Kapitel #11

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Mit einem lauten Knallen ließ ich die Tür hinter mir ins Schloss fallen und ließ mich an ihrer Gegenseite an den Boden gleiten, während ich tief durchatmete. Das konnte doch jetzt nicht war sein. Was brachte mein Bruder Justin hier her; hier, nach Hause?

Ein paar Minuten saß ich einfach nur so da und versuchte mich zu beruhigen, was schlicht weg unmöglich schien. Es hatte mich fast schon enttäuscht, dass Shawn vor Justin so kleinbeigegeben hatte. Hätte er nicht ein wenig männlicher rüberkommen können? Wieso konnte er nicht wenigstens halb so stark und selbstbewusst sein wie Justin es jedem zeigte?

"Charlie? Kommst du zum Essen?", fragte Shawn von der Tür aus. Seine Stimme klang ruhig und dennoch nicht gänzlich gefasst.
"Geh schon mal vor, ich ziehe mich noch an", antwortete ich knapp. Irgendetwas sagte mir, dass jedes Wort nun zu viel gewesen wäre. Leise Schritte verrieten mir, dass er tatsächlich gegangen war. Schnell stand ich auf und zog mir eine Shorts und ein schwarzes, trägerloses Top an. Meine Haare steckte ich mir in einen lockeren Pferdeschwanz und verzichtete auf Make-up oder ähnliches, da der Unterschied bei der geringen Menge, die ich benutzte, sowieso kaum auffiel. Anschließend verließ ich mein Zimmer und ging hinunter in die Küche, wo die drei Zeugen der vergangenen Situation bereits am sich saßen. Meine Mutter hatte uns Rührei bereitgestellt, das Shawn in sich hinein stopfte als wäre er am Verhungern. Mein Bruder saß neben ihm und gegen über den Beiden saß Justin, der wie üblich ausdruckslos vor sich hinblickte. So blieb mir nur noch genau ein freier Platz; neben Justin. Genervt ließ ich mich dort nieder und warf Justin nur einen flüchtigen Blick zu, da ich zu mehr nicht im Stande war. Es war mir immer noch unangenehm, wie er mich gerade gesehen hatte und meine Angts vor ihm wurde auch nicht weniger.

Seine Haare waren mal wieder perfekt gestylt und sahen so voluminös aus wie eh und je. In seinem linken Ohr war ein Ohrring, der zu der silbernen, langen Ketten passte die um seinen Hals hing und seine Haut Bronze hervorhob. Dazu trug er ein weißes Shirt und eine schwarz-weiße Collegejacke, die seine Schultern etwas verbreitete. Eins musste man ihm lassen; dieser Junge hatte Style.

Genervt ließ er seine Gabel auf den Teller fallen und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen auffordern an.
"Ich weiß, dass ich heiß bin, aber kannst du mal aufhören, mich immer zu anzustarren?" Wieder mal klang seine Stimme rau und provozierend, doch gleichermaßen war sie auch verletzend, wie sie mir diese Worte entgegen spuckte.

Aus dem Augenwinkel nahm ich deutlich wahr, wie Shawn sich am ganzen Körper anspannte! doch bewegen tat er sich nicht. Sollte er mich, als seine Freundin, nicht verteidigen? Wieso war er so eine Pussy? Ich wandte nur meinen Blick ab und sah automatisch zu Sebastian, der mir mehr oder weniger gegenüber saß. Auch er wirkte angespannt und sein Blick sollte mich wohl daran errinern, dass ich nichts mit Justin zutun haben sollte oder durfte, doch es war seine Schuld, wenn er hin hierher brachte.

"Schatz, wie viel Zeit bleibt uns bis der Bus kommt?", richtete Shawn sich schnell an mich. Irgendwas ließ mich vermuten, dass er dies nur sagte, um Justin zu zeigen, dass ich vergeben war. Dennoch zuckte ich bei dem Spitznamen unangenehm berührt zusammen. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Justin sich neben mir angestrengt das Lachen verkniff, und registrierte somit, dass er meine Reaktion durchaus wahrgenommen hatte.
"Genug", antwortete ich knapp und sah wieder auf meinen Teller. Wirklich hungrig war ich nicht mehr.

"Du scheinst ihn ja echt zu mögen", lachte Justin leise neben mir auf. Ich war ihm merkwürdig dankbar, dass er so leise sprach, dass Shawn nichts davon mitbekam und gleichzeitig war ich so wütend über seine Worte, dass ich ihm sein Rührei ins Gesicht schlagen wollte.
"Tue ich!",sagte ich entschieden, ohne ihm eines Blickes zu würdigen, doch selbst mir selbst war bewusst, wie wenig überzeugend meine Stimme klang.
"Ach wirklich?", fragte er mit einem stark ausgeprägtem Anflug von Ironie in der Stimme.  Darauf antwortete ich ihm nicht; ging ihn sowieso nichts an.

frightening, completedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt