38. Düstere Familie

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Killian

Wir kamen in der Hauptstadt der Schattendrachen an und wenn ich nicht wüsste welche Drachenart hier wohnte, hätte ich wohlmöglich auf die Kristalldrachen getippt. Die Hauptstadt lag unter der Erde und wurde von vielen großen, als auch kleinen Kristallen beleuchtet. Es wirkte schon ein wenig magisch.

Ryan flog auf das Schloss zu, welches unübersehbar war. Er führte uns zum Landeplatz auf dem wir nachaneinander landeten. Sobald alle festen Boden unter den Füßen hatten, sprang das Haupttor des Schlosses auf und fünf Männer traten hinaus.

Zwei von ihnen sahen älter aus und hatten jeweils eine schwarze Krone mit kleinen, bunten Kristallen verziert auf dem Kopf. Das waren also Ryans Eltern. Wenn ich mir die beiden so ansah, stach mir sofort der ernste Gesichtsausdruck, des einen ins Gesicht. Der zierlichere von den beiden, obwohl auch dieser einen guten Körperbau hatte sah uns mit einem falschen Lächeln an.

Dahinter entdeckte ich drei emotionslose Mienen, welche besonders mich anstarrten. Ihr erster Eindruck war schon mal nicht ganz so freundlich. Hoffentlich ging das hier alles recht schnell, da ich zugegebenermaßen keine Lust auf dieses Familientreffen hatte.

,, Schön euch zu sehen. Wir haben bereits die Speisen vorbereiten lassen. Wenn ihr dann also soweit seid, möchte ich euch zu Tisch beten", sagte Ryans Vater prompt, obwohl er sehr gut sah, dass wir uns noch immer in unserer Drachenform befanden.

,, Für unsere Überraschungsgäste haben wir aber nichts vorbereitet ", erwähnte Ryans Papa im Bezug auf unsere Wächter. Auf seinem Gesicht bildete sich ein entschuldigendes Lächeln, was auch nur reine Show war. All die Emotionen, welcher er uns zeigte, waren unecht.

Ich kannte Ryans Vater den Versammlungen, aber nie hatte ich ihn aus privaten Gründen angesprochen. Ryans Papa hatte große Schauspielkünste, aber ich war weder dumm noch leichtgläubig. Man hätte schlich und einfach noch etwas spontan organisieren können, wenn man den Besuch wirklich schätzte.

,, Kein Problem. Wir werden gleich soweit sein", antwortete Ryan monoton. Ich konnte mir ein Leben mit dieser Familie gar nicht vorstellen, da fragte ich mich wie Ryan das all die Jahre ausgehalten hatte.
,, In Ordnung. Ryan du weißt ja wohin es geht", meinten sie noch und verschwanden wieder im Schloss.

Undefinierbare Blicke tauschten wir uns aus, ehe wir uns zurück verwandelten und uns neue Gewänder anzogen. Ob Ryans Familie schon bemerkt hatte, dass ich schwanger war? Wenn nicht müssten sie es spätestens nachher sehen.

,, Wir bleiben zusammen okay?", fragte uns Ryan ernst. Ihm schien es nicht sehr zu passen hier zu sein, was ich ihm nicht verübeln konnte.
,, Versprochen ", stimmte ich ihm zu. Angespannt nickte er mir zu und führte uns in das Schloss hinein. Die Wächter blieben die ganze Zeit bei uns, um unseren Schutz gewährleisten zu können.

Die Innenausstattung des Schlosses war sehr düster und einschüchternd. Nicht gerade das beste für die Kinder. Kian blieb dicht bei Tommy und auch Florian hatte Liams Hand fest im Griff. Ihnen gefiel es genauso wenig wie mir, aber da mussten wir alle durch.

Ryan kam an einer Tür an, welche von Schattenwächtern geöffnet wurden. Ein großer Saal entpuppte sich vor uns mit einem großen langen Tisch direkt in der Mitte. Die Königsfamilie saß bereits auf ihren Stühlen und beobachteten uns stumm.

Würde Ryan uns nicht zu den Stühlen bringen,  würde es wohlmöglich niemand hier tun. Hier herrschte alles andere als eine nette Atmosphäre. Ganz im Gegenteil.
Ich setzte mich auf den Stuhl und blickte direkt in das kühle Gesicht von einem der Brüder.

,, Da ihr nun auch erschienen seid, möchte ich euch hier willkommen heißen. Es freut uns sehr das ihr her gekommen seid, damit wir uns auch ein wenig näher kennenlernen können. Von dir mein Sohn hätte ich mehr Interesse gegenüber uns erwartet", wandte sich Ryans Vater plötzlich an ihn, mitten in seiner Willkommensrede.

Das Ryans Vater so direkt vor uns allen mit Ryan sprach, hätte ich nicht erwartet, aber dies wollte ich auch nicht einfach so erdulden.
,, Die Freude ist ganz unsererseits. Wir möchten uns aufrichtig bei euch entschuldigen für unsere bisherige Zurückhaltung. Es waren viele Hürden zu überwinden gewesen und selbst heute haben wir Hände voll zu tun", meinte ich höflich.

Niemand sollte jemandem einen Vorwurf machen, ohne überhaupt zu wissen, was derjenige all die Jahre durchmachen musste.
,, Ja, ich habe gehört ihr habt euer Königreich zurückerobert und seid wieder am Aufbau. Geht es denn bisher gut voran?", fragte mich nun Ryans Papa interessiert.

Sein Interesse lag aber nicht an unserem jetzigen Wohlbefinden, sondern an dem Zustand unseres Königreichs. Er wollte Informationen über unseren jetzigen Stand.
,, Zurückerobert würde ich nicht sagen, aber ja ihr habt recht. Unser Wiederaufbau läuft den Umständen entsprechend und die Arbeit meiner Gefährten kann ich nur loben. Sie machen das wirklich großartig ", antwortete ich eher oberflächlich. Wie genau es bei uns aussah, konnten sie sich nun also nicht vorstellen.

,, Das ist schön zu hören. Gehört dieser Junge auch zu euch?", fragte er mich dann und sah Florian mit einem undefinierbaren Blick an.
,, Ja, das ist unser Sohn", erklärte ihm nun Liam. Ryans Papa legte seine Stirn kraus und musterte unseren verunsicherten Sohn gründlich.

,, Wo sind die anderen aus dem Wurf?", fragte er uns dann misstrauisch. Er dachte anscheinend Florian wäre unser leiblicher Sohn.
,, Das wissen wir nicht. Er wurde von uns adoptiert und wird als unser leiblicher Sohn angesehen ", beantwortete ich die Frage ehrlich.

Das Gesicht des Mannes verzog sich daraufhin zu einer angewiderten Grimasse.
,, Wieso habt ihr eins adoptiert? So wie ich das sehe hättet ihr auch eigene Kinder bekommen können ", erwiderte er dann verständnislos. Mochte er Florian nicht, nur weil er adoptiert war? Er war doch trotzdem unser Kind.

Ryan schien diesen Kommentar von seinem Papa auch nicht zu gefallen, da er ihn warnend anknurrte. Empört und gleichzeitig angepisst, sah er seinen Sohn an.
,, Es war meine Entscheidung gewesen ihn zu adoptieren und ich bereue es keine einzige Sekunde lang. Warum wir das getan haben ist privat und geht niemanden anderen was an", erklärte ich ihm etwas zickig.

Es war meine Entscheidung, wie oder wann ich meine Familie erweitere! Da hatte niemand anderes was zu sagen, immerhin war das mein Leben und ich bestimmte selber über dies. Florian war mein Sohn, auch wenn er adoptiert war!

Dragon's soul (bxbxb) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt