausblendete. Notgedrungen zwang ich mich schließlich dazu aufzustehen, was mir an diesem Morgen deutlich schwerer fiel als an jedem normalen Tag, und ging auf die Komode zu, die direkt neben meiner Tür stand. Ich hatte gestern in der Eile zwischen Dusche und schlafen mein Handy einfach dorthin fallen lassen und bereute es sofort, als ich die geringe Akkuanzeige sah, die Der Bildschirm mir mit dem ersten Lebenszeichen des Tages entgegenstreckte. Sobald ich diese wegdrückte erschien auch schon eine Nachricht, die ich gestern wohl nicht mehr mitbekommen hatte:
Hey Prinzessin;)
Bist du gut zu Hause angekommen?
Die Nachricht stammte von Shawn, dem ich ursprünglich versprochen hatte, mich zu melden, sobald ich da war. Ein Lächeln bahnte sich seinen Weg zu meinem Mund und wollte nicht mehr verschwinden, als mir klar wurde, dass er sich Sorgen um mich machte. Er war einfach perfekt-perfekt für mich!Ich wollte ihm eigentlich wirklich gerne antworten und somit zeigen, dass seine Sorge mich berührte, doch mein Gehirn war um die Uhrzeit noch zu nichts fähig, also beließ ich es lieber dabei, ehe die Situation peinlich ausgeartet wäre.
Stöhnend legte ich mein Handy wieder auf der kleinen Komode ab und bahnte mir den Weg ins Badezimmer, den ich inzwischen schon so oft gegangen war. Nach einer kalten Dusche, mit extra viel von meinem Lieblingsshampoo, war ich schon deutlich wacher und schaffte es sogar einen klaren Gedanken in meinem Gehirn zu formen, der nicht völlig bekloppt ausgedrückt war.
Anschließend föhnte ich mir noch schnell die Haare, schminkte mich und zog mir eine schwarze Hose und ein graues shirt mit der Aufschrift "believe in yourself" an, was zwar für meine Verhältnisse ziemlich düster wirkte, mir jedoch dennoch gefiel.Nach einem letzten prüfenden Blick in den Spiegel machte ich mich mit meiner Tasche über der rechten Schulter auf den Weg nach oben, wo ich schon die Schritte meiner Mutter von den Wänden widerhallen hörte.
"Kein Frühstück?", fragte meine Mum mich aus der Küche, als sie das Rascheln meiner Tasche wahrnahm, das mich sofort den Kauf bereuen ließ. Wäre es zu viel verlangt ein Mal so aus dem HAus fliehen zu können?"Nein", brummte ich als Antwort nur genervt vor mich hin. Ich war immer noch nicht besonders gut auf sie zusprechen, was bei unserer Situation auch einfach kein Wunder war.
"Es reicht. Sei mal lieber froh, dass ich dir kein Hausarrest gegeben habe!", schrie meine Mutter-wie erwartete sofort wieder auf 180- wütend auf. Ich lachte nur kurz gefälscht und knallte dann die Tür auf dem schnellsten Weg hinter mir zu, sodass ich erneut eine gewisse Distanz zwischen uns brachte. Sofort steckte ich mir die Kopfhörer in die Ohren und drückte auf den ersten Song in meiner Liste, während die kühle Morgenbrise mir durch die heute geglätteten Haare fuhr. 'Amnesia-von 5 seconds of summer' Einer der wenigen Songs die einen traurigen Inhalt haben und dennoch gute Laune in einem auslösen können; ich liebte es.Leicht wippte ich zum Takt der Musik mit und trat meinen Weg zur Bushaltestelle an! der mir in all den Jahren schon so vertraut vorkam, dass ich gar nicht ehr darauf achten musste, wo ich hinlief. Gerade als ich um die letzte Ecke bog, die mich noch von meinem Ziel trennte, sah ich meinen Bus, der dabei war, sich wieder in den Verkehr der Straße einzunisten und somit die Bushaltestelle hinter sich zu lassen, in der ich eigentlich hätte einsteigen sollen.
"Verdammt", stöhnte ich genervt auf. Ich war inzwischen dazu bekannt, morgens zu spät zu kommen, doch obwohl meine Noten alles andere als schlecht waren, konnte ich mir dies nicht länger erlauben."Soll ich dich mitnehmen, Prinzessin?" Eine mir nur zu vertraute Stimme drang in mein Ohr und ließ mich augenblicklich aufstrahlen. Breit grinsend drehte ich mich zu meinem kleinen Helden um, dessen Stimme direkt von meiner Linken kam. Shawn saß, halb aus dem Fenster gelehnt um mich ansehen zu können, in seinem Auto und kopierte mein Lächeln gerade zu perfekt auf seinen wundervollen Lippen.
"Kriegt eine Prinzessin nicht eigentlich ein Pferd?", schmollte ich gespielt um die Freude in meinem Inneren, die sein Anblick in mir auslöste, etwas zu überspielen.
"Nun ja mein Wagen hat vielleicht keine Hufe, aber er tut seinen Dienst. Steig ein", lächelte er mir leicht zu, was mein Herz einen Hüpfer vollbringen ließ.Ich tat wie mir geheißen und schwang die Beine mehr oder weniger elegant in den Wagen, damit Shawn endlich wieder den Motor starten konnte und den Verkehr nicht weiter aufhielt. Die ganze Fahrt über blieben wir relativ schweigsam, doch es war keine unangenehme Stille, die uns umfuhr. Im Gegenteil; ich fühlte mich einfach wohl in seiner Gegenwart.
Es dauerte nicht lange bis wir vor der Schule Halt machten und ich mich unangenehm berührt der Tatsache bewusst machte, dass wir uns nun wieder trennen mussten. Laut Stundenplan hatten wir leider nur wenige Kurse zusammen und auch wenn ich gerne in seiner Nähe ge blieben wäre, traute ich mich nicht so recht ihn zu fragen, ob wir uns in der Puase treffen würden. Ich hatte einfach Angst, ich könnte ihm zu nah auf die Pelle rücken.
Shawn stieg schließlich vor sich hin summend aus seinem Wagen und lief wie ein echter Gentleman ums Auto herum, um mir meine eigenen Tür aufzuhalten, was ich still dankend entgegen nahm. Der Parkplatz hatte sich bereits mit einigen Autos gefüllt und auch die dazugehörigen Schüler hatten sich schon auf dem gesamten Hof verteilt.
Gemeinsam liefen wir schließlich den Weg zum Eingangstor hoch, wobei uns durchgehend interessierte Blicke verfolgten. Shawn war ziemlich bekannt an der Schule und auch ich war nicht die unauffälligste, was den Gosspi nun wieder aufrecht erhalten würde. Unsere Schülerzeitung, die eher einen Schüler-Stars-Klatschmagazin ähnelte, schrieb ziemlich oft über Shawn und auch die anderen Jungs aus dem Fußballteam. Alle möglichen Geheimnisse vergangener Wochenenden wurden auf diesen Weg aufs Papier gebracht, was mehr als nur ein Mal unangenehm für die ein oder andere PErson enden konnte.
Sie wurden hier als 'Bad Boys' bezeichnet und das, obwohl sie die liebevollsten Menschen sind, die ich jemals kennengelernt hatte. So was denken sich immer diese Mädchen aus, die von einem Bad Boy träumten und wohl auch alles dafür geben würden, ihn eines Tages zu bekommen. Ich dagegen fragte mich nur, was an einem 'echten' Bad Boy so toll sein sollte? Diese Logik verstand ich bei Frauen einfach nicht und das, obwohl ich eine Frau bin, die die "nein=ja" Methode dauerhaft und flüssig verwendet und auch versteht.Aber ein Bad Boy, der dich schlägt oder nur benutzt oder dich mit kriminellen Zeug in Gefahr bringt, ist nun wirklich keine Freund-Material.
Durch ein Räuspern neben mir wurde ich schließlich aus meinen verzwickten Gedanken gerissen und fuhr leicht in mich zusammen, was Shawn ein verlegenes Lachen entlockte.
"Ich gehe dann mal zu meinem Raum", murmelte er etwas verlegen, was ich total süß fand. Verlegen kratzte Shawn sich am Hals und ließ seinen Bart dadurch etwas verwuschelt von seinem markanten Kinn abstehen, was ich gerade zu fasziniert beobachtete. Ich nickte ihm nur ebenso verlegen zu, was wohl mit das Dümmste war, was ich hätte tun können. Mit einer schnellen Bewegung kam Shawn auf mich zu und ließ seine Lippen schließlich sanft über meine linke Wange schweifen. Es war nur eine kurze, zärtliche Berührung, doch es reichte aus um mich vollständig rot anlaufen zu lassen. Schnell drehte ich mich um, bevor er es hätte bemerken können, und biss mir grinsend auf die Unterlippe um das unreife Quieken zu unterdrücken, das meiner Kehle entweichen wollte. Was das anging hatte meine beste Freundin wohl recht; ich war unreif.Mit schnellen Schritten entfernte ich mich immer mehr von ihm, bis ich schließlich einige Meter weiter vorne zum Stehen kam und grinsend den Kopf in den Nacken warf. Einen Moment lang gab ich mich dem Gefühl des Glücks hin, das mich durchfuhr, doch noch ehe ich es hätte richtig genießen können, lief ein kleinerer Körper in mich hinein und warf mich beinah von den Beinen.
"Was zum...?",setzte ich entsetzt an, wurde jedoch von einer schrillen Stimme unterbrochen.
"Omg ein Kuss auf die Wange, du musst mir wirklich alles erzählen!"
Es war Scarlett; meine beste Freundin.
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frightening, completed
FanfictionVon der ersten Sekunde an, hatte ich Angst vor ihm.