7. Wandler

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Killian

Wir flogen auf die grüne Landschaft zu und ließen das stürmische Reich der Luftdrachen hinter uns. Ich konnte mir nicht vorstellen dort zu leben, wo nichts weiter als Staub und Wind existierte. Umso mehr freute ich mich meine Heimat zu finden und sie zu entdecken.

Die Landschaft über der wir uns nun befanden hatte auch etwas schönes an sich. Viele Nadelbäume schmückten die Wälder in einem dunkelgrün und auch der Rasen hatte sich an die dunkelgrüne Farbe angepasst. Die blauen Oasen in Form eines Sees gaben einen wunderbaren Kontrast zu dem grün der Pflanzen ab.

Währenddessen ich mit meinen Augen die Landschaft erkundete, suchte ich nebenbei nach einem geeigneten Unterschlupf für die Nacht. Dafür hielt ich Ausschau nach einer Steinwand, an denen die älteren Generationen früher Löcher hinein gehämmert hatten, um Reisenden wie uns Unterschlupf zu bieten.

Als Maxi, Tommy und ich vor den Räubern geflohen waren, hatten wir auch genau unter solch einer Höhle übernachtet, bloß wussten wir nichts davon. Nun wusste ich besser darüber Bescheid und steuerte eine Steinwand an, wo ich eine Höhle entdeckt hatte.

Die anderen folgten mir wortlos und waren genauso wie ich erschöpft vom ganzen fliegen. Vorsichtig landete ich an einer geeigneten Stelle und machte für die anderen Platz. Nachdem alle gelandet waren öffnete ich mein Maul um Florian hinaus zu lassen.

Tollpatschig stolperte er über seine Beine und  rollte in das weiche dunkelgrüne Gras unter unseren Füßen. Florian musste lernen wie man mit vier Beinen läuft und wie man flog, aber das kam alles mit der Zeit.

Auch Liam und Maxi ließen die Kinder nun runter, die sich dann auch sofort an das grüne frische Gras schmiegten. Ich nahm Florian am Nacken und trug ihn zur Höhle, wo ich ihn dann wieder absetzte. Sie war groß genug für uns alle und wie ich vorhin gesehen hatte, musste hier in der Nähe ein See sein.

Die anderen brachten auch Blair, Kian und Tommy hierher, um sich dann erschöpft hinzulegen. Ich verwandelte mich wieder in einen Menschen und war wie jedes Mal nach einer Verwandlung nackt. Mittlerweile störte es mich nicht mehr, denn was hatte ich, was die anderen nicht hatten?

Außerdem würden mich Liam und Ryan immer anstarren, egal wie oft ich mich ausziehen würde, ich blieb immer interessant. Unbekümmert lief ich zu Ryan, der seinen Blick bereits vollkommen auf mich gerichtet hatte.

Er verfolgte jede meiner Bewegungen genau, wobei Liam hinter mir nicht viel sah, weil meine Haare bis unter meinem Po reichten. Ich kletterte etwas auf Ryan drauf und löste die schweren Taschen Stück für Stück von Ryans Rücken. Nachdem alle Taschen gelöst waren, rutschte ich vorsichtig von meinem Gefährten herunter.

Meine warmen Füße berührten den eisigen Boden der Steinhöhle, welcher mich erschauern ließ. Dies hielt allerdings nicht lange an, als ich sah wie Blair aufgeregt um Florian hüpfte und sich freute, dass ihr Bruder auch ein Drache war. Kian schnupperte ganz vorsichtig an Florian und als er bemerkte, wer der kleine fremde Drache vor ihm war, schmiegte er sich an ihn.

Sie waren viel zu niedlich für diese Welt und ließen mein Herz innerhalb kürzester Zeit schmelzen.
,, Wieso haben wir nie bemerkt, dass Florian ein Drache ist ?", fragte mich Tommy nachdenklich, während er seine coole Hochsteckfrisur zerstörte, indem er seine Haare glatt strich.

,, Florian ist ein Wandler. Deshalb hatten wir bis heute nichts davon gemerkt, weil er sich all die Jahre unbewusst als Mensch ausgegeben hat ", erklärte uns Ryan. Ein großes Fragezeichen bildete sich in meinem Kopf. Was war ein Wandler? Waren wir nicht eigentlich alle Wandler, wenn wir uns entweder in einen Drachen oder in einen Menschen verwandelten?

,, Wandler bezeichnet man die Drachen, die sich in viele verschiedene lebendige Formen verwandeln können. Bei jedem Wandler ist der Bereich auf denen sie spezialisiert sind unterschiedlich", erklärte uns Ryan den Begriff. Nun konnte ich mir mehr unter einem Wandler vorstellen und die Tatsache das Florian einer von ihnen war erleichterte mich so dermaßen, dass es mir Tränen in die Augen trieb.

Tommy der meine aufkommenden Tränen sah, kam zu mir um mich in eine herzliche Umarmung zu ziehen. Schniefend legte ich meine Arme um den warmherzigen Menschen und vergrub meinen Kopf in seiner Schulter. Florian ging es gut. Er würde genauso lange leben können wie wir und das machte mich unendlich glücklich.

Ein warmer Windstoß an meinem Hinterkopf ließ mich wieder von Tommy lösen, der mich lieb anlächelte. Ich erwiderte sein süßes Lächeln und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht, bevor ich mich zu Ryan umdrehte. Überraschender Weise war es nicht nur Ryan, sondern auch Liam, der auf mich wartete.

Lächeln lief ich zu den Köpfen meiner Gefährten und kuschelte mich an sie, genauso wie sie sich an mich. Nachdem ich mich wieder von ihnen löste, sahen sie mich empört an. Kichernd legte ich meine Hände auf Liams Kopf und gab ihm meinen Kuss auf die Nase und wiederholte den Vorgang bei Ryan.

Nun waren sie wieder zufrieden und kuschelte sich aneinander, dabei war Ryans Kopf über Liams, der genüsslich seine Augen geschlossen hatte. Glücklich lief ich zu meinen Kindern, die versuchten miteinander zu spielen. Florian war noch sehr tollpatschig, aber so übte er unbemerkt laufen und würde in der Zukunft immer besser werden.

Nun war er aber mehr als nur erschöpft und lag flach am Boden, während seine Schwester nicht genug vom spielen bekommen konnte. Sie versuchte ihren Bruder immer wieder zum Spielen zu animieren, was er aber nicht mehr konnte. Ich kniete mich zu meinem Sohn hinunter und strich ihm über den Kopf.

Schnurrend streckte er sich meiner Hand entgegen und genoss die Streicheleinheiten ausgiebig. Seine Schuppen waren noch ganz weich, genau wie die von Blair und Kian. Ihre Schuppen würden erst im Alter immer fester werden, bis sie einen perfekten Schuppenpanzer abgaben.

Auf einmal rollte sich Florian auf den Rücken und gab mir seinen kahlen Bauch frei. Das war der wundeste Punkt der Drachen und es zeugte wirklich von großem Vertrauen, wenn ein Drache seinen Bauch zeigte. Mit glänzenden Augen krauelte ich ihm auch diese Stelle, was ihm scheinbar besonders zu gefallen schien. Ich kraulte solange bis plötzlich ein grummelndes Geräusch seines Bauches ertönte, wodurch auch er erschrak und sofort aufstand.


Dragon's soul (bxbxb) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt