5. In Löcher bestehende Zivilisation

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Killian

Am nächsten Tag bereiteten wir uns auf die Reise in das Unbekannte vor. Ich schnallte gerade die letzte volle Tasche an Ryan, der sich in seiner prachtvollen Drachenform befand. Er musste unsere Sachen schleppen und gleichzeitig auf uns aufpassen,  während wir uns um Tommy, Kian, Blair und Florian kümmerten.

Nachdem alles fest an Ryan geschnallt war, verwandelten wir uns ebenfalls zu Drachen. Maxi nahm Tommy auf den Rücken, sowie auch Florian, damit Tommy ihn gut festhalten konnte. Blair und Kian verwandelten sich ebenfalls in ihre Drachenformen und waren so winzig im Vergleich zu uns.

Die beiden Babydrachen konnten bereits fliegen, das hatten wir ihnen früh beigebracht, aber sie konnten nicht so lange wie wir fliegen. Wenn sie bemerken würden, dass ihre Kraft nicht mehr ausreichte, waren wir ihre Insel. Sie konnten auf uns landen und verschnaufen, bis sie wieder Kraft und Lust dazu hatten selber zu fliegen.

Kian und Blair waren noch nie so weit geflogen und blieben nur in unserer Nähe. Heute würden sie viel weiter fliegen und auch mal etwas anderes sehen als das Schloss. Umso mehr hatten sich die Kinder auf das neue Abenteuer gefreut, als wir es ihnen noch gestern Abend erzählt hatten.

,, Seid ihr alle bereit?", fragte ich meine Familie etwas aufgeregt. Alle nickten bejahend, sodass ich abhob, gefolgt von den anderen. Nur ich konnte wissen wo wir hin mussten, wobei ich auch nur nach Instinkt flog.

Wir flogen nach Osten, dort wo die Sonne jeden Tag aufging und uns aus unseren Schlaf weckte. Da wir erst am Mittag losgeflogen waren, hatten wir die Sonne über unsere Rückenpanzer, der herrlich von ihr erwärmt wurde. Ryan mit seinen tiefschwarzen Schuppen hatte es an einigen Sommertagen nicht sehr leicht und hielt sich dann meistens in schattigen Bereichen auf.

Die Kinder schien die Sonne jedoch nicht zu stören und tobten sogar jetzt in der Luft bei vollem Sonnenschein wie die Verrückten. Ich sah meinem Sohn sehr gut an, dass er auch mit Kian und seiner Schwester in der Luft spielen wollte.

Da er aber ein Mensch war, konnte er ihnen nicht folgen und musste weiterhin vor Tommy sitzen bleiben, der ihn zur Sicherheit festhielt. Sehnsüchtig sah er ihnen dabei zu wie sie Spaß daran hatten, um uns zu fliegen und dabei sehr stürmisch waren.

So kam es dann auch, dass die beiden Rabauken nach wenigen Minuten landen mussten. Ein Flügelschlag bei uns, waren fünf von den Kleinen und da sie sowie rumgealbert hatten, war es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis sie nicht mehr konnten.

Blair landete auf Liams in der Sonne schimmernden Schuppenpanzer, welcher diese wunderschöne Farbe besaß. Seine stechend lilanen Augen gaben einen märchenhaften Kontrast zu seinen silbernen Schuppen ab.

Kian hingegen landete auf seinem Vater, wo sich ebenfalls sein Papa befand mit meinem Sohn. Ich flog weiterhin meiner Nase nach und genoss die kurze Kälte immer wenn wir unter einer Wolke hindurch flogen.

Das Schloss war schon lange hinter uns verschwunden. Die Natur war auch nicht mehr so grün frisch und lebendig wie am Schloss Muderia. Auf dem Boden wuchsen kaum Pflanzen und man konnte die Hitze sehen welche über den Boden flimmerte.

Anhand dieses Anblicks vermutete ich, wir waren im Reich der Feuerdrachen. Diese trostlose Gegend erstreckte sich Kilometer weit, bis ich etwas sah, was mich zum Staunen brachte. Es war ein riesiges Loch mitten auf dem Land !

Es erstreckte sich 10 km lang durch die Wüste und hatte die perfekte Form eines Kreises.
,, Dort befindet sich das Nest der Luftdrachen.  Sie wohnen in dem Rand des Abgrunds, der bis zu 10,000 Meter in die Tiefe geht", erklärte uns Ryan.

Also war das gar nicht das Reich der Feuerdrachen? Vermutlich hatten sie sich die Gegend ausgesucht, da sie hier mit ihren Kräften ungestört umgehen konnten, ohne irgendwelche Lebewesen zu gefährden.

Was ich mich aber fragte war, wie dieses riesige, perfekt geformte Loch entstanden war. Existierte es schon vorher oder wurde es erschaffen?
,, Das ist unglaublich ", staunte auch Liam über dieses Naturphänomen.

Ryan war von uns allen derjenigen, der über diese Welt richtig Bescheid wusste, denn in den letzten 50 Jahren hatten wir uns nur im Schloss Muderia aufgehalten, um unsere Kinder sicher großziehen zu können.

,, Ihr solltet aufpassen. In der Nähe des Abgrunds gibt es starke Windböen, die sich teilweise auch durch das ganze Königreich ziehen. Bisher waren wir im ruhigen Bereich ", warnte uns Ryan schon einmal vor.

Für uns stellten die Windböen eine große Gefahr da, besonders mit unseren Kindern, sowie auch Tommy. Die Winddrachen kannten sich, im Gegensatz zu uns, mit dem Wind aus und konnten ihn besser bezwingen oder umleiten, als wir.

Kurz bevor wir das Nest der Luftdrachen erreicht hatten, schossen einige Drachen aus dem Nest hinaus. Es waren Dimiandrachen, die man an ihrem langen Körper und den kurzen Beinen erkannte. Im Jahre 2070 waren diese Drachen, als Puppen bei Paraden im chinesischen Raum vertreten.

Sie flogen auf uns zu, griffen uns allerdings nicht an. Mit genügend Abstand zu uns, flogen sie um uns herum und musterten uns misstrauisch.
,, Was sucht ihr hier?", schnaubte einer der Wächter sehr unhöflich an uns gewandt.

Voraussichtlich beschützten sie die Hauptstadt der Luftdrachen und sorgten für Ordnung und Sicherheit. Wir kamen mit unserem unangekündigten Auftreten sehr bedrohlich rüber, obwohl unsere Absichten nicht schlimm waren.

,, Wir sind nur auf der Durchreise und fliegen nur über euer Reich. Ich kann euch versichern, dass wir keine bösen Absichten haben ",  regelte Ryan diese Angelegenheit mit dem Wächter. Der Wächter sah uns an und musste die Kinder, sowie auch unsere Sachen an Ryan bereits erkannt haben.

Niemand der etwas Böses möchte, würde schwer bepackt und mit Kindern auftauchen. Obwohl dies eine gute Tarnung wäre, wenn man in der Hauptstadt Unterschlupf suchen würde, um dann aber kriminell tätig zu werden.

Wir wollten allerdings nur weiterfliegen und uns nicht dort unten niederlassen für ein paar Nächte. Dementsprechend sahen wir in den Augen der Wächter weniger kriminell aus und Ryan müssten sie bereits erkannt haben.

Die Könige oder auch Prinzen der Drachenwelt waren bei jedem bekannt und waren gut erkennbar.
,, Wir begleiten euch über unsere Stadt, nur um sicher zu gehen ", beschloss der Wächter rücksichtsvoll.

Ich hatte definitiv nichts dagegen und die anderen sicherlich auch nicht, denn so wurden auch wir vor Böen oder anderen Drachen geschützt. Ohne irgendwelche Einwände führten sie uns über ihre Stadt, im Boden.

Staunend beobachtete ich die Löcher in den Wänden des Grabens, woraus einige neugierige Drachenköpfe hinausguckten. Die meisten der Drachen waren Dimiandrachen und passten dementsprechend auch gut in die Löcher in den Wänden, die den Eingang zu deren Häuser darstellten.

Einige Nestlinge flogen wild umher und spielten an den Wänden des Grabens. Andere ausgewachsene Drachen kamen und auch verließen ihre Häuser, während die jungen Erwachsenen für sich warben. In ein paar Monaten war wieder Paarungszeit und die jungen Drachen schienen es kaum zu erwarten eine eigene Familie zu gründen.

Dragon's soul (bxbxb) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt