Kapitel #37

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"Ich denke, wir sollten in Ruhe darüber reden, was Charlie soeben gesagt hat", murmelte David, der wohl als einziger ruhig bleiben konnte. Wir willigte alle ein und kurze Zeit später saßen wir zusammen am Küchentisch um-wohl das unangenehmste Gespräch unseres Lebens zu führen.

"Stimmt es Sebastian?", fragte David schließlich eindringlich, als er bemerkte, dass keine so richtig anfangen zu wollen schien. Ich sah genau zu, wie Sebastian hart schluckte, bevor er einmal kurz nickte und dafür offentsichtlich all seine Kraft gebraucht hatte.
"Jedes einzelne Wort und noch mehr, wovon sie gar nicht Bescheid weiß", gab er kleinklaut zu. Meine Mutter wimmerte kurz auf und David nahm sie noch enger in die Arme, sodass sie ihr Gesicht an seiner Schulter vergraben konnte.
"Mach einen Entzug!", wiederholte ich meine Worte, die ich nun schon viel zu oft hatte aussprechen müssen.

Dieses Mal sah Sebastian mich aufrichtig nachdenkend an, was von Neuem die Hoffnung in mir weckte, er könnte sich ändern.
"Ich weiß...es wäre wohl das beste", murmelte er ergeben und vergrub anschließend das Gesicht in den großen Händen. Ich konnte genau sehen, wie er leicht zitterte. Wahrscheinlich schrie sein Körper immer noch nach Drogen und er unterdrückte dieses Gefühl mit so viel Elan, dass er vor Anstrengung zitterte. In diesem Moment tat er mir einfach nur leid. Egal wie viele Fehler er getan hat, das alles verdiente er nicht.

"Wenn du beschließt das zutun, ist es schon die halbe Miete!", sprach David ihm ebenfalls Mut zu. Nur Mum schien nicht die Kraft dazu zu haben, etwa zu sagen, doch auch das konnte ihr keine übel nehmen.
"Ich...Ich glaube nicht, dass ich das schaffen kann. Diese Sucht ist einfach zu groß", wimmerte er durch zusammen gebissene Zähnen, was wohl das ehrlichste war, was er seit langem in meiner Gegenwart gesagt hatte.
"Ich glaube an dich, ehrlich!", flüsterte ich sofort, da es mir irgendwie richtig vorkam. Weiterhin zitternd hob er seinen Kopf wieder an und sah mich aus so flehenden Augen heraus an, dass ich beinah vergaß, dass er kein Hund war.

"Wirklich?", fragte er unsicher. Nun wirkte er einfach nur noch wie ein verletzliches Kind, das nicht alleine an sich glauben kann. Ich wollte ihm daraus helfen, ich musste es tun. Leicht nickte ich ihm also zu und reichte ihm über den Tisch hinweg meine Hand, damit er sie nehmen konnte. Mit dieser Geste wollte ich ihm zeigen, dass ich für ihn da war, egal was noch passieren würde.

Doch er nahm sie, andes als erwartet, nicht an. Er starrte einfach nur meine Hand an und sah dabei gequälter aus als jemals zuvor.
"War ich das?", fragte er und sah mich erschrocken und verlegen zugleich an. Mein Blick viel nun ebenfalls auf mein Handgelenk, das der Hand gehörte, die er umschlossen hatte. Es sah wirklich nicht gut aus und pochte auch immer noch schmerzvoll unter der Haut, doch es stellte für mich einfach nicht das wichtigste da.
"War ich das?", fragte Sebastian noch einmal mit nun matterer Stimme.
"Ja aber...du warst nicht du selbst", versuchte ich ihn vor sich selbst zu rechtfertigen, doch es half nicht. Wieder vergrub er voller Verzweiflung seinen Kopf in den Händen und atmete hörbar tief ein.

"Es tut mir leid. Nicht nur das sondern...auch, dass ich keinen Entzug machen werde", sprach er erschöpft, was mich erneut zusammenzucken ließ. Wie konnte er so schnell seine Meinung zu etwas ändern?
Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, erweckte meine Mutter wieder zu leben und sprang wutentbrannt auf.
"Oh doch das wirst du! Ich werde ein paar Kontakte anrufen lassen und dich sofort einweisen! Du bist eine Enttäuschung für mich!", schrie sie mit vor Tränen erstickter Stimme auf. Bei dem letzten Satz sah ich, wie etwas in Sebastians Innerem zerbrach und ihm somit wohl die letzte Motivation sich zu bessern nahm.

Unfähig noch eine Sekunde hierzubleiben, und in sein schmerzverzerrtes Gesicht zu sehen, sprang ich blitzschnell auf ohne ihnen auch nur noch eine letzten Blick zu widmen.
"Ich komme wieder, wenn ihr all das geklärt habt", murmelte ich nur noch und rannte anschließend zur Tür um wie immer, wenn ich ein Problem hatte, davonzurennen.

frightening, completedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt