42. Florians Worte

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Killian

Florian und ich waren nun schon einige Tage hier gewesen und hatten das Leben in vollen Zügen genossen. Heute würde es soweit sein, das konnte ich spüren. Deshalb lag ich schon den ganzen Tag in unserem Unterschlupf, damit ich die Eier direkt in unser selbst gebautes Nest legen konnte.

Mein Schatz suchte die ganze Zeit weitere Blätter oder Stöcker zusammen und kam jedes Mal vollbepackt wieder zu mir zurück. Er wollte unser Nest noch besser ausbauen, damit es seine kleinen Geschwisterchen auch wirklich gemütlich hatten. Dabei war er Feuer und Flamme, das konnte ich an seinen Augen sehen.

Er legte seine zusammengesuchten Gegenstände ab und fing schon an das Nest weiter auszubauen. Selbst Blumen als Dekoration durften nicht fehlen. Schlussendlich war die Fläche wo die Eier liegen sollten mit weichen Blättern abgedeckt und die Stöcker, welche er in den Rand versteckt hatte, dienten als Stabilisierung.

Über den Rand hatte er nochmal eine Schicht der Blätter gelegt und ein paar bunte Blumen in die Seiten gesteckt. Das Endergebnis sah wirklich großartig aus und auch Florian schien mit seiner Arbeit zufrieden zu sein.
,, Das sieht großartig aus mein Schatz", lobte ich meinen stolzen Sohn. Er wuchs jetzt schon zu einem kleinen Mann heran, obwohl er hier noch als 'Baby' angesehen wurde.

,, Hoffentlich ist es bequem genug ", murmelte Florian nachdenklich und kratzte sich leicht am Kopf. So viele Gedanken hatte selbst ich mir noch nicht gemacht, aber seine Aufregung war eben ziemlich groß.
,, Bestimmt. Du hast dir ja ganz viel Mühe gegeben, da kann es nur gemütlich sein ", schnurrte ich glücklich.

Mit einem Nicken stellte er sich nochmals zufrieden und kam dann zu mir herum. Er setzte sich im Schneidersitz vor mich hin. Mit großen Augen sah er mich an, wodurch ich ihm fragend entgegen blickte.
,, Alles gut mein Schatz?", fragte ich ihn daraufhin skeptisch. Wieso sah er mich denn nun so an?

,, Du kannst loslegen. Ich bin fertig ", erklärte mir mein Sohn aufgeregt. Seine Augen glänzten mich regelrecht an und wartete darauf, dass ich endlich anfing. Lachend schüttelte ich den Kopf und leckte meinem Schatz über die Wange.
,, Ich kann das nicht steuern. Deine Geschwister entscheiden wann sie rauskommen wollen ", erwiderte ich daraufhin. Nun sah mich mein Florian schmollend an, kroch aber im nächsten Augenblick zu meinem Bauch.

Er legte seine Hände vorsichtig auf meinen Bauch ab und küsste ganz sanft die Stelle, wo seine Geschwister schlummerten.
,, Ihr könnt rauszukommen. Mama ist bereit und euer Nest ist auf fertig ", flüsterte Florian seinen Geschwistern zu. Ich sah ihm dabei amüsiert zu, bis tatsächlich ein kurzer Schmerz durch meine Bauchgegend schoss.

Hatten sie ihn etwa verstanden oder war das ein reiner Zufall gewesen? Egal was der Grund dafür war, die Babys wollten nun endlich raus. Florian rannte wieder zu mir, weil er bemerkt hatte wie ich mich plötzlich verkrampft hatte.
,, Kommen sie?", fragte Florian neugierig.

,, Ja", presste ich hervor und begann die Eier aus meinem Körper zu drücken. Beruhigend strich mir Florian über die Nase und summte irgendein Lied. Solange presste ich die Eier aus mir, welche behutsam in Florians selbstgebauten Nest landeten.

Beim fünften und letzten Ei geriet ich an die Grenze meiner Kräfte. Ich schnaufte erschöpft, während ich meine Augen kaum noch offenhalten konnte.
,, Das schaffst du Mama! Nicht aufgeben!", machte mir mein Sohn Mut, sodass ich nochmal all meine Kraft zusammensammelte, um dann das letzte Ei herauszupressen.

