Kapitel #9

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Sorgfältig zog ich eine letzte Locken in meinen Haaren zurecht und betrachtete mich anschließend zufrieden in dem kleinen Spiegel an meiner Zimmerwand. Mein Augen-Makeup war vergleichsweise stark aufgetragen und ich hatte mich in ein enges, schwarzes Cocktailkleid gezwängt, das meine Kurven auf perfekte Art und Weise betonte. Für gewöhnlich gehörte ich zwar nicht zu den Menschen, die sich selbst lobten, doch dieses eine Mal gefiel ich mir selbst ausgesprochen gut.

Mit einem letzten, ermutigendem Lächeln zu mir selbst, verließ ich schließlich wieder mein Zimmer und beschloss bei den Anderen auf meinen Bruder zu warten. Shawn saß noch am Tisch und unterhielt sich wahrscheinlich gerade angeregt mit meiner Mum und seinem Dad, der wohl oder übel demnächst auch mein 'Dad' sein würde. Der Gedanke ist schon ein wenig widerlich, wenn man bedachte, wie Shawn und ich zueinander standen.

Als ich die Küche wenig später betrat, drehten sich sofort alle zu mir um und beäugten mich von oben bis unten. Ich konnte in diesem Moment die verschiedensten Emotion in den Augen meiner zukünftigen Familie entdecken; die meiner Mutter strahlten stolz aus, die von David Anerkennung und Shawns waren einfach nur auf erfürchtige Weise weit aufgerissen. Fast schon gierig sah er meinen Körper hinab und ich war froh, dass die anderen nur seinen Hinterkopf sahen, denn dieser Blick war definitiv nicht für fremde Augen gedacht.

Mit einem beschämten und zugleich schüchternem Lächeln lief ich zu ihnen und ließ mich auf den freien Platz neben Shawn fallen, der zufälliger Weise der nächste zu mir war. Sofort legte er eine Hand auf meinen Oberschenkel und begann mit seinen Fingern kleine Kreise über meine Haut zu zeichnen. Ein warmer Schauer lief mir augenblicklich über den gesamten Rücken und erhitzte samtig meine Haut.

Eine Weile saßen wir alle so sah, sprachen über die verschiedensten Dinge und lachten zusammen. Erst als Sebastian mit einem lauten Knall in den Raum in den Raum spatzierte. Er warf mir von der Seite einen kurzen Blick zu und fing dann an, mit kalter Stimme zu sprechen, ohne mich aus den Sugen zu lassen.
"Ich kann euch doch nicht mitnehmen, tut mir leid, aber es geht halt nicht.", brummte er missgelaunt. Etwasverwirrt wiederholte ich seine Worte in meinem Kopf und brauchte eine Weile, ehe ich sie richtig verstand. Doch noch ehe ich ihn hätte fragen können, wieso dies so war, verließ er so schnell und laut wie er auch gekommen war, wieder das Zimmer und verschwand polternd aus der Haustür ohne noch ein Wort der Erklärung zu einem von uns zu sagen.
Mit offenem Mund starrte ich ihm hinterher und war damit mit Sicherheit nicht die Einzige. Was war das denn jetzt für eine Aktion gewesen?

"Hey ist doch halb so wild. Dann machen wir uns halt hier einen gemütlichen Abend hier. Es ist sowieso mitten in der Woche", versuchte Shawn, der meinen Stimmungswechsel scheinbar bemerkt hatte, mich aufzumuntern, was jedoch eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre. Ich war nicht enttäuscht, ich war einfach nur verdammt wütend Über das Verhalten meines Bruder.

"Das Outfit wird schon nicht umsonst gewesen sein", fügte er noch leise nuschelnd hinzu, wobei sein heiser Atem auf meinen Nacken stieß. Sofort war meine Wut wie weggeblasen und ich bemerkte, wie ich leicht rot anlief, was Shawn in unserer Situation zum Glück nicht bemerkte.

Ohne weiter auf unsere Eltern zu achten, die sowieso mehr mit sich selbst beschäftigt waren, stand ich hektisch auf und zog Shawn noch in der Bewegung hinter mir her in Richtung meines Zimmers. Das könnte genauso interessant werden!

Schnell stürmten wir zusammen die Treppen runter und liefen durch den kleinen Flur zu meinem Reich. Ich schlug fast schon eilig die Tür zu meiner kleinen Privatsphäre auf, während ich leise vor mich hinkicherte und Shawn immer wieder mit meinen Blicken verfolgte. Erst als Shawn seinen Blick ebenfalls grinsend von mir abwandte, wagte ich es, mich nach dem Lichtschalter umzudrehen, um diesen zu betätigen.
Eigentor.
Ich war nicht gerade der ordentlichste Mensch und wenn Besuch sich nicht ankündigte, änderte sich daran auch nicht all zu schnell etwas. Bekannter Maßen hatte Shawn sich nicht gekündigt....Es war zwar, Gott sei dank, nicht so unordentlich, wie im normal Fall, aber es lagen dennoch überall meine Bhs und andere Klamotten herum.

Grinsend hob Shawn einen Bh vom Boden auf und musterte ihn gründlich, was mir augenblicklich sämtliches Blut in die Wangen fließen ließ. Verzweifelt versuchte ich ihn ihm wieder aus den Händen zu reißen, doch Shawn hielt seine Hand einfach so nach oben, dass ich nicht mehr an ihn heran kommen konnte.

"Ich habe ihn gerade erst bekommen nimm ihn mir nicht wieder weg!", schmollte er gespielt beleidigt, was für mich zumindenst etwas die Situation aufwärmte. Ich boxte ihm als Reaktion einfach nur leicht in den Schritt, wodurch sich seine Augen erschrocken und schmerzverzerrt weiteten. Wie erwartet senkte er kurz darauf seine Hand und presste sie stattdessen an sein wertvollsten Stück, das gerade unmenschlich pochen musste. Schnell nutzte ich di Situation aus und griff nach meinen Lieblingsbh, um ihn ohne Umschweife unter mein Bett zu schleudern.

Shawn ließ sich mit vom Schmerz verzerrtem Gesicht, längs auf mein Bett fallen und atmete lautstarks tief durch, was mich ein wenig Lächeln ließ; der Schmerz würde schon wieder vergehen.
"Tu das nie wieder", zischte er sanft, das Gesicht immer noch schmerzverzerrt verzogen. Er konnte einfach nicht den Bösen raushängen lassen; selbst bei einer Drohung wirkte er wie der unschuldige Junge von nebenan. Ganz anders als Justin; er konnte einfache Worte als Drohung verknüpfen ohne sich darum auch nur zu bemühen. Nur ganz alleine mit seiner Stimmlage brachte er seine Wut und Aggressivität in die Worte fließen.

Immer noch lächelnd ließ ich mich neben Shawn auf mein Bett fallen und sah ihn ganz von alleine lieblich an.
"Wollen wir eine DVD gucken?", fragte er schließlich, nachdem ich ausgiebig gegähnt hatte. Ich nickte nur stumm und stand wieder auf um seinen Vorschlag umzusetzen.

Nachdem ich eine DVD eingelegt hatte, kuschelte ich mich wieder zu Shawn ins Bett und genoss still seine Nähe, die mich umhüllte wie nichts zweites. Meinen Kopf ließ ich auf seinen Bauch liegen und er strich mir sofort behutsam über das samtige Haar. Ich war so sehr von der permanentem Geste abgelenkt, dass ich von dem Film gar nicht wirklich etwas mitbekam. Aber dennoch fühlte ich keine Schmetterlinge, die meinen Bauch umtanzten. Er machte mich nervös, aber war das hier wirklich Liebe? Schon so oft stand ich inzwischen vor dieser Frage und wusste imme roch keine Antwort. Er machte mich glücklich, das stand fest, doch war das das große Gefühl, von dem so viele Bücher und Filme handelten?
Und wenn es das nicht sein sollte, wie würde es weite gehen, wenn wir unter einem Dach lebten? Genau die selbe Grage galt jedoch auch für 'wenn es das ist'.
Wenn ich ihre Tochter jemals bekommen sollte, lasse ich sie nie wieder los, das hatte Shawn gesagt. Was wäre, wenn er es echt nicht tun würde. Langsam bekam ich Panik, das Ganze passte mir nicht richtig.

"Worüber denkst du nach?", fragte Shawn mich und zeichnete kleine Kreise hinter meinem Ohr, als mich fast hätte schnurren lassen.
"Was wäre, wenn wir zusammenziehen, uns trennen und trotzdem unsere Zimmer neben einander stehen.", gab ich ihm die Kurzfassung meiner verzwickten Gedanken.Er lachte leise. "Also siehst du unsere Zukunft als Paar?", fragte er und beugte sich leicht über mich, sodass mein Blick auf die strahlende Farbe seiner Augen traf. Sofort bemerkte ich die brennende Röte auf meinen Wangen, die mich völlig erhitzte. Notiz an mich selbst: keine Kurzfassungen mehr! Die lassen zu viele Details weg, die eine wichtige Rolle gespielt hätten.

Verlegen sah ich ihm nur in seine eisblauen Kristall Augen und ließ mich von der hpnotisierenden Farbe bezaubern. Es wurde Zeit für meinen ersten festen Freund und Shawn stellte alles da, was ein Mädchen sich erträumen konnte. Von meinen eigenen Gedanken angetrieben nickte ich vorsichtig und ein Lächeln stahl sich auf Shawns breite Lippen.

Einen Moment sahen wir uns schweigend an und verweilten haargenau in unserer Situation, die nicht gerade angenehm war. Konnte er nicht irgendwas sagen oder tun?
Als hätte er meine Gedanken gehört, beugte er sich vor und presste seine Lippen auf die Meinen.

Ich versuchte sofort den Kuss zu erwidern, doch es passte einfach nicht richtig. Seine Lippen waren so schmal, dass ich das Gefühl hatte, seine würden unter den Meinen verschwinden, und auch auf die Schmetterlinge, von denen alle immer so viel schwärmten, wartete ich vergebens.

Ziemlich schnell beendete ich den Kuss wieder und Shawn sah mich lächelnd an. War es für ihn denn nicht so unangenehm? Ohne noch etwas zu sagen, lehnte er sich zurück und sah weiter geradewegs auf den Fernseher. Eigentlich hätte ich mir eine andere Reaktion erhofft, aber ich wusste selber nicht, was ich sagen sollte. So schwiegen wir und hefteten unsere Augen auf den Fernseher und dem dazugehörigen Film, anstatt dieser unangenehmen Situation ein Ende zu bereiten. Nach einer kurzen Weile schlossen sich bereits meine schweren Lieder und ließen mich in einen kleinen Dämmerzustand fallen. Bevor ich jedoch ganz hätte einschlafen können, hörte ich noch, wie er mir etwas zumurmelte.
"Du bist meine, vergiss das nie"

frightening, completedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt