12. Leidende Einwohner

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Killian

Ich schritt durch den Steinbogen, um auf der anderen Seite nach Ruinen oder anderen überwachsenen Bauten zu suchen. Leider befand ich mich im nächsten Augenblick nicht dort wo ich eigentlich hin wollte. Vor mir erstreckte sich eine große Stadt in Ruinen.

Die Häuser aus grauen Natursteinen standen nur noch zur Hälfte aufrecht und wurden teils von Pflanzen bedeckt. Es gab Steinwege die sich als Straße durch jede Ecke zogen und weit voraus entdeckte ich immer größere Reste von Häusern.

Ich hatte sie gefunden. Mein Ursprung, meine Heimat und das was mir meine Eltern gelassen hatten. Fröhlich drehte ich mich um, um den anderen meine Freude zu zeigen, doch versiegte mein Lächeln, als ich keinen von ihnen sah. Wo waren sie denn?

Prüfend sah ich mich um und entdeckte keinen aus meiner Familie. Waren sie mir denn nicht gefolgt oder hielt sie etwas auf? Es machte mir Angst so alleine an einem fremden Ort zu sein, obwohl ich hier geboren wurde.

Ich erinnerte mich daran, was mein Pa zu mir sagte. Vielleicht war das ja genau die Lösung!  Wenn ich den Thron besteige und als nächster Thronfolger das Land regiere, verschwindet vielleicht das, was sie aufhält.

Fest überzeugt sah ich nach vorne und lief weiter voran in die Stadt hinein. Währenddessen sah ich mir das hinterbliebene Chaos an, welches verursacht wurde. Viele Gegenstände lagen kreuz und quer auf den Straßen, die teilweise auch gar nicht mehr erkennbar waren.

Es waren keine typischen Sachen wie zum Beispiel eine Schaufel oder andere Werkzeuge die man für draußen brauchte. Nein es waren viel mehr persönliche Dinge oder Gegenstände die nicht hierher gehörten.
Ich sah einen kleinen Plüschtierdrachen komplett dreckig und von Pflanzen verdeckt am Rand eines Hauses liegen.

Ein paar Meter weiter war es eine Kelle die mein Aufsehen erregte. So weiter ich ging, umso mehr unlogische Orte von Gegenständen stachen mir ins Auge. Hauptsächlich lagen diese jedoch auf den Straßen verteilt, so als wären die Bewohner vor etwas geflohen.

Ich lief weiter bis ich etwas sah, was mir das Atmen erschwerte und meinen Körper schockgefror. Es war ein Stein, der so aussah wie ein Mensch! Ganz langsam bewegte ich mich darauf zu. Je näher ich kam, umso mehr schenkte ich meiner Vermutung glauben.

Es handelte sich tatsächlich um einen Menschen in Stein gemeißelt, doch das schockierende daran, war das Gesicht. Es zeigte Angst. Diese Angst war nicht nachgestellt, sondern echt! Das war mal ein Mensch, von dem nur noch Stein übrig war, doch fragte ich mich wie es dazu kommen konnte. Wieso war dieser Mensch versteinert?

Unwohl lief ich weiter und entdeckte immer größere Ruinen, als auch immer mehr versteinerte Menschen. Gerade machte ich bei einer jungen Frau halt, die ein Bündel fest in ihren Armen hielt. Sie hatte lange wellige Haare, ein süßes Gesicht, über das Tränen der Verzweiflung gerollt waren.

Mitleidig wandte ich den Blick wieder ab und sah nach vorne. Ich konnte das Schloss von hier entdecken, aber hin fliegen war viel zu riskant. Wer weiß ob hier noch jemand herumschlich, der nicht ganz so tolle Absichten hatte.

Also lief ich den Weg zu Fuß und kam mach einigen langen Minuten am Schloss an, welches noch gut erhalten war. Einige Ranken waren die Wände des Schloss hinauf gekrochen, wobei der Eingang sehr sauber aussah. Um dann aber näher heran zu kommen musste ich mich durch die Steinstaturen von Menschen und Drachen hindurchschlängeln.

Die Menschen lebten nach meiner Betrachtung am Rande des Königreiches, bis dann die Drachen immer weiter mittig ihren Wohnsitz hatten. Es machte allerdings keinen Unterschied, wenn ich beiden Lebewesen ins Gesicht sah. Alle hatten verängstigte, verzweifelte oder ernste Gesichter, niemand zeigte Freude.

Ich durfte mich jedoch nicht von meinem eigentlichen Ziel ablenken lassen, denn wer weiß wie es meinen Gefährten erging. Mein Pa sagte, es würde eine Veränderung geben und vielleicht half diese Veränderung den versteinerten Drachen und Menschen ja auch.

Das konnte ich nur herausfinden. Also betrat ich das Gelände des Schlosses, indem einige Staturen dicht an dicht standen. Hier musste vor vielen Jahren ein riesiges Chaos gewütet haben. Ich glaubte fast zu sagen, das an dem Tag, wo die Menschen zu Stein verwandelt wurden, meine Familie starb. Das wäre zumindest eine logische Erklärung, aber man konnte noch sehr viel mehr Theorien dazu aufstellen.

Ich lief weiter und schaffte es in das Schloss hinein zu gelangen. Die Tür des Haupttores stand zwar offen, aber die Staturen häuften sich immer mehr, so näher ich dem Thron kam. Ich wollte niemanden irgendwas abbrechen oder sonstiges, weil ich nicht wusste ob ich sie retten konnte.

Die Gänge waren groß und sehr alt. Dank den großen Fenstern, die in Abständen in den Wänden verbaut wurden schien das warme Tageslicht hinein. Einige Pflanzen, die sich hier hinein getraut hatten wuchsen genau dort wo das Licht auf festen Boden traf. Sie brauchten das Licht der Sonne um zu wachsen, währenddessen andere Pflanzen den Schatten vorzogen.

Auch wenn das grüne Schauspiel ursprünglich nicht zu diesem Schloss gehörte erschuf es eine magische Atmosphäre. Kleine, grüne, strahlende Pflanzen im Licht, welches das Fenster spendete, prallten über ihre Schönheit, während andere Pflanzen im Schatten der Mauern ihre Schönheit versteckten.

Ich wusste nicht ob es daran lag, dass ich ein Naturdrache war, aber die Pflanzen schienen sich vor mir zu beugen. Einige öffneten ihre Blüten auch nur wenn ich an ihnen vorbeiging, so als würden sie nur mir ihre Schätze zeigen wollen.

So kam es dann auch, dass ich in dem Schatten der Schlossmauer in vielen bunten Farben beleuchtet wurde. Die Schattenpflanzen bevorzugten zwar kein Licht, strahlten aber im Gegensatz zu den anderen Pflanzen lichterloh in allen Farben der Welt.

Staunend betrachtete ich alles mit glänzenden Augen. Hier hatte meine Familie gelebt, genau in diesem Schloss. Ich konnte es noch immer nicht fassen.

Plötzlich musste ich stoppen, da ich keine Möglichkeit mehr fand durch die Staturen hindurch zu kommen. Ich war in meiner Drachenform fiel zu groß, also verwandelte ich mich in einen Xylmer. Somit war ich kleiner und wendiger.

Viel einfacher schlängelte ich mich durch die versteinerte Masse und war um einiges schneller als zuvor. Die Pflanzen streckten sich mir noch immer entgegen, so als würden sie nach meiner Aufmerksamkeit betteln.

Ich hatte allerdings keine Zeit und eilte in den Thronsaal, dessen Türen sperrangelweit geöffnet waren, genau wie diese am Haupteingang. Der Thronsaal war jedoch so voll, dass ich mich dort niemals durchquetschen konnte. Also breitete ich meine Flügel aus und flog über die Köpfe der anderen hinweg.

Staunend betrachtete ich die Größe des Thronsaals. Hier würden bestimmt 30 Drachen reinpassen, so gigantisch war der Saal. Am Ende des Saals stand ein prachtvoller Thron, der als einziger in den letzten Jahren vor dem Verfall verschont blieb.

Er prallte in einem glänzenden Gold und hatte ein grünes Polster auf der Sitzfläche und an den Armstützen. Links und Rechts neben dem Hauptthron standen zwei kleinere, die vermutlich für die Gefährten und dem Thronfolger erbaut wurden. Ranken zierten die Stühle als Detail und auf dem Kopf des Hauptthrons prangte das Symbol der Königsfamilie.

Hinter den 3 Thronen machte die seitliche Fläche einer Lotusblüte, den Anblick viel mächtiger. Die Farben Grün und Gold harmonieren perfekt miteinander, sodass niemand den Blick abwenden konnte.

Dort musste ich mich draufsetzen, um als Nachfolger das Königreich meiner Eltern zu regieren. Vorsichtig landete ich direkt vor dem Thron und starrte ihn nur an. Unsicher drehte ich mich um und sah den versteinerten Bewohner in die Gesichter. Es waren Familien die sich fest in den Armen hielten und nach einem Happy End hofften.

Kinder, die sich verzweifelt an ihre Eltern klammerten und Drachen, welche ihr Haupt traurig geneigt hatten. Ich musste den Thron annehmen, um das Leid der Lebewesen zu verjagen und das Gleichgewicht der Erde zu stabilisieren. Seufzend drehte ich mich wieder zum Thron, der mich bereits freudig anglänzte.

Meine Familie würde mir beistehen. Ich wäre nicht alleine und müsste nicht alles stemmen müssen. Sie würden mich tatkräftig unterstützen, das hatten sie mir versprochen.
,, Na dann los geht's ", sagte ich zu mir selber. Tief atmete ich durch und setzte mich dann auf den Thron.

Dragon's soul (bxbxb) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt