13. Bröckelndes Gestein

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Killian

Auf einmal leuchtete der Thron hell auf und zwang mich meine Augen zu schließen. Nachdem ich mir sicher war, dass alles in Ordnung war, öffnete ich meine Augen und sah wie zuvor die Bewohner in Steinstaturen verwandelt. Ich dachte sich würde etwas verändern oder das irgendwas magisches passierte, aber da war rein gar nichts.

Alles war noch so wie es vorher war. Fassungslos sah ich mich um und blickte an mir herunter. Überrascht weitete ich meine Augen, als ich das seidig weiche Gewand an mir sah. Wo kam das denn her? Hatte es vielleicht was mit dem hellen Licht zutun, das aus dem Thron kam?

Es war weiß wie Schnee und hatte wunderschöne grüne Details, die sich über das ganze Gewand zogen. Ich fühlte mich wohl und schön, aber das half den anderen und mir auch nicht viel weiter. Enttäuscht stand ich auf und lief zu den Treppen, welche den Thron optisch erhöhten.

Erschrocken wich ich zurück, als eine grüne leuchtende Linie vor meinen Füßen auftauchte und sich immer weiter ausbreitete. War das jetzt gut oder schlecht? Niemand konnte mir diese Frage beantworten, aber ich sah ihr mit gerunzelter Stirn hinterher.

Sie lief den Boden genaustens ab und nahm jede noch so große Erhöhung mit. Nachdem ich sie nicht mehr sehen konnte, weil sie bereits den ganzen Saal überflogen war, zuckte ich nochmals erschrocken zusammen. Dieses Mal aber, weil eine Steinschicht von den Staturen abblätterte und die Bewohner frei gaben.

Bei jedem schien es unterschiedlich schnell zu bröckeln, dennoch verlief der Vorgang ziemlich schnell. Innerhalb weniger Minuten war jede Seele von dem Leid befreit. Es schien mir so als hätte jemand die Zeit wieder laufen lassen. Aufgeregte Stimmen erfüllten den ganzen Saal und weil mich eh bisher niemand bemerkte ging ich zu den großen Fenstern, um nach der grünen Linie zu schauen.

Keine Ahnung wie sie das gemacht hatte, aber sie hatte die Bewohner befreit und zog sich gerade durch das ganze Königreich. Ich beobachtete dies nur stumm und griff halt suchend in mein Gewand. Jetzt fehlte nur noch meine Familie und alles wäre vollkommen.

,, Eure Majestät?", fragte plötzlich jemand hinter mir. Sofort spannte sich jeder Muskel meines Körpers an, bevor ich mich dann langsam zu der fremden Stimme umdrehte. Es war ein Mann mittleren Alters, er hatte weiße Haare und strahlend blaue Augen.

Wenn ich mich so umsah, hatten fast alle die Merkmale vom Reich der Naturdrachen, weiße Haare und ein weiß grünes Gewand.
,, Eh.. ja?", fragte ich unsicher zurück. Es waren so viele Augenpaare auf mich gerichtet, obwohl man mich zuerst nicht registriert hatte.

,, Der Thron hat euch als würdig ernannt und wir folgen euch stets und unterstützen euch jederzeit ", versicherte er mir ernst. Er und auch alle Anwesenden in diesem Saal verbeugten sich ehrenvoll vor mir. Etwas verloren nahm ich ihre Geste des Respekts an.

,, Das ist wirklich sehr nett ", erwiderte ich daraufhin, als sich einfach niemand erhob. Auch nachdem ich mich mehr oder weniger bei ihnen bedankt hatte, erhob sich keiner von ihnen. Nervös stammelte ich herum und erkannte das Problem nicht.

,, Ihr könnt euch wieder erheben", sagte ich dann überfordert. Ein Glück stellten sie sich wieder richtig hin. Ich musste eindeutig an meiner Selbstsicherheit feilen und viel mehr über das Regieren lernen.
,, Unsere vorherige Königsfamilie ist wegen der Schwarzschuppenkrankheit gestorben, aber es gibt einen aus ihrer Familie, der am Leben sein könnte ", fing der Mann an mir etwas zu erklären.

,, Dieser Thron ist für ihn bestimmt und wir hoffen ihr versteht das", erklärte er mir immer leiser werdend. Es sah so aus als hätte er Angst vor meiner Reaktion und wenn ich ihm in seine blauen Augen sah konnte ich es eindeutig lesen. Er hatte wirklich Angst davor von mir bestraft zu werden, weil er die Wahrheit gesagt hatte.

,, Natürlich verstehe ich das, aber wo liegt das Problem?", fragte ich den Mann mit hochgezogener Augenbraue. Ich dachte immer ich sah meinem Pa ähnlich, doch nun zweifelte ich ein wenig daran.

,, Wenn er auftaucht, müsst ihr euren Platz als König ihn übergeben", nuschelte der Mann unsicher und neigte seinen Kopf vor mir, um mir zu sagen, dass er es nicht böse meinte. Andere Könige wären wohlmöglich ausgerastet, aber ich war alles andere als radikal.

,, Das wird denke ich nicht passieren. Mein Name lautet Killian. Jüngster Sohn von Michael und Andreas Cämzi. Ich bin das Ei gewesen, welches ihr damals in Sicherheit gebracht habt", offenbarte ich mich ihnen mühelos. Es wusste sowieso schon die ganze Welt, da spielten die paar Leute mehr auch keine Rolle.

,, Wusst ichs doch ", ertönte die Stimme eines starken Mannes, der sich uns näherte. Er trug eine grüne Rüstung an seinem Körper, die bei jeden noch so kleinen Sonnenschein zu glänzen begann. Seine weißen Haare hatte er zu einem normalen Zopf gebunden, mithilfe eines grünen Bändchen.

,, Ihr seid euren Pa wie aus dem Gesicht geschnitten. Ich bin glücklich das unser Plan funktioniert hatte und das es euch gut geht", meinte der Mann erleichtert. Sein Gesicht zeigte kein bisschen Emotionen, aber anhand seiner Stimme und seiner Seele konnte ich ihm dieses Gefühl ablesen.

Am besten sollte ich niemanden sagen, dass ich meine Eltern wenn ich schlafe oder sonstiges begegnete. Sie würden mich für verrückt halten oder mich wegen meinen Fähigkeiten früher oder später jagen. Das war mir viel zu gefährlich, also schwieg ich lieber.

,, Ich werde mein bestes geben, um dieses Königreich anständig zu regieren. Dazu brauche ich jedoch meine Gefährten und den Rest meiner Familie, die ich auf dem Weg hierher verloren habe ", erklärte ich dem Mann vor mir. Vermutlich war er einer der Wächter hier gewesen zu der Zeit, wo meine verstorbene Familie noch lebte.

,, Wo habt ihr sie verloren ?", fragte er mich überrascht, ob nun wegen meinen Gefährten oder wegen dem Rest meiner Familie.
,, An einem Steinbogen", antwortete ich ihm etwas hilflos. Er schien auch nicht besonderes viel damit anfangen zu können seiner Verwirrung nach zu urteilen.

,, Könnt ihr mich an die Stelle bringen wo ihr sie als letztes gesehen habt?", fragte er mich höflich. Ich nickte ihm schlicht zu und verwandelte mich in einen Xylmer, weil ich mich irgendwie in einem Menschen zurück verwandelt hatte, als ich mich auf den Thron gesetzt hatte. Auch er verwandelte sich in solch einen und folgte mir, als ich losflog. Hoffentlich fanden wir sie, waren meine Gedanken.

Dragon's soul (bxbxb) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt