2. Dieses Mal keine Antwort

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Kilian

In unserem Gemach sah ich mich in meiner kleinen privaten Bibliothek nach einem Buch um, welches mir einen Hinweis auf unser neues Problem gab. Die Katastrophe mit der Krankheit war zwar weitaus größer gewesen, aber wenn Kinder spurlos verschwanden konnte ich nicht einfach nur herumstehen.

Wenn Blair oder Florian von einem Tag zum anderen verschwand, würde ich vermutlich jeden Stein umlegen, bis ich sie fand. Die Kinder waren unsere Zukunft und wenn es keine Zukunft gab, würden die Drachen aussterben.

Ich suchte bei Mythen, bei gefährlichen Phänomenen und bei altertümlichen Fakten. Jedes einzelne Regal stöberte ich genaustens ab und doch war mein Ergebnis schlussendlich eher mager, mit 4 Büchern.

Optimistisch verließ ich meine private Bibliothek, die ich bekommen hatte, als wir unser Gemach aus Platzgründen wechseln mussten. Hauptsächlich hatten wir es wegen den Kindern getan, denn auch wenn ich es nicht wahrhaben wollte, wuchsen sie zu Erwachsenen Menschen oder auch Drachen an.

Hier hatte jedes Kind ein eigenes Zimmer und ich bekam meine eigene private Bibliothek, mit 1000 Büchern und ein eigenes Behandlungszimmer. Auch wenn sich die Beziehung zwischen Menschen und Drachen in den letzten 50 Jahren verbessert hatte, akzeptierten sie sich trotzdem nicht richtig.

Das hatte auch zur Folge, dass Florian und auch Tommy keinen Arzt bei Krankheiten oder Verletzungen hatten. Also stellte ich mich ihnen zur Verfügung und hatte mir somit in den letzten 50 Jahre ein grandioses medizinisches  Wissen aneignen können.

Nun aber zurück zum Hauptthema. Mit den vier Büchern in den Armen kehrte ich zu meinem Gefährten, Liam, zurück. Er hatte es sich auf unserer schwarzen Couch gemütlich gemacht, die grüne Umrandungen hatte, sowie auch grüne Kissen.

Vor der Couch zierte ein silberner Teppich den Boden und diente als Unterlage für unseren Tisch aus Glas. Vorsichtig legte ich die Bücher auf den Tisch ab, ehe ich mich neben Liam auf die Couch niederließ.

,, Wie willst du das alles bis heute Abend schaffen?", fragte mich Liam mit hochgezogener Augenbraue. Süß lächelte ich ihn an, schnappte mir ein Buch, nur um es ihm hinzuhalten.

,, Mit deiner Hilfe", beantwortete ich seine Frage und blickte ihn bittend an. Bekräftigend hatte ich meine Unterlippe vor gezogen und setzte den süßesten Blick auf, den ich hatte.

Ergeben seufzte er und drückte mir einen Kuss auf die Stirn, während ich stolz strahlte und ihm das Buch in die Hand drückte. Liam hatte all die Jahre Bücher gelesen, um sicherer lesen zu können. Seitdem ich ihm die Grundlagen beigebracht hatte, sah ich ihn hin und wieder mit der Nase in irgendwelchen Büchern stecken.

Mit Blair sollte ich bald auch mal anfangen lesen zu lernen, denn so jünger man war, umso leichter fiel es einem zu lernen. Später würde es ihr vielleicht zwischen anderen Dingen zu viel werden.

Ich wartete nur den richtigen Zeitpunkt ab und Zeit war genau das, was Liam und ich nicht mehr hatten. Wir lasen Stunde für Stunde und der Abend rückte immer näher. Plötzlich klopfte es an unserer Tür.

Wenn es Ryan mit den Kindern gewesen wäre,  dann hätten sie einfach reinkommen können, aber anscheinend erwartete ich noch Besuch.
,, Ich gehe ", informierte ich Liam, der mir noch immer in sein Buch vertieft zustimmte.

Eilig legte ich mein Buch auf den Tisch, stand auf und flitzte zur Eingangstür, die ich dann auch öffnete. Fröhlich bildete sich ein riesiges Lächeln in meinem Gesicht, als ich meinen besten Freund, Tommy und Kian sah.

,, Was verschafft mir die Ehre für deinen Besuch Rotkäppchen?", fragte ich meinen grinsenden besten Freund belustigt. Lachend zog er mich in seine Arme, nur um mich festzuhalten, während er meine langen Haare durchstrubbelte.

,, Ey lass das ", lachte ich ausgelassen und zwängte mich aus seinen Fängen des Hinterhalts.
,, Wir wollten nur mal vorbei schauen ob alles in Ordnung ist. Das Schloss ist ziemlich in Aufruhr, wenn dir das nicht entgangen ist Prinzesschen ", ärgerte mich mein bester Freund, aber das war schon Gewohnheit zwischen uns.

,, Natürlich weiß ich Bescheid. Kommt doch rein ", bat ich sie und machte ihnen Platz. Maxi, Tommy und der kleine Kian betraten unser Gemach und liefen so wie jedes Mal in die Wohnstube, in der Liam las.

,, Wo ist Florian?", fragte mich Kian schüchtern und drückte sich in die Brust seines Papas. Ich lächelte ihn sanft an und setzte mich zu Liam, der sein Buch bereits weggepackt hatte.

,, Er spielt mit Blair draußen ", meinte ich schmunzelnd. Er und Florian wurden beste Freunde, obwohl wir manchmal das Gefühl hatten, es steckte mehr dahinter. Beweisen konnten wir es nicht und ihre Gefährten hatten sie auch noch nicht offiziell gefunden.

Dafür waren die beiden Jungs auch noch etwas zu jung vom äußerlichen Erscheinungsbild. Für uns Drachen galten sie noch als Babys mit runden 50 Jahren. Niemand würde von ihnen verlangen, sich gegenseitig zu testen, ob sie Gefährten waren und besonders wir als Eltern nicht.

,, Schade ", nuschelte er enttäuscht an der Brust vom Tommy. Beruhigend kraulte dieser durch das rote Haar seines Sohnes.
,, Aber nachher könnt ihr sicherlich mal spielen ", munterte ich den schüchternen Jungen auf und erhielt ein eifriges Nicken zurück.

,, Nachher wird wieder eine Versammlung stattfinden, weil Kinder überall spurlos verschwinden ", erklärte ich Maxi und Tommy, die sehr geschockt aussahen. Tommy bekam langsam ein blasses Gesicht und drückte seinen kleinen Sohn enger an sich.

,, Wie kann das sein? Drachen passen auf ihre Kinder auf als wären sie ihre Luft zum atmen. Niemand traut sich einer Drachenmutter das Kind zu stehlen, ohne das sie sich auf einen stürzt", knurrte Maxi besitzergreifend. Er hatte Angst um seine Familie und dabei war er nicht der einzige.

,, Ich weiß es nicht. In den Büchern steht bislang auch nichts brauchbares ", seufzte ich gestresst. Dieses Mal konnte ich nicht viel beitragen, da fehlte mir einfach die dazugehörige Erfahrung.

Ich war vielleicht nur der Auserwählte für die erste Rettung der ganzen Drachen, bevor sie allesamt ausgestorben wären.
,, Ich werde auch anwesend sein. Vielleicht kann ja Liam dieses Mal mit Tommy auf die Kinder aufpassen ", schlug mein bester Freund eine Alternative vor.

Er wollte ebenfalls als Vater wissen, welche Entscheidungen getroffen werden und wie es weiterging. Prüfend sah ich zu meinem Gefährten, um zu gucken, ob es für ihn in Ordnung wäre dieses Mal bei den Kindern zu bleiben.

,, Das ist kein Problem. Ihr beide könnt mit Ryan gehen, ich werde mit Tommy auf die Kinder aufpassen ", stimmte er flexibel zu. Liam hatte eine sehr friedliche und verständnisvolle Seele und nahm es Maxi nicht übel dabei sein zu wollen.

Dragon's soul (bxbxb) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt