"Charlie wach auf", ertönte eine kratzige Stimme neben mir, die ich in meinem trunkenen Zustand nicht richtig wahrnehmen konnte. Ich ließ ein leises Grummeln von mir hören und drehte mich wieder auf die andere Seite, doch mein Gegenüber wollte einfach nicht nachgeben.
"Ernsthaft, wir müssen darüber reden", bohrte die Stimme weiter nach. Entnervt schlug ich meine Augen auf und blinzelte ein paar Mal gegen das grelle Licht an, ehe ich mich umsehen konnte. Ich lag wie jeden Morgen in meinem Zimmer, doch dieses Mal war ich nicht alleine in meinem Bett.Langsam strömten alle Erinnerungen in mein übermüdetes Gehirn und ließen mich mit weit aufgerissenen Augen zu Shawn starren, der mich nicht minder entsetzt anblickte.
Mit einem von Adrenalin gepackten Ruck saß ichschließlich kerzengerade im Bett; dabei hatte ich nur nicht durchdacht, dass ich immer noch nackt war. Sofort zog ich die Decke wieder hoch und versuchte mit ihr das wichtigste zu verdecken! obwohl Shawn all dies bereits gesehen hatte.
Mit immer ansteigender Röte im Gesicht wurde mir klar, was ich damit jedoch wirklich hervorgerufen hatte. Die komplette Decke hatte ich an mich gepresst und Shawn neben mir somit völlig entblößt. Bei dem Anblick seines kleinen Freundes lief ich rot an und wandte meinen Blick so schnell wie es nur irgendwie möglich war wieder ab.Mit einem lauten Seufzer ließ er sich zurück in die Kissen sinken und versuchte Blickkontakt mit mir aufzunehmen, was ich jedoch zu verhindern wusste.
"Wir hatten Sex und du schämst dich mich nackt zu sehen?", gab er schließlich hörbar amüsiert zu bedenken, was mich erneut rot werden ließ; wenn er es so ausdrückte klang es einfach nur lächerlich."Oh Gott, was haben wir getan?", fragte ich panisch und ging somit nicht weiter auf ihn ein, was mich in diesem Moment jedoch nicht weiter interessierte.
Das war sie weg; meine Jungfräulichkeit. Ein bisschen Kummer und ich ließ meine Pläne,von wegen große Liebe und das erste Mal, einfach hängen."Es tut mir leid...ich war frustriert, traurig und..." "...Ich war verwirrt, das war gestern alles so...", unterbrach er mich schnell, was mich kurz außer Fassung setzte, ehe ich einfach bei dem Ende seines Satzes weitermachte; genauso, wie er es mir schon vorgemacht hatte.
"Merkwürdig und dann ist das jetzt mit uns passiert und ich denke es war ein unglaublicher..."
"Fehler", ergänzte er ein letztes Mal meinen Satz. Ich nickte ihm zustimmend zu und war sichtlich erleichtert, dass wir gleich über die Sache dachten.
"Das hätte nicht passieren sollen oder wenn, dann aus anderen Gründen", schloss er das Ganze entschieden ab.
Mit diesen Worten entspannte er mich ungemein. Ich hatte schon Angst, das ganze würde in die völlig falsche Richtung gehen und mich im Endeffekt erneut sein Herz brechen lassen.
"Wir sollten es am besten einfach wieder vergessen!", schlug ich mit zitternder Stimme vor, weshalb Shawn mir zustimmend zunickte.
"Dazu gehört aber auch es keinem zu sagen", ergänzte er, was ich mit einem Nicken bestätigte, da dies nur in meinem Interesse lag."Wir sollten uns jetzt einfach für die Schule fertigmachen und...dort hin gehen", stotterte ich wild vor mich hin. Es war kompletter Blödsinn, was da aus meinem Mund kam, doch die Situation war so dermaßen unangenehm, dass ich mich verpflichtet fühlte, irgendwas zu sagen. Shawn nickte kaum merklich und stand schließlich immer noch nackt auf. Sofort stieg mir wieder die Röte ins Gesicht. Mit einem entschuldigenden Lächeln zog er sich seine Boxershorts wieder an und verließ dann in Windeseile mein Zimmer.
Niedergeschlagen ließ ich mich in meine Kissen sinken, kaum war ich alleine im Raum. Was hatte ich nur getan? Meine Jungfräulichkeit war mir immer so wichtig gewesen; wieso schenkte ich sie jetzt jemanden, den ich nicht liebte?
Besser als jemanden der DICH nicht liebt, ermahnte mich mein Unterbewusstsein und zum ersten Mal war ich froh über dessen Worte, da sie mich irgendwie beruhigten.
