30. Augen öffnen

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Tommy
~ drei Tage später ~

Der Vorfall mit dem Seelenfresser war nun schon drei Tage her und die Stimmung war noch immer sehr bedrückt. Irgendwie gab ich mir die Schuld für Blairs Tod und auch wenn mir Killie oder Liam oft sagten das es nicht so sei, verspürte ich unheimliche Schuldgefühle.

Ich hatte die Aufgabe zusammen mit Maxi auf die Kinder aufzupassen und ich hatte versagt. Kurz bevor Blair ihrer Seele bestohlen wurde, biss sie mir in den Arm, um zu ihrer Mama zu können. Es tat höllisch weh, aber ich hätte sie nicht loslassen sollen.

Nun war es zu spät und die drei Könige trauerten ihrem verstorbenen Baby nach. Ryan regelte alle königlichen Aufgaben, während Liam bei Killie blieb, der seitdem am Boden zerstört war. Ich wollte ihn auch besuchen, aber ich traute mich nicht ihm in die Augen zu sehen.

Maxi unterstützte Ryan dort wo er konnte, damit Ryan nicht als so stark belastet wurde und Abends todmüde ins Bett fiel. Ich saß in meinem Beratungsraum, um die Termine für verzweifelte Bewohner durchzuführen. In ein paar Minuten hatte ich jemanden, der mit mir sprechen wollte.

Es war ein besonderer Termin, wo noch zwei weitere Personen mitkamen. Solange ich meine Termine durchführte, blieb Kian bei Florian, damit er nicht alleine war.
Plötzlich klopfte es an meiner Tür. Das musste bestimmt mein Patient sein.

Sofort lief ich zu der Tür und öffnete sie meinem Patienten. Als ich ihn sah, musste ich einige Male zwinkern, um zu wissen, dass mir meine Augen keinen Streich spielten. Das waren die drei Männer, welche mir beim Ritual geholfen hatten. Diese hatte ich vor lauter Sorgen und Stress komplett vergessen.

,, Eine schöne Überraschung. Kommt doch rein ", begrüßte ich sie und machte ihnen platz. Sie nahmen meine Einladung an und betraten mein Behandlungszimmer staunend. Ich schloss die Tür wieder und führte sie zur Couch, wo sie auch sofort Platz nahmen.

,, Möchtet ihr was Trinken?", fragte ich sie rücksichtsvoll. Alle drei nickten mit einem sanften Lächeln.
,, Wasser oder Tee?", fragte ich sie höflich. Alle drei nahmen Wasser, sodass ich auch sofort anfing das Trinken vorzubereiten.

Mit ruhigen Händen stellte ich die Gläser auf den Tisch ab und setzte mich ihnen gegenüber auf den Sessel. Ich faltete meine Hände ineinander und musterte alle drei ruhig.
,, Bevor wir anfangen möchte ich mich euch erstmals richtig vorstellen. Ich bin Tommy, ein Mensch mit einer grauenhaften Vergangenheit und mittlerweile die Mutter eines Sohnes", stellte ich mich ihnen ehrlich vor.

,, Mein Name lautet Aron und ich bin genauso wie du ein Mensch. Ich habe weder Gefährte noch Kinder", stellte sich der Mann mit dem Flechtzopf vor.
,, Ich heiße Rivin, ein Mensch auch ohne Gefährte und Kinder", machte der mit dem Dutt weiter.
,, Und ich bin Hayden und genauso wie die anderen beiden ein Mensch, ohne Gefährte und Kindern", stellte sich auch der letzte von ihnen vor.

,, Hat jeder einzelne von euch eine Antwort auf die Frage: ' Was bedeutet Liebe für dich?'", fragte ich sie mit einem sanften Lächeln. Die Frage war nicht für alle sehr leicht und manche stellten sie sich diese auch erst gar nicht. Jeder hatte eine andere Meinung bezüglich dieser Frage und deshalb hatte ich ihnen diese Frage gestellt. Ich wollte ihre Antworten wissen.

,, Ja das haben wir und ich würde gerne anfangen, wenn das okay wäre ", meldete sich Aron sofort freiwillig. Sein Zopf lag ihm elegant auf der Schulter und fiel bis zu seinem Schoß hinab. Einverstanden nickte ich ihm zu, sodass er beginnen konnte.

,, Also Liebe ist für mich, wenn es jemand gibt bei dem ich mich wohl und geborgen fühle. Er sollte auf mich acht geben und alle meine Macken akzeptieren. Ich wäre so wie ich bin für ihn perfekt. Das Kribbeln an meinem Körper und die Zuneigung ist für mich das Zeichen für Liebe ", erklärte mir Aron ehrlich.

Ich nickte ihm mit einem sanftmütigen Lächeln zu und sah nun meine anderen beiden Patienten an.
,, Liebe ist für mich wenn mein Partner alles für mich tun würde. Herzchenaugen bekommt, wenn er mich zum Lächeln gebracht hat oder einfach die Zeit zusammen genießen kann ", erklärte mir Hayden total verträumt. Jetzt fehlte nur noch Rivin.

,, Für mich ist Liebe ein Gefühl was überall vertreten ist. Man liebt seine Familie, die Natur oder anderes. Liebe ist vielfältig und genauso stelle ich mir das Zusammenleben eines Pärchens vor ", offenbarte auch Rivin mir seine Ansichten.

,, Jede Antwort von euch ist anders, aber auch gleichzeitig richtig. Es ist normal das jeder seine eigenen Vorstellungen hat, aber muss es dafür einen Gefährten geben? Kann es nicht auch jemand anderes sein, dem es genauso ergeht wie euch?", stellte ich sie erneut auf die Probe.

Man musste kein Gefährte haben, um lieben zu können. Das wollte ich den dreien hiermit klarmachen. Ratlos sahen sie sich gegenseitig an und hatten nicht mit dieser Frage gerechnet.
,, Nein muss es nicht, aber wir hatten immer gehofft einen kriegen zu können ", gestand mir Aron ehrlich.

,, Wäre es denn für euch ein Problem jemand anderen zu lieben?", fragte ich sie nun als nächstes. Ich musste ihre Zweifel erwürgen, damit sie ihre Augen öffnen konnten.
,, Nein, aber was ist mit den Kindern, die wir schon immer bekommen wollten?", fragte mich nun Hayden interessiert.

,, Wir haben so viele Kinder gerettet und ich bin mir sogar fast sicher, dass nicht jedes Kind zurück zu deren Eltern findet. Wenn ihr es wünscht kommt ihr auf eine Warteliste, die ich nur für meine Patienten anbiete, bei der ihr vielleicht ein Kind adoptieren könnt ", schlug ich ihnen eine Alternative vor.

Etwas unschlüssig sahen sie mich an. Woran es lag konnte ich nur raten.
,, Ihr müsst es nicht tun. Das Angebot steht euch natürlich auch später zur Verfügung und wenn ihr Angst davor habt oder unsicher seid, weil es nicht euer eigenes Kind ist, kann ich euch versichern, dass eure Angst unbegründet ist. Wenn ihr aus tiefsten Herzen ein Kind wollt, werdet ihr es lieben wie euer eigenes und dann wird es auch euch lieben", erklärte ich ihnen lieb.

Wenn ein Kind in den Armen warmherziger Personen aufwuchs, konnte ich mir keinen Grund vorstellen, weshalb es sie nicht mögen würde. Bei größeren Kindern könnten zwar Probleme auftreten, aber wenn man immer und stetig an dessen Seite verweilte, würde auch dieses anfangen einem zu akzeptieren.

Schlussendlich trug ich sie in die Liste ein und hatte ihnen die Augen geöffnet. Sie waren mir unendlich dankbar und verabschiedeten sich sogar mit einer Umarmung bei mir. Als ich die Tür des Zimmers wieder schloss hätte ich fast anfangen können zu weinen. Ich wünschte mir könnte man genauso helfen.



Dragon's soul (bxbxb) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt