Kapitel #70

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"Aufwachen Prinzessin", riss mich jemand mit leiser Stimme aus dem Schlaf. Verschlafen öffnete ich ein Auge und sah mich etwas verwirrt um. Shawn saß neben meinen Füßen auf dem Bett und grinste mich offensichtlich belustigt an. Die Schnittwunden in seinem Gesicht verheilten langsam und um sein Auge hatte er wenig professionell Make-up aufgetragen, um das stark ausgeprägte Blau etwas zu verdecken, das sein Gesicht immer noch leicht zierte.

"Lass mich das gleich lieber noch einmal neu machen", murmelte ich nur und deutete mit einem Finger auf sein Auge. Ein kleines Lachen entwich seinen Lippen, während er ungläubig über meine Worte den Kopf schüttelte.
"Dir auch einen guten Morgen", entgegnete er immer noch grinsend, was ich als äußerst merkwürdig empfand. Etwas unsicher sah ich ihn an. Wir hatten seit der kleinen Auseinandersetzung im Wohnzimmer vor einigen Tagen nicht mehr miteinander geredet. Dieses Ereigniss kam mir wie eine Urzeit vor und zu sehen, dass seine Wunden immer noch nicht verheilt waren, wenn es nicht sogar frische waren, ließ mich erschaudern.

"Was willst du hier Shawn?", fragte ich harsch. Mein Gehirn begann langsam wach zu werden und eigentlich könnte ich nicht nachvollziehen, dass er mich weckte, und das auch noch mit solch außergewöhnlich guter Laune.
Unsicher biss Shawn sich auf die Unterlippe. "Mich entschuldigen. Ich muss ziemlich dumm gewesen sein, das zu tun..." "Richtig", unterbrach ich ihn knapp. Einen Moment blickte er etwas verwirrt, als hätten meine Worte ihn völlig aus der Fassung gebracht, ehe er sich mit einem verständnisvollen Nicken wieder fing.
"Und es ist auch nicht deine Schuld", fuhr er schließlich meine Aussage ignorierend fort.
"Richtig", wiederholte ich mich, wenn auch nicht ganz so überzeugt.

Eine ausgeprägte Stille machte sich zwischen uns breit. Keiner von uns wagte es ein Wort zu sagen und irgendwie war es unangenehm. Doch selbst wenn ich gewollt hätte, hätte ich nicht die Worte gefunden, etwas zum Ausdruck zu bringen, das in meinem Gehirn vor sich ging. Ich wusste selber nicht genau, welche Emotionen sich in mir ausbreiteten, doch sie war vor dem Frühstück nicht ratsam.

"Wenn du mir verzeihen kannst...", begann Shawn, hielt aber sofort wieder inne. Eine Sekunde lang schien er den Atem anzuhalten, ehe er mit einem lautstarken stöhnen fortsetzte:"Dann kann ich mich auf dich einlassen. Wir könnten all das sein, was du gesagt hast!"

Einen Moment dachte ich über seine Worte nach. Natürlich wollte ich das immer noch, aber ich hatte Angst mich noch mehr in Gefahr zu bringen. Vielleicht war es dreist so zu denken, aber Justin hatte mich vor Enrico beschützen wollen. War es da nicht leichtsinnig sich jetzt mit Shawn zu befreunden?
'Du bist seine Schwester, Enrico weiß schön, dass ihr in Verbindung steht', murmelte eine Stimme in meinem Innern, die wie immer intelligenter war als ich selbst.

Schließlich nickte ich Shawn sanft zu und warf ihm noch ein knappes, aber dennoch ehrliches Lächeln zu. Es wurde Zeit, dass sich etwas an unserer Situation änderte ne dies schien mir der erste Schirtt in die richtige Richtung zu sein.
"Danke", murmelte er noch, ehe er mich in eine feste Umarmung zog. Zögernd legte ich meine Arme um seine Schultern und drückte kräftig zu.

Wenigstens schien sich mein Leben langsam einzufangen, denn das hatte ich wirklich dringend nötig. Das Chaos wurde mir zu viel und egal in glncklich ich mit Justin war, auch bei uns lief etwas mit der Kommunikation falsch. Seine Miene am vergangenem Tag wollte mir einfach nicht aus dem Kopf gehen...er verschwieg mir etwas und das gefiel mir gar nicht.

"Und jetzt raus hier ich muss mich fertigmachen", lachte ich schließlich und stupste ihn ein Stück von mir weg.

X

Gut ausgeschlafen und eindeutig glücklicher als die letzten Wochen, betrat ich den Schulhof und ließ mich sofort auf unserer Mauer nieder. An der Schülerzeitung war ich einfach kopfschüttelnd vorbeigegangen. Davon ließ ich mir jetzt nicht die Laune runterziehen, die ich irgendwie oben erhalten konnte, obwohl Justin sich immer noch nicht bei mir gemeldet hatte.

Nachdenklich formte ich mit meiner Zunge eine gerade Linie aus dem Kaugummi in meinem Mund und bließ heftig hinein. Eine kleine Blase entstand und platzte auch sofort wieder mit einem kleinen Knall, der mich merkwürdig aufgrinsend ließ. Ich hatte so was schon immer geliebt.
"Lifegoal erreicht?", fragte Maria, die wie aus dem Nichts aufgetaucht war, neben mir ironisch. Ich streckte ihr nur beleidigt die Zunge heraus und umarmte sie dann zur Begrüßung. Kurz darauf ließ sie sich neben mir nieder und umklammerte ihre Beine mit ihren Armen. Sie wirkte in dieser Position nicht besonders glücklich und ich bekam ein schlechtes Gewissen, weil wir die letzten beiden Wochen eigentlich nur noch über meine Probleme geredet hatten. Es hatte mich gar nicht mehr interessiert, was in ihrem Leben los war, und dennoch war sie permanent für mich da gewesen.
"Ist alles klar?", fragte ich leicht zögerlich, da es mir irgendwie peinlich war nach all dieser Zeit auf sie zuzukommen.
Doch Maria kam gar nicht erst dazu mir zu antworten.

In genau diesem Moment brach neben uns am Schülerzeitungsstand die Eskalation aus. Alle fingen an wütend umher zu schreien und die Autoren, in dem überdachten Stand, mit allem möglichen abzuwerfen, das sie erfassen konnten. Verwirrt sah ich zu Maria, die mich nur eben so verwirrt anblickte.
"Was geht denn da ab?", sprach sie schließlich meine Gedanken aus, wobei sie ihren langen Hals etwas reckte um mehr sehen zu können.

Gerade als ich schließlich beschloss rüberzu ehen und nachzugucken, kam Scarlett mit einem breiten Grinsen im Gesicht zu uns hinüber.
"Sie haben in der neuen Ausgabe wieder eine richtig fette Story über dich und Shawn", lachte sie sichtlich amüsiert auf.
Sofort verbarg ich meinen Kopf in den Händen und stöhnte frustriert auf. Genau das hatte ich nicht mitkriegen wollen, doch natürlich nahm Scarlett mir diese Entscheidung ab.
"Danke für dein Mitgefühl", fluchte ich ironisch beim Anblick ihres Lachens.
"Hör mir doch erst einmal zu Charlie. Du handelst immer so unüberlegt und schnell; weißt du wie nervig das ist? Hör mir..." "Dann sag es auch", unterbrach ich ihre Predigt sofort. Ihr Lächeln wurde noch breiter und ich konnte ihr regelrecht ansehen, wie es in ihr brannte, dass sie endlich loslegen wollte. Schnell setzte sie sich neben uns auf die Mauer und faltete ihre Hände im Schoß zusammen.
"Shawn hat sich offiziell dagegen gewendet. Er hat sich aufs Podest gestellt und offiziell verkündet, dass alles was letzte Woche und heute in der Zeitung stand eine klare Lüge ist und man der Open secrets nicht mehr Vertrauen könnte. Die Schüler hatten sich alle immer auf die ach so verlässliche Quelle verlassen und du kannst dir ja vorstellen, wie sie gerade alle ausrasten" Ihre Stimme schwamm gerade zu vor Begeisterung und auch ich konnte die Geschehnisse nur gut heißen.

"Das würde ich mal als wieder gutmachen von Shawn ansehen! Er kann so nett sein", schwärmte Maria, die scheinbar nicht nur für meinen Bruder etwas übrig hatte. Ich warf ihr noch einen erstaunten Blick zu, den sie achselzuckend ignorierte, doch der Unterton in ihrer Stimme gefiel mir gar nicht.

A/N:
Sorry, das länger nichts mehr kam. Letzte Nacht kam ja bekanntlich MindofMine raus und meine halbe Stufe hat sich dafür versammelt, um an eine gute Freundin zu erinnern, die im Sommer von uns gegangen ist. Sie war ein riesiger Zayn Fan und wir wollten ihr somit noch mal unsere Ehre erwiesen... Selbst die Jungs sind heute Morgen rausgegangen und meinten, dass Zayn der einzige von 1D sei, der sein Talent erkannt hätte😝 Ich bin stolz auf Zee:3

frightening, completedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt