Kapitel #23

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Der Tag verging viel zu langsam und obwohl es mir so vorkam, als wäre es spät am Abend, saß ich noch in meiner letzten Schulstunde und träumte vor mich hin. Meine Gedanken schweifte komischer Weise immer wieder zu Justin zurück und dabei nicht nur an Gestern und die Sache mit den Drogen. Wieso musste ich diesem Kerl überhaupt begegnen? Was wäre, wenn ich mich damals von Shawn nach Hause hätte fahren lassen? Ich wette um unsere Beziehung würde es besser stehen, wieso auch immer; mein Bauchgefühl sagte genau mir genau das.

"Lewis, hören Sie mir zu?" Ich zuckte bei der tiefen Stimme augenblicklich zusammen und sah meinen Klassenlehrer entschuldigend an.
"Tut mir leid ähm...was war die Frage?"
Halb lachend, halb verärgert zog Herr Borkert eine Augenbraue in die Höhe.
"Wer hat etwas von einer Frage gesagt?" Seufzend zuckte ich mit den Achseln und widmete mich wieder dem Fenster zu, in dem ich so viel mehr sah als in seinem Unterricht. "Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn sie absofort wenigstens dem Unterricht folgen würden, Lewis!", fuhr er mich nun sichtlich sauer an. Gott sei Dank wurde mir eine Reaktion erspart, als es endlich zum Schulende klingelte. Schnell packte ich meine Sachen und verließ hastig den Klassenraum, bevor mein ach so geliebter Lehrer mich noch zurückrufen konnte.

Gerade als ich den Eingang hinter mir lassen wollte, um endlich nach Hause zu kommen und alleine zu sein, wurde ich am Arm gepackt Und grob festgehalten, was mir gar nicht in den Kram passte. Genervt fuhr ich herum und sah in ein mir unbekanntes Gesicht, das allerdings doch etwas vertrautes an sich hatte. Der Fremde sah nicht schlecht aus; ein markantes Kinn und dunkelblaue Augen, die von ein paar schwarzen, ihm ins Gesicht fallenden Haaren verdeckt wurden. Seine Arme waren mit Millionen Tattoos faziert und er musterte mich sichtlich interessiert, als er zum ersten Mal mein Gesicht zu sehen bekam.

"Charlie, richtig?", fragte der Fremde und setzte die Kippe an die vollen Lippen, die ich jetzt erst bemerkte. Ich nickte verlegen. Woher wusste er das?
"Ich bin Ryan!", sagte er mit einem freundlichen Lächeln, das ich augenblicklich erwiderte. trotz seines Auftretens, dass regelrecht nach 'ich bin gefährlich' schrie, wirkte er auf mich merkwürdig sympathisch.

Nachdem wir uns kurz gegenseitig schweigend gemustert hatte, nahm ich all meine Mut zusammen und fing erneut an zu sprechen; "Woher...ähm...woher genau kennst du meinen Namen?" Zum wiederholten Mal könnte ich mich selbst schlagen, weil ich so viel stotterte, wenn mir etwas unangenehm war.
"Sagen wir es so" er hielt kurz inne um den Rauch auszublasen, den er netter Weise nicht in meine Richtung lenkte. "Ich kenne deinen Bruder." Nach allem, was ich gestern erlebt hatte, sah er auch genauso aus. Obwohl er wie gesagt merkwürdig sympathisch wirkte.

"Gehen wir doch ein paar Schritte", lächelte er mir auffordernd zu. Augenblicklich überkam mich ein ungutes Gefühl; was, wenn es ein Trick war? Bei allem, was mein Bruder am Hals hatte, konnte auch das hier schiefgehen. Dennoch willigte ich schließlich ein, ohne es mir wirklich bewusst zu sein, und lief mit ihm gemeinsam los ohne eine direkte Richtung anzuzielen.

"Woher kennst du meinen Bruder denn?", fragte ich in der Hoffnung mein Bewusstsein zu beruhigen und möglicherweise vielleicht auch mehr über die ganze Situation zu erfahren. Ryan lachte mit einem rauen Unterton in der Stimme auf, was merkwürdig berühigend klang.
"Habe ihn bei einer Party kennengelernt. Ist auf jeden Fall 'nen cooler Typ! Selten jemanden erlebt, der so geil drauf ist, wenn er was intus hat", grinste er in Errinerungen, von denen ich lieber nichts gewusst hätte. Mein Gefühl sagte mir, dass es sich dabei um die Party handelte, von der Sebastian mich und Shawn wieder ausgeladen hatte. Kurz sah ich zu dem Fremden hinüber, der mir immer noch so bekannt vorkam. Die Zigarette hatte er mittlerweile entsorgt und ein breites Grinsen umspielte seine Lippen, welches einzig und alleine ihm selbst galt, denn meiner Meinugn nach gab es gerade keinen Grund zum Lächeln.

"Weißt du, ich habe noch den Pulli deines Bruders bei mir, von Montag.", begann er erneut, was meinen Blick verwirrt auf ihn lenkte. Lachend musterte er meine-für ihn-amnsante Miene, ehe er sich wieder abwandte und konzentriert auf die Straße vor sich blickte.
"Die Party habe ich geschmissen!", klärte er mich schließlich auf, was meine Vermutung zur Hllfte bestätigte. Ich nickte schnell und beteuerte die Geste noch mit einem kurzen 'ah', ds nicht besonders attraktiv klang, wie es mir erst zu spät auffiel.
"Könntest du ihn vielleicht kurz mit abholen? Wenn der weiter da so rum liegt, wird mein Mitbewohner ihn noch klauen" Er lachte kurz sanft auf, was erneut wie eine altbekannte Melodie klang.

frightening, completedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt