8. Kapitel

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Es war, trotz meiner anfänglichen Angst, ein herrliches Gefühl, mit Damon über die Straßen zu jagen! Ich klammerte mich mehr als nötig an ihm fest, um seinen berauschenden Duft nach Bergamotte, Kardamom, Orange und Leder einatmen zu können und lehnte ab und zu meinen Kopf zurück und sah in die Sterne, während der Wind an meinen Haaren zog... Es war wie in einem Traum...

Ich sah nur noch Damons Rücken und wünschte mir, die Fahrt würde nie mehr enden.

Ich war gewissermaßen enttäuscht, als er von der Autobahn abfuhr und in ein Waldstück einbog.

„Und was jetzt? Willst du mich hier heimlich aussaugen und liegen lassen?" , fragte ich ihn spielerisch, als er die Maschine abgestellt und wir unsere Helme abgenommen hatten. Leider sagte er dazu nichts, sondern nahm einfach meine Hand und führte mich in den Wald hinein.

„Wo gehen wir hin?" , fragte ich ihn nochmals, aber diesmal flüsternd. Ich wusste auch nicht, warum ich leiser sprach, aber es kam mir auch nicht richtig vor, die Stille der Nacht zu durchbrechen. Damon hatte mir noch nicht geantwortet, als ich es sah:

Ein Haus, so groß wie ein Schloss, aber doch nicht protzig.

Nein, es sah aus, als hätte es schon immer genau dort gestanden und sich mit der Zeit seiner Umgebung angepasst, denn es war gänzlich mit dunkelgrünem Efeu überwachsen.

„Was... ?" , begann ich, doch meine Stimme brach mir weg. „Es ist schon seit Ewigkeiten im Besitz meiner Familie und ich wollte es dir zeigen. Ich dachte, es wäre netter, als eine Disko, wo man sein eigenes Wort nicht einmal versteht." , erklärte Damon mir nun endlich. Als ich mich zu ihm umdreht um ihm zu sagen, wie schön dieses Haus war, sah ich, wie er mich anschaute.

Als wäre ich... ein Geschenk, auf das er seit Jahren gewartet hatte.

Nun konnte ich nicht mehr anders und trat näher an ihn heran.

Er sah mich erkennend an, anscheinend dachte er dasselbe wie ich.

Als ich noch einen Schritt näher zu ihm kam, konnte ich den Hunger in seinen Augen sehen und ich legte endlich meine Lippen, auf die seinen. Ich konnte mich ihm einfach nicht mehr erwehren, er hatte wie ein Netz um mich gespannt und ich verstrickte mich immer mehr darin, obwohl mir niemand sagen konnte, ob es richtig war oder nur eine meiner Launen...

Es war, als würde jemand in mir ein Feuer entfachen, ich konnte mich nicht zurück halten und küsste ihn heftiger, als ich es tatsächlich vorgehabt hatte. Aber da er mich genau so zurück küsste, hörte ich auch nicht auf. Seine Lippen lagen drängend auf meinen, aber trotzdem mit einer Zärtlichkeit, die mich erschauern ließ. Ich hatte schon so viel über seine Küsse gelesen, aber ihm jetzt und hier wirklich so nahe zu sein war einfach überwältigend. Er war schöner, dunkler und verführerischer, als jeder den ich kannte.

Und das liebte ich. Ich wollte ihn, wie sonst niemanden zuvor.

Nachdem wir uns, beide schwer atmend voneinander gelöst hatten, legte er sanft den Arm um meine Schultern und führte mich ins Hausinnere.

Es war Wahnsinn. Das Haus war noch größer, als es von außen aussah.

„Wow!" , sagte ich.

Damon seufzte: „Ja, ich weiß."

Ich drehte mich zu ihm um. „Hm? Was weißt du?"

„Ich dachte das Haus gefällt dir nicht." , mit zusammengekniffenen Augen sah er mich zweifelnd an.

„Machst du Witze?", fragte ich ihn lachend. „Ich liebe das Haus!"

Nun sah er mich verständnislos an. „Aber es ist... verwahrlost und..."

„Nein!", unterbrach ich Damon. „Äh, also ich meine du hast schon recht, aber es ist einfach... so wie ich mir immer mein Traumhaus vorgestellt habe.", gab ich zu. Und darauf sah er mich wieder mit diesen dunklen Augen an und ich wusste einfach nicht mehr, was ich machte, als sich meine Lippen wieder, wie von selbst auf seine legten. Was war mit mir los? Sonst war ich doch auch nicht so... unbeherrscht. Aber seine Küsse waren wie Adrenalin, das durch meinen Körper floss. Damon küsste mich, bis ich kurz davor war, ohnmächtig zu werden. Ich kriegte kaum noch Luft, als ich blitzartig keinen Boden mehr unter meinen Füßen spürte. Auf einmal lag ich in Damons Armen und er trug mich, ohne dass wir aufhörten uns zu Küssen, in ein geräumiges Schlafzimmer. Das Bett, was als einziges darin stand, war aus dunklem, warmen Holz auf dem kalten Parkett. Als Damon mich auf es legte, spürte ich, wie die weiche Matratze mit der Bettwäsche nachgab. Ich überlegte keinen Moment, ob das was wir hier machten richtig oder falsch war: Dafür sagte mir mein Herz nur allzu deutlich, dass es perfekt war. Ich kannte ihn erst so kurz, ich weiß, aber durch die Serie und seine Küsse, die mir genau sagten, was er dachte, war er mir näher als meine besten Freunde, die ich seit Jahren kannte. Es war für mich wie Liebe auf den ersten Blick.

Mir hatte Damon schon meine Jacke und mein T-Shirt ausgezogen, doch als seine Küsse immer drängender wurden, begann auch ich, ihm langsam seine Lederjacke auszuziehen. Er küsste meinen Hals, als ich plötzlich fühlte, wie er zubiss. Erschrocken schrie ich auf. „Damon!" Erstaunlicher Weise tat es aber nicht weh! Ich... begehrte ihn nur noch mehr.

Ein Keuchen entwich meinem Mund.

Doch gerade, als der Raum sich um uns zu drehen begann, riss Damon sich von mir los. „Marie! Oh Gott, das wollte ich nicht! Ich... konnte einfach nichts dagegen tun! Ich bin wie weggetreten..." , sagte er. Dein Lippen waren wie geschwollen und seine Augen waren noch dunkler geworden. Um sie herum hatten sich viele feine Adern gebildet, die nun hervor traten und ihm das Aussehen eines wahren Dämons gaben. Er war schöner denn je. „... Und ich habe zu viel genommen. Alles in Ordnung?" Ich konnte ihm nicht antworten. Zu stark hatten mich meine Gefühle noch im Griff. Ich starrte auf seinen Hals.

„Wenn du mir jetzt dein Blut geben würdest, würde ich mich verwandeln, oder?" Als er begriff, was ich da sagte, stand er sofort auf und trat einen Schritt zurück. Seine ganze Haltung war jetzt so ablehnend, dass es mir fast das Herz brach. „Nein, du wirst kein Vampir werden! Das... wäre nicht gut für dich!"

„Ich will es aber! Woher weißt du, was gut ist für mich und was nicht? Außerdem: Ich dachte so etwas würde nur jemand wie Stefan sagen..." , sagte ich, in dem genauen Wissen, dass er seinen Bruder, oder besser dessen anfängliche Abneigung, Elena zu verwandeln und er sie jetzt doch bekommen hatte, hasste. Ich berührte die Bissspur, die Damon hinterlassen hatte: Sie brannte wie die Hölle. Nun stand auch ich auf und ging langsam auf ihn zu.

„Ich will für immer mit dir zusammen sein, Dam." , nannte ich ihn bei seinem Spitznamen. „Ich weiß, du kennst mich erst seit... zwei Tagen, aber ich weiß, was ich will. Dich! Und... es tut weh." , sagte ich und berührte wieder den Biss, dessen Schmerzen mir inzwischen die Tränen in die Augen trieb.

„Mach dass es aufhört."

Ich stand nun so dicht bei ihm, dass sich unsere Lippen nahezu berührten. Ich sah gerade noch, dass er die Augen genussvoll verdrehte und schließlich schloss. „Ich liebe dich! Verwandle mich und ich kann dir zeigen wie sehr.", betörte ich ihn weiter flüsternd.

Trotz dass ich ihn erkennbar zu überreden versuchte, sagte ich die Wahrheit: Ich liebte ihn! Und ich würde für ihn mein sterbliches Leben aufgeben. Mit ihm wollte ich die Ewigkeit verbringen.

Sichtbar gab er nach: Seine Hände legten sich wieder auf meinen Rücken und er küsste wieder meinen Hals. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass er aus dem Schrank hinter sich, ein Taschenmesser zog. Als er sich am Hals entlang einen Schnitt zufügte, sah ich fasziniert zu. Das Blut, was heraus floss, war so dunkelrot wie Wein. Meine Atmung ging schneller, als er mich mit den Worten „Wie du es dir wünschst... sein meine Prinzessin der Nacht." zu dem Schnitt zog. Ich hörte die Sehnsucht in seiner Stimme und als meine Lippen sich auf das Blut legten, konnte ich im ersten Moment nicht glauben, wie es schmeckte: Metallisch, ja, aber es strömte meine Kehle mit einem so warmen Gefühl hinab, als würde ich wirklich Wein trinken. Es war berauschend und ich fasste wie von selbst in sein Haar, um ihn noch näher an mich heran zu ziehen.

Doch schließlich, als ich offenbar genug getrunken hatte, zog Damon mich von der Quelle des Blutes weg und küsste mich. Auf meinen Lippen war noch ein Rest seines Blutes gewesen, was den Kuss noch prickelnder und verführerischer machte.

Meine Beine gaben unter mir nach, doch Damon fing mich genau auf und trug mich zum Bett. Heute Nacht würde keiner von uns beiden allein sein.

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