Nachdem auch das geschafft war, erschlafften meine Muskeln und die Anspannung fiel von mir ab. Aufgeregt flitzte Florian los, um nach seinen Geschwistern zu sehen. Ich legte mich nur hin und entspannte meinen glühenden Körper.
,, Wow Mama, sie sind wunderschön ", staunte mein Schatz über die Eier.

Bisher hatte ich noch kein Blick auf sie geworfen, sodass ich mich schwerfällig zu ihnen umdrehte. Als ich meine Babys sah, stiegen mir sofort die Tränen in die Augen. Florian hatte recht gehabt, sie waren wunderschön. Die Eier waren hauptsächlich in einem helleren grün, welches aber nicht zu grell ins Auge stach.

Vermutlich stand dies für die Gabe des Drachen. Zusätzlich zierten weiß, schwarz, lila und gold die Eier. Sie waren so einzigartig, wie sie alle in unterschiedlichen Farben prallten. Es sah sehr edel aus und dennoch ein wenig verspielt. Wenn Ryan und Liam sie sehen würden, würden sie aus allen Latschen fallen.

,, Du kannst dich jetzt ausruhen Mama. Ich pass auf sie auf!", stellte sich Florian selbstsicher zur Verfügung. Er war wirklich ein wahrer Sonnenschein.
,, Danke mein Schatz. Wenn was ist weck mich auf", bat ich ihn schmunzelnd. Schnell nickte er mir zu und streichelte im nächsten Augenblick über eins der Eier.

Erleichtert schloss ich die Augen und ruhte mich von der anstrengenden Geburt aus. Früher war ich immer von Drachen fasziniert gewesen, als mir meine Oma jeden Tag eine Geschichte über sie erzählte. Als sie nicht mehr da war, kaufte ich mir Bücher über sie, wo sie aber meistens nur als blutrünstige Monster beschrieben wurden.

Wenn diese Welt wirklich mit der anderen übereinstimmte, wunderte ich mich wirklich nicht über diese Geschichten. Wir hätten es selber zu verschulden, so wie wir mit den Menschen umgingen. Mittlerweile wusste ich es jedoch besser. Drachen waren keine Monster, sie waren friedliche Wesen, die genau die selben Gefühle hatten wie Menschen.

Natürlich gab es in der Drachenwelt auch Verbrecher, aber bei den Menschen war es auch nicht viel anders. Meine Oma hatte immer an das Gute geglaubt und nun fragte ich mich wirklich, ob sie von der Wahrheit wusste oder ob es nur ihre blühende Fantasie war.

Durch ein Stupsen wurde ich aus meinen leichten Schlaf geweckt. Brummend schlug ich die Augen auf und sah urplötzlich meine beiden Gefährten vor mir stehen. Erschrocken blickte ich sie an, doch sie schmiegten sich nur lieblich an mich. Wieso waren sie hier?
Durften sie überhaupt hier sein?

,, Was macht ihr hier?", fragte ich sie überrascht. Sie legten sich zu mir und kuschelten sich näher an mich heran.
,, Wir sind hier um euch abzuholen ", antwortete Ryan auf meine Frage und leckte mir über die Nase. Abholen? Ich hatte vorhin gerade erst die Eier gelegt und nun sollte ich schon fliegen können?

,, Ich habe vorhin erst die Eier gelegt ", schnaubte ich empört. Mein Körper musste sich auch erstmal erholen, bevor es weitergehen konnte. Ich war kein Roboter!
,, Das haben wir gespürt und hatten uns deswegen schon auf den Weg gemacht ", erklärte nun auch Liam.

,, Gut, also wisst ihr, dass ich nicht sofort losfliegen kann", schnaubte ich wieder.
,, Ja, das wissen wir und wir fliegen erst los, wenn du dich erholt hast ", versprach mir Ryan zuversichtlich. Mit einem Nicken legte ich mich wieder hin und entspannte mich wieder. Meine Gefährten passten solange auf die Kinder auf und kuschelten gleichzeitig mit mir.

Dragon's soul (bxbxb) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt