37. Unerfüllte Kindheit

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Ryan

Wütend schmiss ich den Brief auf den Boden und trat drauf. Am liebsten würde ich ihn verbrennen, aber auch wenn er verbrannt wäre, würden sie auf uns warten. Meine Eltern schickten mir einen Brief, indem stand, dass sie uns für unser verpatztes Treffen verzeihen und sie uns demnächst bei sich erwarteten!

Sie wussten ganz genau warum wir nicht bei ihnen erscheinen konnten! Zudem war Killians Brüllen überall zu hören gewesen, aber uns die Schuld dafür zuzuschreiben war mal wieder typisch meine Familie. Wir hatten so viel um die Ohren und ich war mir sicher, dass ihnen bewusst war, wie sich Killian in den letzten Tagen fühlen musste.

Glücklicherweise wussten sie nicht, dass es ihm wieder besser ging, aber sie wussten auch nicht das er unsere Kinder trug! Wenn sie Killian auch nur zu nahe kamen, platze bei mir die Bombe. Ihnen ging mein Wohlergehen total am Hintern vorbei! Das einzige was wirklich interessant war, war meine Macht.

Ich konnte nicht von einer sorgenfreien Kindheit sprechen oder von den Tagen welche mir am besten mit meiner Familie gefielen. Man konnte sie als emotionslose Gierschlunde bezeichnen. Das wollte ich meinen beiden süßen Gefährten nicht antun und gerade jetzt wo Killian schwanger war.

Er befand sich im dritten Monat und sollte bald zu den Brutstätten aufbrechen! Ihn jetzt unter Stress oder anderem zu stellen war Gift für unsere Schwangerschaft! In den Brutstätten legten die Drachen ihre Eier ab, weil dieser Ort ruhig und harmonisch war. Außerdem wurde auf das Wohlbefinden jedes einzelnen Drachen geachtet.

,, Was ist denn mit dir los?", fragte mich Liam, welcher gerade in den Thronsaal kam. Er hatte wohl meinen finsteren Blick bemerkt, der in dieser Situation mehr als nur berechtigt war.
,, Meine Familie...", knurrte ich sauer. Liam legte seinen Kopf schief und entdeckte den Brief unter meinen Füßen.

,, Was ist mit ihnen?", fragte er mich sanft. Meine Gefährten waren meine Rettung, ansonsten wäre ich schon längst verrückt geworden. Ich nahm meinen Fuß von dem Brief und bückte mich nach ihm. Danach drückte ich ihn Liam in die Hand.

Prüfend sah er mich an und öffnete ihn als ich ihm ein zustimmendes Nicken gab. Langsam begann er ihn zu lesen und runzelte nach einiger Zeit seine Stirn. Vermutlich konnte sich Liam meine Familie nun besser vorstellen. Am liebsten würde ich sie ihnen gar nicht vorstellen.

,, Uff die sind ja von einer speziellen Sorte ", gestand mir Liam überwältigt. Seufzend rieb ich mir die Schläfe. Das würde ein Desaster werden.
,, Hör zu Ryan. Deine Familie scheint sehr auf dieses Treffen zu bestehen und wenn sie meinen sie müssten uns zum besuchen zwingen, können wir das auch. Wenn wir keine Lust mehr haben, gehen wir einfach wieder", meinte Liam protzig.

,, So einfach wird das nicht ", musste ich meinen Gefährten enttäuschen, dieser jedoch zeigte nur Zuversichtlichkeit.

,, Sie können uns nicht zwingen zu bleiben und glaube mir. Mit den richtigen Worten schafft man alles", schnaubte Liam selbstsicher. Dank seiner protzigen Haltung, schlich sich ein Schmunzeln in mein Gesicht.

,, Danke. Nun müssen wir es noch Killian sagen ", murmelte ich bedrückt. Liam nahm mich an die Hand und zerrte mich zu unserem Gemach. Dort spielten Kian und Florian, während es sich Killian auf der Couch gemütlich gemacht hatte und mit Tommy plauderte.

,, Wir haben unerfreuliche Nachrichten ", sagte Liam zwischen ihr Gespräch. Finster sahen sie ihn an, doch als er Killian den Brief überreichte, änderten sich die Blicke sofort. Killian nahm ihm sofort den Brief ab und las ihn sich komplett durch. Am Ende sah er mich mit hochgezogener Augenbraue an.

,, Meine Familie lädt niemanden zu sich ein. Wenn dann ist es ein Befehl ", seufzte ich frustriert. Das lief schon immer so und wer nicht kam, stand auf ihrer schwarzen Liste.
Sie duldeten keine Ausreden oder Absagen.
,, Gut dann werden wir sie besuchen ", willigte Killian schulterzuckend ein.

,, A.. Aber..", wollte ich ihm widersprechen, da unterbrach er mich jedoch.
,, Ryan wenn es deiner Familie so auf dem Herzen liegt uns zu sehen, können wir doch nicht ablehnen. Außerdem müssen sie mit einer schwangeren Mutter, kurz vor der Brutzeit aushalten und nicht ich", fügte er noch gleichgültig hinzu.

Bisher lief die Schwangerschaft einwandfrei, aber an diesem Tag durfte Killian seine Gefühlen freien Lauf lassen, auch wenn er sie nur spielte. Das Gespräch würde interessant werden... hoffentlich gingen sie nicht aufeinander los. Auf meine Brüder müsste ich besonders aufpassen.

,, Dann machen wir uns reisefertig, wir wollen das doch schnell hinter uns bringen ", meinte Killian motiviert und ging mit Tommy die Sachen packen. Vorher hatte er sich auf das Treffen mit meiner Familie gefreut, nun war ich froh, dass er ihnen nicht traute. Der Brief war der beste Beweis für ihr wahres Ich.

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~ nächster Tag ~

Mit den Taschen auf den Rücken drehte ich mich zu meiner Familie um, welche sich für den bevorstehenden Flug vorbereiteten. Dieses Mal nahmen wir auch ein paar Wächter mit. Nur zur Sicherheit. Am Vortag hatte ich mit Raven über unsere kleine Reise gesprochen und wie erwartet versprach er mir Sicherheit für unser gesamtes Königreich.

Sobald alle fertig waren hoben wir in die Lüfte auf den Weg zum Reich der Schattendrachen. Diese Reise verlief reibungsloser als unsere Vorherige, nur machten wir für Killian regelmäßige Pausen, damit er sich kurz erholen konnte.

Nachdem wir vier Stunden unterwegs waren, kamen wir im Reich der Schattendrachen an. Die Landschaft war genauso wie meine Kindheit. Trostlos und traurig. Die Pflanzen verwelkt, der Boden trockener als Maxis Witze.

Die Hauptstadt der Schattendrachen lag unter der Erde, die man per Tunnel erreichen konnte. Für Killian war der Eingang dick genug und damit uns niemand entgegen kam, gab es extra noch Löcher die für das verlassen der Stadt bestimmt wurden.

Ich flog voran, in den Eingang und die anderen folgten mir unsicher mit hinein. Mithilfe von kleinen selbst leuchtende Kristallen, wurde uns der Weg beleuchtet. Sie waren für mich das einzige gewesen, was mir Hoffnung brachte. Wenn ich sie sah, sagte ich mir immer 'Auch im Schattenreich existiert Licht '.

Als Kind hatte ich mir nichts weiteres gewünscht, als eine liebevolle Familie zu haben, die mir Geborgenheit und Liebe vermittelte. Dann als ich vor 50 Jahren meine neue Familie kennenlernte, konnte ich mein Glück gar nicht in Worte fassen. Ich wollte sie niemals loslassen, weil sie mein armes Leben als Prinz bereicherten.

Dragon's soul (bxbxb) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt