43. Kapitel

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Kurz durchlief ich einen inneren Check: Beine – ok; Arme – ok; Kopf  - auch ok. Vom Herzen sprechen wir jetzt einfach nicht weiter. Ich sah ihm tief in seine Augen und bedeutete ihm mit meinem Finger, zu mir zu kommen. Sein Blick war mit einem Mal ausdruckslos, aber gleichzeitig fasziniert. Er setzte sich auf meine Bettkante, aber ich winkte ihn noch näher zu mir, sprechen konnte ich immer noch nicht.

Als er endlich nur noch Zentimeter von mir entfernt war, griff ich in sein Genick und zog seinen Hals direkt an meinen Mund.

Gierig ritzte ich mit meinen Zähnen eine dicke Ader an seinem Hals auf und saugte daran, damit noch mehr Blut kam. Zu meinem Glück hatte der Junge keinerlei Widerstandskraft und sank förmlich gegen mich. Gott, sein Blut schmeckte so gut! Ich spürte wie meine Kräfte zurück kamen, mein Hals fühlte sich besser an, mein Rücken, einfach alles... Aber ich musste aufhören... meine ganze Einlieferung war schon seltsam genug, eine Leiche wäre nicht hillfreich. Ok, nur noch ein Schluck... Oder zwei... Oder.. Nein! Mit einem Ruck riss ich mich von ihm los und er landete auf dem Boden. Doch er stöhnte vor Schmerz und ich wusste, dass ich gerade noch den richtigen Absprungpunkt getroffen hatte. An meinen Lippen klebte noch das Blut und ich leckte es gierig ab. Dann schlug ich schwungvoll die Decke weg und sprang aus dem Bett.

„Na das ist doch schon viel besser.", sagte ich laut und lachte als mir meine Stimme endlich wieder gehorchte.

Am liebsten hätte ich meine Flügel gleich mit frei gelassen, so beschwingt fühlte ich mich, aber dann wäre eine Wand vermutlich mit umgerissen worden. Nicht gut. Also ließ ich es.

Ich streckte mich kurz genüsslich und beugte mich dann zu meinem Retter / Opfer hinab. Was für eine Ironie, dachte meine teuflische Seite, die ihn eben am liebsten ganz ausgesaugt hätte.

Aber das ging nunmal einfach nicht. Also richtete ich ihn auf, so gut es ging, und sah ihm noch einmal mit schwarzen Augen beschwörend an.

„Beantworte meine Fragen: Wie heißt du?", fragte ich ihn.

„Brian."

„In welcher Stadt befinden wir uns?"

„Irvine."

„Und wie viele Leute wissen, dass ich hier bin?

„Nur die Notärztin. Es ist Nacht und sie wusste nicht, was dir genau fehlt, also hat sie einfach Ruhe und Antibiotika verordnet."

„Sehr gut.", lächelte ich und zeigte meine blitzenden Reißzähne.

Ein letztes Mal überlegte ich, doch noch ein paar Schlucke von ihm zu nehmen, aber ich verwarf es und manipulierte ihn stattdessen so, dass er dachte, er hätte sich eine Verletzung am Hals zugezogen und wäre ins Krankenhaus gegangen. Ich war nie da gewesen. Danach suchte ich nach meinen Klamotten, ehe mir aufging, dass das Unsinn war, schließlich hatte ich meine Fähigkeit! Schnell ließ ich ein einen grauen, extra kurzen Tellerrock, ein schwarzes Top und meine geliebten hohen, schwarzen Riemchensandalen erscheinen. Dann legte ich unter Mühe Brian ins Bett und schon war ich auch aus dem Zimmer geschlüpft.


Auf dem Gang musste ich zum Glück gar nicht lang suchen, bis ich das Schwesternzimmer fand. Die Notärztin, von der mir Brian erzählt hatte, sah mich sofort wütend an und wollte wahrschienlich etwas sagen wie: „Sofort zurück ins Bett!", aber ich kam ihr zuvor und drang in ihren Geist ein.

„Kein Rumgeschreie, keinen Widerstand. Kommen sie mit."

Sie lief hinter mir her in eine kleine Abstellkammer, die ich entdeckt hatte. Sobald sie mit drinnen stand, schloss ich die Tür und schlug meine Zähne in ihren Hals. Das war genau das, was ich brauchte Blut, Blut und noch mehr Blut. Ich hatte schließlich eine schwierige Zeit hinter mir und wahrscheinlich vor mir, richtig? Erneut hörte ich erst kurz vor ihrem Herzstillstand auf. Ob ich das wohl je richtig hinkriegen würde?

Erneut manipulierte ich sie, dass sie von einem männlichen Patienten, der offensichtlich schwer geistig behindert war, gebissen worden war. Wieder hatte es mich nie gegeben.


Danach lief ich mit schwingendem Rock aus dem Krankenhaus, hinaus in die Nacht. Unglücklicher Weise waren in der gesamten Umgebung nur noch mehr medizinische Einrichtungen. Ich seufzte laut und stellte mich an die Straße. Da Irvine immer noch eine Art Vorort von L.A. war, hatte ich auch bald Glück und ein schwarzer Sportwagen hielt neben mir an.

„Na Kleines, Lust auf 'ne heiße Nacht?", fragte mich der Typ im Wagen schmierig, nachdem er das Fenster runtergelassen hatte.

Was hatten die heute alle, dass sie mich Kleine nannten?! Na denen zeig ich's...

Betont langsam und hüftschwingend lief ich zum Auto und machte die Tür auf. Ich beugte mich so runter, dass er mir weit in den Ausschnitt sehen konnte und sagte dann betont hoch: „Klar, Süßer, aber nur wenn der Club genauso heiß ist, kapiert?"

Mit offenem Mund starrte er mich, oder eher meinen Körper an, während ich mich auf den Beifahrersitz fallen ließ.

Ich spürte wie sein Blut in Wallungen kam und mit einem Mal ließ er den Motor aufheulen und legte einen U-Turn hin. „Kannst du haben, Kleines."

Meine Augen rollten sich praktisch von allein, aber eins musste ich diesem hohlen Typen lassen: Autogeschmack hatte er, den ich befand mich in einem Porsche Carrera S im Racing Style, wie ich nun an der Innenaustattung erkannte. Er fuhr im Rekordtempo, bis wir auf eine Straße kamen, die offensichtlich eine Art Partymeile war.

Nur seltsamerweise war die ganze Straße voll mit Krankenwägen.

Aber nirgends war auch nur ein einziger Mensch zu sehen.


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Jaaa... also, Meinungen? :)


xoxo, Marie

Ein lebender MythosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt