P.O.V. Ryan
Ich stand einfach nur da, lässig gegen einen Baum gelehnt, und sah ihr bewegungslos hinterher. Schon heute morgen, als ich Ashleys Schuhe im Wohnzimmer vorgefunden habe, hatte ich dieses komische Gefühl gehabt und es hat sich nur noch verstärkt, als Justin beschlossen hatte, sie zur Schule zu fahren.
Ich empfand ein gewisses Schuldgefühl Charlie gegenüber. Immerhin hatte ich ihr neue Hoffnung gemacht, die ihr noch am selben Tag wieder genommen wurde. Ich war es gewesen, der ihr erzählte, dass Justin keine anderen Weiber mehr anfassen würde, also war auch ich mit schuld daran, dass ihr Herz erneut gebrochen wurde.
Auch wenn man mir jetzt Vorwürfe machen könnte, hatte ich es echt nicht kommen sehen, dass Jus sich so verhalten würde. Alles was ich heute Nacht zu Charlie gesagt hatte, hatte der Wahrheit entsprungen. Bis gestern noch hatte Justin einen Frauenentzug durchgemacht, der länger anhielt als alles davor. Ich war überzeugt davon gewesen, dass er sie nicht vergessen konnte und sich deshalb auf keine andere einlassen wollte, doch dann war da wieder Ashley gewesen und Charlie hatte es auch noch gesehen.
Ihre enttäuschte Miene brannte sich in mein Gedächtnis und ließ einen gewissen Hass in mir entstehen, der sich auf meinen besten Freund lenkte. Ich kannte Justin gut genug, um zu wissen, dass er sie wollte. Vielleicht wollte er es sich selbst nicht eingestehen, doch ich wusste es und es kotze mich an, dass er sie trotzdem so schlecht behandelte, wie er es gestern Mittag getan hatte. Ehrlich gesagt hatte e sich aber auch gewundert, dass er sie kurz nach ihrem Geständnis so gut behandelt hatte. Ich hätte eher erwartet, dass er sie sofort so fertig gemacht hätte, wie er es später an der Tür auch getan hat.
Nachdenklich sah ich zu, wie Justin auf sein Motorrad stieg und mit einem viel zu schnellem Tempo davon fuhr, ohne dass er sich überhaupt danach umsah, ob Charlie ihn gesehen hatte; es schien ihn einfach nicht zu interessieren, was die ganze Sache nicht gerade besser machte. Mit einem kleinen Seufzer schnipste ich meine nur halb gerauchte Kippe weg und schwang mich ebenfalls auf meine Maschine, die ich neben mich an den Straßenrand gestellt hatte.
Ich konnte nicht einmal genau sagen, warum es mich überhaupt störte, wenn er so mit Charlie umging wie mit einer seiner Schlampen, doch ich könnte ihm dafür in die Fresse schlagen. Obwohl ich dieses Mädchen nichts besonders lange kannte, bedeutete sie mir jetzt schon sehr viel; ich empfand ihr gegenüber wie ein Bruder. Es waren haargenau die selben Gefühle, die auch hochkamen, wenn Jaxon weinte, nur etwas verstärkt. Ich hatte einfach dieses Bedürfnis sie vor Justin zu beschützen und es brachte mich um, dass ich es nicht konnte.
Gedankenverloren fuhr ich ihm weiter hinterher, wie er rasend durch die vielen Straßen unsere Stadt fuhr. Mir war bewusst, dass er mich längst entdeckt hatte, aber er hielt nicht an also folgte ich ihm ebenfalls weiter, bis ich schließlich erkannte, wohin er fuhr und einen Moment darüber nachdachte, doch stehen zu bleiben, es letztendlich aber nicht tat.
Gemeinsam fuhren wir also auf Enricos Grundstück ein; ein Ort den ich niemals betreten würde, wenn es nicht wirklich dringend nötig war. Im Generellen war ich schon nur äußerst ungerne überhaupt hier und hatte mehr als nur einmal Justin gebeten für mich herzukommen, um Enrico möglichst fern bleiben zu können. Das dieser es tatsächlich ein paar mal für mich getan hatte, bewies mir, wie viel ich ihm bedeutete.
Zögernd hielt ich neben Justins Maschine an und blickte mich, in der Hoffnung, dass ich kein bekanntes Gesicht ausmachen würde, aufmerksam auf dem großen Platz um. Zu meiner großen Erleichterung waren wir hier draußen tatsächlich alleine, wie das jedoch drinnen aussah, wollte ich lieber gar nicht erst wissen.
"Sag lieber nicht, dass du auch neuen Stoff zum Verticken brauchst, das glaube ich dir nicht!" Justin sah mich nicht an, während er diese Worte zu mir sprach. Sein Blick blieb stattdessen auf die Villa vor uns gerichtet, die sich edel gen Himmel reckte.
"Brauche ich auch nicht", gab ich zögernd zu. Wenn es um solche Situationen ging, hatte ich tatsächlich immer noch Angst vor dem Älteren, der untere Wutanfällen öfters mal die Kontrolle verlor.
"Du solltest lieber nicht sein Grundstück betreten, wenn du nicht geschäftlich da bist!", weiß er mich ehrlich besorgt an. Sein Blick widmete sich den Fenstern des Hauses und schien wirklich jedes einzelne nach einem Augenpaar abzusuchen, das uns bereits entdeckt hatte. Er hatte recht mit dem, was er sagte, wenn Enrico mich hier sehen würde, obwohl er weiß, dass ich noch genug Stoff für meine Kunden besaß, würde ich schneller ne Kugel zwischen den Rippen haben, als ich meinen Namen laut aussprechen könnte. Er musste halt vorsichtig sein, um in seinem Beruf nicht aufzufliegen.
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frightening, completed
FanfictionVon der ersten Sekunde an, hatte ich Angst vor ihm.