Mürrisch stand ich ebenfalls auf und ging ins Bad um mich ebenfalls fertigzumachen. Im Spiegel ließ ich einen prüfendem Blick über mich wandern, der viel intensiver war als ich es für gewöhnlich tun würde. Ich konnte in diesem Moment keinerlei Veränderungen an mir ausmachen, was mich irgendwie verwunderte. Ich hatte immer geglaubt, am Morgen danach würde man noch einen Schimmer in den Augen oder Röte im Gesicht tragen, doch dies tat ich nicht. Ich sah haargenau so aus wie immer.
X
Eine halbe Stunde später kam ich schließlich fertig für die Schule aus dem Badezimmer. Shawn stand bereits vor der Tür und wartete geduldig darauf, dass ich fertig wurde, was ich mit einem entschuldigendem Lächeln quittierte.
Es war mir unangenehm ihn nach der letzten Nacht anzusehen. Der Gedanke, was er alles von mir gesehen hatte und wo er alles seine Hände hatte, brachte mich in Verlegenheit und weckte nie erwachte Gefühle in mir. Ich fühlte mich wie eine etwas bessere Schlampe mit dem einzigen Unterschied, dass Shawn nicht der Kerl für Schlampen war.Mit einem schüchternen Lächeln trat ich einen Schritt zur Seite und gewährte ihm somit Einlass. Keiner von uns sagte ein Wort und so lief ich einfach schnellen Schrittes nach unten, um mir noch einen Apfel zu holen, ehe ich mich zur Tnr aufmachte. Ich wollte das Haus unbedingt verlassen, ehe Shawn fertig war. Den Schulweg mit ihm gemeinsam zu gehen, kam mir irgendwie unangebracht vor.
Erst als die Tür hinter mir ins Schloss fiel, spührte ich dieses Gefühl von Sicherheit in mir. Da es für den Bus noch viel zu früh war, beschloss ich den Weg bis zu Schule einfach zu laufen; ich hatte sowieso keine Lust jetzt Scarlett zu begegnen. Trotz meines Umzugs nahmen wir Morgens immer noch den selben Bus und das würde eine Teufelsfahrt werden, wenn ich mein Verpsrech Shawn gegenüber halten wollte. Ich hatte mich noch nicht entschieden wie ich dieses Problem lösen sollten, aber genau dafür war der Schulweg so perfekt. Einfach laufen und nachdenken, das konnte ich sowieso am besten.
Der Weg stellte sich nur leider als deutlich zu kurz für all meine Gedanken heraus. Als ich schließlich an dem Schultor ankam, hatte ich immer noch keine Idee wie ich nun fortfahren sollte und hatte dementsprechend immer noch schlechte Laune.
Zum ersten Mal seit meiner Einschulung ins Gymnasium war ich dankbar, dass heute die Schülerzeitung herauskam und lächelte sogar etwas als ich den gewohnten Stand erblickte. Sie würde mir noch etwas Zeit, in der alle mit etwas anderem beschäftigt waren, verschaffen und genau das braucht ich gerade.
Gerade Wegs lief ich auf den Stand zu, der wie jeden Mittwoch vor dem Eingangstor aufgebaut worden war. Bis heute hatte ich nie wirklich verstanden, wieso sie die 'open secrets' als Schülerzeitung bezeichneten; es war mehr sowas wie die Bravo der Schule. Von den bekannten Schülern, wie zum Beispiel Shawn, konnte man in jeder Ausgabe die Neuigkeiten seines Lebens herauslesen und dadurch, dass ich was mit Shawn hatte, konnte man davon ausgehen, dass auch ich wieder in dieser Ausgabe vorkommen würde, was mich zu dem Zeitounkt allerdings noch nicht störte.
Ich stand dennoch nicht gerade gerne in so einer Art von Mittelpunkt. Viel zu viele Mäuler zerreißen sich über dich und versuchen sich einzumischen und gerade jetzt, wo ich die offizielle Ex-Freundin Shawn Hails war, konnte ich mich auf Hate der ganzen kleinen Mädchen gefasst machen. Scarlett war so etwas schon einmal passiert; eine 7. Klasserin ist nach der Schule auf sie zu gekommen, um ihr zu sagen, wie unmoralisch ihr Verhalten doch wäre.
Solche Auswirkungen hatte 'open secrets' nun einmal auf unsere jüngeren Schüler; sie ließen sie ihre kleinen Nase in Dinge stecken, die sie nun wirklich nichts angingen.Endlich erreichte ich schließlich den Stand und musste ohne große Überraschung feststellen, dass ich tatsächlich auf dem Cover abgebildet war. Alles über die Trennung von Shawn Hail und Charlie Lewis, jetzt in ihrer neuen Ausgabe der 'open secrets'.
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frightening, completed
FanfictionVon der ersten Sekunde an, hatte ich Angst vor ihm.