28. Kapitel

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Anfangs war es schwieriger, als ich gedacht hätte, mit der Flosse zu schwimmen. Sie zog mich immer wieder runter, auf den Boden. Damon hingegen schwamm fröhlich vor mir her und hatte anscheinend überhaupt keine Probleme damit! Es war, als wäre er hierfür geboren. „Wie machst du das?“ , fragte ich ihn schließlich frustriert.

„Was meinst du, Engel?“

„Warum kannst du so gut schwimmen? Mich zieht es immer wieder auf den Boden! Als hätte ich nicht genug Kraft...“ , dabei steigen mir Tränen in die Augen. Sofort war Damon neben mir und legte seinen Arm um meine Schulter.

„Keine Sorge, du kriegst das schon noch hin. Versuch es einfach wieder so wie damals, als du zum ersten Mal deine Vampir-Fähigkeiten ausgetestet hast!“ Zuerst sah ich ihn nur verwirrt an, doch dann verstand ich: „Du meinst, ich soll nur daran denken?“ Er nickte einfach nur.. Nun hatte ich neuen Mut gefasst und versuchte es noch einmal: Ich stellte mir vor, wie meine Schwanzflosse kräftig schlug und ich einfach nur geradeaus schwamm. Ja! Es klappt!, dachte ich und sendete es dankbar zu Damon. Ich war innerhalb von drei Sekunden etwa zwanzig Meter geschwommen und wartete kurz auf Damon, als ich ihn in meinen Gedanken hörte: Wie wäre es mit einem Wettrennen?

Kannst du haben!, antwortete ich lachend und war auch schon weg.

Wo soll es eigentlich hin gehen?, fragte ich ihn noch, doch da sah ich es auch schon: Der Strand! Oh Gott, er wollte es wirklich drauf ankommen lassen, ob wir unsere Beine wiederbekommen würden, sobald wir an Land wären. Als ich etwa dreißig Meter vom Ufer entfernt war, stoppte ich und sah Damon auch schon neben mir auftauchen. „Gewonnen!!!“ , rief ich, um ihn abzulenken. Vielleicht hatte ich ja Glück und mit etwas Ablenkung vergaß er, was er vorhatte.

Doch die Hoffnung war umsonst: Kaum, dass er neben mir zum halten kam, sah er den Strand und schwamm auch schon weiter. „Mist...“ , murmelte ich vor mich hin. In einer abgelegenen Bucht, tauchte er schließlich, bis er nicht mehr im Wasser war, sondern schon halb im Sand lag.

Ich blieb vorerst vollständig im Wasser und beobachtete ihn: Wenn ihm etwas zustieß, konnte ich ihn schließlich immer noch schnell ins sichere Wasser ziehen. Doch schon bald sah ich, dass meine Sorge unbegründet war und Damon recht hatte: Kaum war er aus dem Wasser raus, begannen seine Schuppen wie durchsichtig zu werden und zu verschwinden. Seine Beine kamen schließlich wieder zum Vorschein. Ich hörte ihn neckend in meinem Kopf: Komm schon, es tut nicht weh! Ich atmete noch einmal tief ein und aus und schwamm zögerlich an den Strand. Die Luft, die kaum dass ich den Kopf durch die Wasseroberfläche gestoßen hatte, fühlte sich plötzlich seltsam an. Prickelnder und frischer, nach der ganzen Zeit auf dem Meeresgrund. Damon war inzwischen aufgestanden und reichte mir seine Hand, mit der er mich vollständig an den Strand zog. Ich schaute nur auf meine Flosse: Auch sie verblasste immer mehr und schließlich trug ich wieder meine kurze Jeans konnte ich meine Beine wieder richtig bewegen. „Ich kann es gar nicht glauben... ! Das kann doch gar nicht wahr sein!“ , sagte ich laut. „Wieso nicht? Wieso sollte es keine Meerjungfrauen und -männer geben?“ Grinsend sah mich Damon an und sagte weiter: „Ach ja, stimmt: Weil es genauso unglaublich wäre, wie die Geschichte von den Vampiren!!!“ Ich verdrehte nur lachend die Augen. „Jetzt bleib doch mal ernst! An Vampire hab ich ja schon immer geglaubt, aber Meerjungfrauen sind für mich noch etwas ungewohnter...“ „Denkst du für mich nicht? Ich lebe seit 300 Jahren auf dieser Erde und bin bis heute noch keiner begegnet!“

„Ja, aber trotzdem...“

„Nein, nicht trotzdem, Engel. Du hast gesehen, was wir jetzt auch sind. Und sei ehrlich: Es gefällt dir doch auch, oder?“, fragte Damon mich und sah mich auffordernd an.

„ …Ja. Du hast schon recht.“, gab ich schließlich widerstrebend zu.

„Na siehst du.“, lachte er mich an. Er war so richtig gelöst und locker, so kannte ich ihn sonst gar nicht. Er war wie befreit.

„Wir sollten aber nach Hause gehen, Mom wird sich schon Sorgen machen, wo ich die ganze Zeit bin, es ist schließlich Sonntag!“, sagte ich und ließ mir von Damon auf helfen.

„Ach nein, lass uns hierbleiben.Was sollen wir dort noch?“, fragte Damon mich und etwas gereizt antwortete ich ihm: „Sie ist meine Mom, Damon! Ich hab sie lieb, auch wenn ich sie manipuliert habe... Das war ja schließlich auch zu ihrem eigenen Schutz. Ich werde noch die nächsten Jahre bei ihr leben.“

Da schien er endlich richtig zu begreife, was sie für mich bedeutete. Er sah mich lange an und sagte schließlich: „Na schön. Dann gehen wir eben.“, und nahm meine Hand, während wir durch die relativ vollen Straßen wieder zu mir nach Hause gingen.

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